Mehrgenerationenhaus Murnau

Digital mobil im Lockdown

Das Miteinander der Generationen soll hier aktiv gelebt werden – so lautet seit 2008 der Leitspruch des Mehrgenerationenhauses der Caritas in Murnau. Doch zu Corona-Zeiten ist natürlich auch hier alles anders.

Ein „Corona-Schwerpunkt“ des Mehrgenerationenhauses ist das Angebot „Digital mobil im Alter“. © MGH Murnau

Murnau/München – Normalerweise können im Mehrgenerationenhaus der Caritas in Murnau Bedürftige ein kostenloses Mittagessen einnehmen, Kindern mit Migrationshintergrund wird beim Lernen geholfen oder die Caritas-Experten bieten niederschwellige Beratungen an. Man könne sich aber etwa auch bei Yoga-Kursen ausprobieren, ergänzt Leiterin Ursula Lampl. Das Herzstück der Einrichtung sei der offene Treff, der sich wahlweise in eine Caféstube, ein Spielzimmer oder einen Treffpunkt der Generationen verwandeln lasse.

Doch zu Corona-Zeiten ist natürlich auch hier alles anders. Das Haus gilt offiziell als Freizeiteinrichtung und ist deshalb wie Kinos oder Theater schon seit längerer Zeit geschlossen. Die Arbeit für das Team um Lampl geht trotzdem weiter. Ein großer Erfolg sei das Projekt der Nachbarschaftshilfe – gerade während der Pandemie. Rund 70 Ehrenamtliche engagierten sich allein bei dieser Initiative. „Ohne sie würde es eigentlich kein Mehrgenerationenhaus geben“, betont die Einrichtungsleiterin.

Freundschaften zwischen den Generation

Während des ersten Lockdowns habe die Nachbarschaftshilfe sogar noch mehr Zulauf erfahren, „die Welle der Hilfsbereitschaft war riesengroß“, erinnert sich die Fachwirtin im Gesundheits- und Sozialwesen. Gerade junge Leute hätten sich gemeldet und sich bereit erklärt, für ihre vom Virus gefährdeten älteren Mitbürger einkaufen zu gehen. Viele Freiwillige seien bis heute aktiv, auch Freundschaften zwischen den Generationen würden so entstehen. Lampl berichtet etwa von einem älteren Ehepaar, das seit über einem Jahr von einer Studentin unterstützt wird, egal ob bei Besorgungen oder mit Fahrdiensten.

Ein weiterer „Corona-Schwerpunkt“ des Mehrgenerationenhauses ist das Angebot „Digital mobil im Alter“. Zielgruppe sind Senioren, denen der Umgang mit Internet und Digitalisierung erleichtert werden soll. Das ist gerade zu Corona- Zeiten ein wichtiges Unterfangen. Ein fester Stamm älterer Bürger nutze das Angebot gerne zur Ablenkung vom Lockdown-Alltag: „85 Jahre alt ist die älteste Dame, die regelmäßig beim Online-Treff mit dabei ist“, berichtet Lampl. Für die Seniorin sei der Austausch in der Internet-Gruppe aktuell die einzige Möglichkeit, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen.

Sicherheit nimmt zu

„Digital mobil im Alter“ bietet den Teilnehmern aber nicht nur ein Forum zum Plaudern, sondern alle 14 Tage in einem Workshop auch konkrete Hilfen an. Schließlich ließe sich über Video- Telefonie, Sprachnachrichten oder Fotos die physische Distanz ein Stück weit überwinden. Deshalb stehen bei den je zweistündigen Online-Kursen Themen wie „Handy wechseln“, „WhatsApp für Fortgeschrittene“ oder „Online einkaufen“ auf dem Programm. „Man merkt das wirklich bei den regelmäßigen Teilnehmern, wie etwa die Sicherheit beim Umgang mit Smartphones zunimmt“, freut sich Lampl.

Insgesamt blickt die Leiterin des Mehrgenerationenhauses Murnau trotz Corona positiv in die Zukunft. Ihre Hoffnung sei es natürlich, das Haus bald wieder aufsperren zu dürfen, um direkte soziale Kontakte ermöglichen zu können. Aber auch durch die Digitalisierung der Angebote während des Lockdowns habe die Einrichtung sehr viel dazugelernt, „und darauf werden wir auch in Zukunft nicht verzichten“. Geplant sei zum Beispiel, künftige Veranstaltungen auch digital zum Abruf bereitzustellen für Menschen, die nicht vor Ort mit dabei sein konnten.

Der Autor
Klaus Schlaug
Online-Redaktion
k.schlaug@michaelsbund.de

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