Medienhaus Sankt Michaelsbund

Künstlerin zeigt vergessene Drucktechnik in der Buchhandlung

Platz im Kofferraum muss sie nicht freiräumen. Die Handpresse mit der die Künstlerin Anna Käse nach München reist, ist nicht groß. In der Buchhandlung Michaelsbund wird sie damit ein traditionsreiches künstlerisches Verfahren zeigen und vorstellen, wie eine Radierung entsteht.

Künstlerin Anna Käse © privat

An der Kunsthochschule Essen hat Anna Käse vier Jahre lang Druckgraphik studiert. Berühmte Künstler wie Rembrandt oder Picasso haben die Radierung geliebt. „Aber leider ist die Technik etwas in Vergessenheit geraten“, bedauert Anna Käse, die oft und gerne mit ihr arbeitet. Für jede Radierung zeichnet sie mit einer Stahlnadel direkt auf eine Kupferplatte, die sie anschließend mit Farbe einschwärzt und wieder wegwischt. So bleibt die Farbe nur in den eingeritzten Linien zurück. Zusammen mit einem darauf liegenden Büttenpapier kommt die Platte zwischen die beiden Walzen der Handpresse. Üblich ist der Abzug von etwa 15 Blättern. Mit mehreren Platten lassen sich auch farbige Drucke herstellen.

Das Drucken selbst ausprobieren

Ein umständliches Verfahren, das viel Genauigkeit erfordert, das die 39-jährige Künstlerin aber besonders liebt. In der Buchhandlung Michaelsbund in München lässt sich Anna Käse vom 16. bis zum 18. März beim Abziehen auf die Finger schauen. Interessierte Besucher und eingeladene Schülergruppen dürfen sich zudem die eigenen Finger schmutzig machen, denn sie können den Druckvorgang selbst ausprobieren.

Neugierig auf den Michaelsbund

Auf den Michaelsbund ist die aus Werl stammende Malerin und Graphikerin auf der Frankfurter Buchmesse gestoßen. Dort ist sie mit Stefan Eß ins Gespräch gekommen, dem Direktor des Katholischen Medienhauses. Dass es schon seit über 120 Jahren besteht und sich in den unterschiedlichsten Zeiten behaupten konnte, hat Anna Käse überrascht und neugierig gemacht. Dass die beiden Gebäude des Sankt Michaelsbundes im Herzen Münchens das großzügige Erbe eines kinderlosen Ehepaares sind, noch mehr. Der Hauptlehrer Friedrich Hall und seine Frau Karoline Hall haben diese Liegenschaft in der Münchner Herzogspitalstraße/Ecke Herzog-Wilhelm-Straße dem Sankt Michaelsbund hinterlassen. Der erhält und pflegt das Grab der 1925 beziehungsweise 1929 verstorbenen Eheleute bis heute. „Dass der Michaelsbund dafür immer noch dankbar ist, hat mich gerührt, das finde ich so warmherzig“, erzählt Anna Käse.

Blick in die Welt und in den Himmel

Im Haus selbst erinnert sichtbar jedoch nichts an die beiden Stifter, von denen sich nicht einmal Fotografien erhalten haben. Im Gespräch zwischen Stefan Eß und Anna Käse entstand die Idee, das Ehepaar und ihr Geschenk mit einem Bild oder besser zwei Bildern zu würdigen, denn die geerbte Liegenschaft umfasst ja zwei Häuser. Und weil die Kulturförderung sogar in der Satzung des Michaelsbundes verankert ist, hat der Direktor die Künstlerin gleich damit beauftragt. Die beiden Gebäude hat Anna Käse in zwei Varianten als aufgeschlagenes Buches gestaltet. Umgeben sind sie von einem Regenbogen, Blumen, einer Sonne - in der der geheimnisvolle Umriss einer Person zu sehen ist - aber auch von Sternen oder einer Weltraumstation. Denn der Michaelsbund verbindet durch seine Bildungs-, Bücherei- und Medienarbeit Menschen, eröffnet Blicke in die Welt und in den Himmel - in einer offenen katholischen Grundhaltung.

Einzigartige Tuschzeichnungen

Dazu tragen bis heute auch die Stifter der Gebäude bei. Auf beiden Bildern findet sich der Schriftzug: „In ewiger Dankbarkeit Karoline und Friedrich Hall“ und sie tragen den Titel „Der Michaelsbund hat ein Zuhause“. Damit sie einzigartig sind, hat Anna Käse das Werk nicht als Radierung ausgeführt, sondern als farbige Tuschzeichnungen, richtige Unikate. Weil sie die beiden Kunstwerke selbst nach München bringt, ist die Idee entstanden, auch noch die Handpresse in den Kofferraum zu packen und in der Buchhandlung die Arbeit der Künstlerin praktisch vorzuführen und auszustellen. „Ich freue mich schon sehr darauf, in diesem besonderen Haus zu sein“, sagt Anna Käse, bevor sie die letzten Farben auf die Blätter zeichnet, die der Michaelsbund in Auftrag gegeben hat.

Die Künstlerin Anna Käse führt ihre Arbeit von Donnerstag, 16. März, bis Samstag, 18. März, jeweils von 11:00 bis 13:30 Uhr und von 15:30 bis 18:00 Uhr vor. In der Buchhandlung Michaelsbund, Herzogspitalstr. 11, 80331 München. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Der Autor
Alois Bierl
Chefreporter Sankt Michaelsbund
a.bierl@michaelsbund.de