Frohe Botschaft für die Umwelt

Diözesaner Nachhaltigkeitstag verbreitet Hoffnung

Es war eine Premiere im Erzbistum München und Freising: der diözesane Nachhaltigkeitstag statt. So verlief der Tag im Zeichen der Umwelt.

Über Ökostrom wurde an dem Tag heftig diskutiert. © AdobeStock/eyalg_115

München – „Sie sind die Akteure vor Ort!“ Mit diesen Worten begrüßte Claudia Pfrang, Direktorin der Stiftung Bildungszentrum, rund hundert Teilnehmer, die zum ersten diözesanen Nachhaltigkeitstag im Gebäude des Münchner Ordinariats gekommen waren. Unter dem Titel „verantworten. verändern“ wurden 14 Arbeitsgruppen angeboten, begleitet durch zwei Grundsatzreferate von Jesuitenpater Andreas Gösele (Hochschule für Philosophie in München) sowie von Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer bei „Germanwatch“ in Bonn – eine Nichtregierungs-Organisation, die sich für soziale Gerechtigkeit und Erhalt der Lebensgrundlagen einsetzt. Veranstalter des Tages waren die Stiftung Bildungszentrum, das Referat Umwelt des Erzbischöflichen Ordinariats, Arbeitsgemeinschaft der Katholischen Erwachsenenbildung der Erzdiözese und der Diözesanrat

Gottes Eigentum schonen

„Schwester Erde schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat.“ Diese Worte von Papst Franziskus aus der 2015 erschienenen Enzyklika „Laudato si’“ waren Ausgangspunkt für Referate, Diskussionen und Beiträge des Nachhaltigkeitstages. Ausgehend vom Schöpfungsbericht der Bibel definierte Pater Gösele die Aufgabe des Menschen als „zu schonen, was Gottes Eigentum ist und bleibt“, und aktive Fürsorge zu betreiben. „Wir sind dabei, uns selbst aus einer wohnlichen Welt zu vertreiben! Christliche Liebe muss dieser Zerstörung begegnen.“ Und er ermunterte: „Diese Verantwortung zu tragen ist weniger eine Last, wenn unser Engagement von Freude begleitet wird.“

Wie genau diese innere Haltung aussehen kann, analysierte Christoph Bals in seinem Vortrag über „die mögliche Rolle der Kirche bei der notwendigen Veränderung“. Die Enzyklika „Laudato si´“ vermittelt nach seinem Eindruck „eine Frohbotschaft statt Drohbotschaft“, sie sei kritisch und hoffnungsvoll zugleich. Daraus könne man lernen, wie man schwierige Fragen thematisiere: „Der Papst setzt auf Spiritualität, auf einen kontemplativen Lebensstil, der sich zutiefst freuen kann ohne auf Konsum versessen zu sein.“ Grundsätzlich, erläuterte Bals, fordere die Enzyklika eine universale Geschwisterlichkeit statt Rassismus. Auch das Klima definiere der Papst als Gemeineigentum. „Wenn jeder hier nur seinen Eigennutzen verfolgt, fahren wir gemeinsam an die Wand.“ Für die konkrete Umsetzung empfahl Bals, die ökologischen und sozialen Fragen nicht auseinander zu reißen. Zudem müsse genau hingeschaut werden, „welche Werte wieder regeneriert werden müssen, um überhaupt eine wertebasierte Debatte führen zu können“. In der Plenums-Diskussion wurde unter Beifall angesprochen, dass die eigene Verantwortung unter anderem auch im Wahlverhalten sichtbar werden müsse und jeder genau hinschauen müsse, welche Politiker bereit zu Veränderungen seien.

Energie sparen duch LED-Lampen

Die Reaktionen auf die Grundsatzreferate zeigten, dass jeder von den akuten Fragen betroffen ist: Welche Lebensmittel und Möbel kaufe ich, welche Mobilität nutze ich, und wo lege ich mein Geld an – denn auch Finanzanlagen beeinflussen das Klima. Das Sammeln von Argumenten für ein Umdenken und das mühsame Ändern von Verhalten – darum ging es in allen Arbeitsgruppen. Dass sich allein durch den Umstieg auf LED-Lampen bis zu 90 Prozent Energie einsparen lassen, zeigte der Energieberater Andreas Herschmann an seinem „Lichtkoffer“, mit dem er auch vorführen konnte, dass sich die Farbe der LED-Leuchtmittel wohltuend der alten Glühlampe angepasst hat. Fachleute zu Energiefragen stehen über die Abteilung Umwelt im Ordinariat zur Verfügung. Denn das wurde in den Diskussionsrunden schnell deutlich:  Laien können sich über Ökostrom oder Lüftungsfragen schnell die Köpfe heiß reden.

Prälat Peter Beer (Mitte) feierte mit den Teilnehmern zum Abschluss im begrünten Innenhof des Ordinariats eine Andacht.

„Netze der Gemeinschaft“ knüpfen

Hans Glück vom Kreisbildungswerk Traunstein vor unter dem Titel „Enkeltauglich leben“. Sechs Kursabende stehen jeweils unter einem anderen Thema. Ziel des Abends ist es, sich an einem Punkt ein Engagement zu überlegen – die Strategie der kleinen Schritte. Die Quote der Rückmeldungen zeigt, so der Kursleiter, dass sich kaum jemand eine Blöße in der Spielgruppe geben will und die Vorsätze tatsächlich in die Tat umgesetzt werden.

Das eigene Engagement wirkt allerdings nur nachhaltig, wenn „Netze der Gemeinschaft“ geknüpft werden. In diesem Sinn warb Sebastian Zink vom Diözesanrat in seiner Arbeitsgruppe dafür, gesellschaftliche Strukturen zu verändern auf der Grundlage eines Weltbildes, das die „Heiligkeit allen Lebens“ anerkennt. Beim konkreten Engagement sei es wichtig, auch nichtkirchliche Kooperationspartner mit ins Boot zu holen, um eine Position gegenüber einer Kommune zu vertreten – und gerade „über die spirituelle Dimension erreicht man die Menschen“, so Zink.

In seinem geistlichen Wort zum Abschluss betonte Generalvikar Prälat Peter Beer: „Irgendwie sind wir alle nicht perfekt, aber Jesus traut uns trotzdem zu, dass wir der Schöpfung Gutes tun!“ (Annette Krauß)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Umweltschutz