Schäftlarner Konzerte

Dirigieren als Gottesdienst

Der Begründer der Schäftlarner Konzerte, Benno Forster, ist 80 Jahre alt geworden. Nun beginnt die neue Saison. Musikgenießer können sich auf den Auftakt am Samstag, 30. April, besonders freuen.

Jedes Konzert ist für Benno Forster ein religiöser Akt. (Bild: Hartmann) © Hartmann

Benno Forster ist ein Schäftlarner Urgestein. 1947 kommt der gebürtige Niederbayer zusammen mit seinem Bruder ins Internat der Benediktinerpatres. Nach dem Krieg war das die einzige Möglichkeit, ein Gymnasium zu besuchen, da die öffentlichen Verkehrsverbindungen nach Landshut noch schlecht waren.

Der Entschluss der Eltern, nach Schäftlarn zu ziehen, sollte eine Lebensentscheidung für Forster werden: Er verbringt dort seine Gymnasialzeit, wechselt zum Abitur, das damals in Schäftlarn noch nicht gemacht werden konnte, nach Augsburg. Anschließend studiert Forster in München und Köln Musik, Musikwissenschaften sowie Germanistik. Er entscheidet sich für den Lehrberuf, geht für das Referendariat zurück nach Bayern, legt hier das zweite Staatsexamen ab und kehrt 1966 heim nach Schäftlarn, inzwischen ist er verheiratet mit seiner Frau Gisela.

In Schäftlarn beginnt seine rege musikalische Tätigkeit: Er gründet einen Schulchor, der Konzertniveau erreicht, und führt 1968 junge Orchestermusiker und Musikstudenten zusammen, mit denen er zunächst noch in der Turnhalle des Gymnasiums musiziert. Der Abt unterstützt die Aktivitäten seines jungen Musiklehrers und so dürfen sie von der Turnhalle in die Kirche umziehen – einen der schönsten Rokokoräume Bayerns, schwärmt Forster heute noch. Im Juli und September 1968 finden die ersten öffentlichen Aufführungen statt: Die „Schäftlarner Konzerte“ werden geboren und finden seither jährlich im Frühjahr und Sommer statt, mit einem Ensemble, das sich zusammensetzt aus Musikern der drei großen Münchner Orchester, die gerne in diesem wunderbaren Raum und unter der Leitung von Benno Forster musizieren.

Das Programm stellt der Musiker passend zum Raum zusammen – vor allem die Wiener Klassik ertönt im weiß-goldenen Gotteshaus. Forster hat bereits sämtliche Symphonien und viele Messen von Wolfgang Amadeus Mozart mit dem Schulchor aufgeführt, dessen Qualität die Profimusiker des Orchesters stets überzeugte. Das habe mit der guten Zusammenarbeit mit der Schule zu tun gehabt, blickt er zurück. Die Sänger seien vor den Konzerten schulisch entlastet worden, um ausführlich proben zu können.

Vor kurzem feierte Benno Forster seinen 80. Geburtstag. Aber ans Aufhören denkt er noch lange nicht. Allerdings hört man im Gespräch heraus, dass er doch froh ist, dass seit einigen Jahren Sohn Michael einen Teil der Aufgaben übernimmt, die die längst zur Institution gewordenen Konzerte mit sich bringen. Michael, Solo-Oboist der Bergischen Symphoniker, dirigiert drei der diesjährigen fünf Konzerte und bereichert sie mit seinen neuen Ideen in der Programmgestaltung: Er lässt unbekanntere Komponisten im Umfeld der Wiener Klassik erklingen und wagt ganz neue Zusammenstellungen wie eine Kombination von argentinischem Tango mit barocken Streichersuiten.

Benno Forster hat noch eine andere Leidenschaft: Reisen mit seiner Frau Gisela, mit der er heuer bereits Goldene Hochzeit feierte. Sein Wirken, überlegt Forster, sei ein Dienst an der Musik. Jedes Konzert, ob nun mit geistlicher oder sogenannter weltlicher Musik, sei für ihn ein religiöser Akt, wie ein Gottesdienst in seiner geliebten Klosterkirche von Schäftlarn, einem der schönsten Juwele, die Bayern zu bieten hat. Nun beginnt die neue Saison der Schäftlarner Konzerte. Musikgenießer können sich also auf den Auftakt am Samstag, 30. April, um 19 Uhr besonders freuen. (Annemarie Hartmann/sh)

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