Der Papst und die Diakoninnen

Dürfen Frauen zu Diakonen geweiht werden?

Für die einen ein Rütteln am letzten Tabu, für andere der Traum von Frauen am Altar. Papst Franziskus will eine Studienkommission einberufen, die eine mögliche Zulassung von Frauen zum Amt des Diakons prüfen soll.

Berechtigt oder veraltet? Bisher waren Frauen von der Diakonenweihe ausgeschlossen. Ändert sich das nun? (Bild: imago) © imago

Seit seinem Amtsantritt hat Franziskus zwar regelmäßig eine Stärkung von Frauen in der katholischen Kirche gefordert. Doch ging es dabei um Posten wie jene einer Caritas-Direktorin oder um eine Leitungsaufgabe an der römischen Kurie in den Bereichen Familie und Laien. Die Öffnung eines Weiheamtes für Frauen stand auch unter dem Argentinier nie zur Debatte. Ihre Zulassung zum Priesteramt schloss er wiederholt aus.             

Die neue Kommission soll nun die Rolle von Diakoninnen in der Alten Kirche untersuchen. Parallel dazu will der Papst die Glaubenskongregation beauftragen, neue Untersuchungen zu diesem Thema auszuwerten. Denn zumindest das ist unter Befürwortern und Gegnern weitgehend unbestritten: Endgültig festgelegt ist das kirchliche Lehramt in dieser Frage - im Gegensatz zum Priesteramt - nicht, auch wenn das geltende Kirchenrecht Frauen von der Weihe ausschließt.                  

Details zur Zusammensetzung und zum Arbeitsauftrag des Gremiums sind noch nicht bekannt; ob es zu einem konkreten Ergebnis kommt, bleibt abzuwarten. Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper äußerte sich in einer ersten Reaktion zurückhaltend. Er verwies darauf, dass es in der Vergangenheit durch die verhärteten Fronten zu einem Stillstand in der Debatte gekommen sei. Er selbst hatte bei einem Studientag der Deutschen Bischofskonferenz 2013 als möglichen Ausweg ein spezifisches Diakonat für Frauen vorgeschlagen, das nicht mit einer Weihe verbunden ist.                 

Bekannt ist hingegen, wie der Glaubens-Präfekt Kardinal Gerhard Ludwig Müller über ein Diakonat der Frau denkt. Er hatte sich vor seiner Berufung nach Rom mehrfach dagegen ausgesprochen. Sein Hauptargument lautete, dass die Weihen zu Diakon, Priester und Bischof eine theologische Einheit bildeten. In dieser Perspektive gilt der kategorische Ausschluss von Frauen vom Priesteramt dann automatisch auch für das Diakonat.                       

Befürworter eines Frauendiakonats - wie der Tübinger Emeritus Peter Hünermann, Mitbegründer des Netzwerks "Diakonat der Frau" -, weisen dieses Argument zurück. Sie halten dagegen, eine solche Sichtweise entstamme einer mittlerweile überholten mittelalterlichen Theologie und stehe im Widerspruch zur Praxis der Alten Kirche.                           

Im Vatikan beschäftigt man sich bereits seit mehr als 60 Jahren mit einem möglichen Diakonat der Frau - ohne zu einem abschließenden Ergebnis gekommen zu sein. Bereits 1976 hieß es in einem offiziellen Kommentar zur Erklärung "Inter Insigniores", es bedürfe noch eingehender Studien, bevor eine abschließende Entscheidung getroffen werden könne.                        

Das wichtigste theologische Beratergremium der Glaubenskongregation, die Internationale Theologen-Kommission, äußerte sich 2003 zumindest skeptisch zu einer möglichen Zulassung von Frauen, legte jedoch keine eindeutige Empfehlung vor. Die Frage müsse vom Lehramt geklärt werden.                            

Die Kommission gab zu bedenken, dass das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) und das seitherige kirchliche Lehramt die Einheit der Weihen zum Diakon, Priester und Bischof stark betonten. Zudem schrieb das Gremium renommierter Theologen aus aller Welt, man könne die Diakonissen der Urkirche nicht einfach mit den Diakonen von heute gleichsetzen. Die Frage der Weihe von Diakoninnen in der Alten Kirche ließ die Kommission ausdrücklich offen. Weiter geschürt worden war die Debatte unterdessen 2001, als der Vatikan Kurse zur Vorbereitung von Frauen auf das Diakonat verbot. Doch auch damit war die Frage selbst nicht geklärt.                             

Unter Befürwortern eines Diakonats der Frau weckte zuletzt eine Änderung des Kirchenrechts durch Benedikt XVI. im Jahr 2009 neue Hoffnungen. Demnach handelt ein Diakon nicht mehr "in der Person Christi, des Hauptes" wie ein Priester oder Bischof. Diese Neuerung, die eine deutliche theologische Abwertung des Diakonats gegenüber den beiden anderen Weihestufen bedeutet, eröffnet aus Sicht von Befürwortern eines Diakonats der Frau neue Spielräume.                               

Dies alles hätte eine Studienkommission jetzt zu vertiefen. Die Entscheidung muss letztlich jedoch der Papst treffen. (kna)