Sakrament

Diese zwei Männer werden Priester

Für Andreas Kolb und Jasper Gülden ist der 27. Juni ein ganz besonderer Tag. Denn da werden sie von Kardinal Reinhard Marx im Münchner Liebfrauendom zu Priestern geweiht.

Andreas Kolb und Jasper Gülden werden am 27. Juni in München zu Priestern geweiht. © SMB/Ertl

München – Eigentlich hätte sich Jasper Gülden (29) auch vorstellen können, Regisseur oder Dramaturg zu werden. In Bonn geboren und in Ulm aufgewachsen ging er nach dem Abitur nach München und begann dort ein Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Theater hatte er schon zu Schulzeiten gern gespielt, in Ulm war er auch aktiv in der Jugend des dortigen Theaters. In der bayerischen Landeshauptstadt lebte Jasper nun in einer WG im Stadtteil Untergiesing, kirchlich eher locker verortet mit der örtlichen Pfarrgemeinde St. Franziskus. „Jasper“ ist übrigens die nordische Form von „Kaspar“, dem Namen eines der legendären Heiligen Drei Könige, die Jesus Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke überreichten. „Da ich in Bonn geboren wurde, ist der Name dort durch die Nähe zu Köln und dem dortigen Dreikönigsschrein geläufiger als hier im Süden Deutschlands.“ „Kaspar“ ist aber auch das persische Wort für „Schatzmeister“. Und einen goldenen Schatz entdeckte Gülden tatsächlich in der Stille seines WG-Zimmers: Er begann, wieder in der Bibel zu lesen, nur allein für sich, völlig zweckfrei. Er wächst tiefer und neu in den Glauben hinein. „Theaterwissenschaften waren mir irgendwann zu theoretisch.“

Kein Bekehrungserlebnis

In Jasper wächst hingegen die Einsicht, „dass ich lieber etwas mit Menschen machen wollte, eine Arbeit, die ich sinnvoll finden konnte.“ Er holt die Firmung nach und schließlich steht die Entscheidung fest: Er will Theologie studieren, Priester, das könnte etwas für ihn sein: „Das ist alles langsam gewachsen, da gab es kein spektakuläres Erweckungs- oder Bekehrungserlebnis“, sagt er rückblickend. 

2012 geht Gülden als Kandidat des Erzbistums nach Passau für das sogenannte Propädeutikum, das grundlegende und studienvorbereitende Jahr vor der Priesterausbildung. „Ich wollte es einfach mal versuchen.“ Eins fügt sich zum anderen. Immer mehr begreift er Gott für sich als einen, „der den Menschen nahe sein möchte. Er geht einem nach, er geht einem entgegen.“ Als ehemaliger Theater-Mann schätzt er vor allem die Liturgie, ihre Klarheit und Schönheit. Dazu ist ihm der caritative Bereich wichtig, vor allem auch nach einem Praktikum in der Bahnhofsmission: „Die Kirche muss auf die Armen schauen, auf den, der Hilfe braucht.“ Als Pfarrer möchte er auch in der Pfarrgemeinde zu diesem caritativen Engagement motivieren, es fördern und begleiten, „damit es aus dem Glauben heraus gut geschehen kann“.

Jasper Gülden (29)
Heimatgemeinde: St. Peter–Ampermoching
Einsatzgemeinde Pastoralkurs: Pfarrverband (PV) Röhrmoos–Hebertshausen
1. Kaplanstelle: Pfarrverband (PV) Dachau – St. Jakob
Primiz: Sonntag, 28. Juni, 10 Uhr, Pfarrkirche Zum Allerheiligsten Weltenerlöser–Hebertshausen (Aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen nur für geladene Gäste.)
Nachprimiz: keine
Primizspruch: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe.“ (1Kor 13,13)

Eine Art „Werkzeug Gottes“ zu sein, das kann sich auch Andreas Kolb vorstellen: „Als Priester will ich die Menschen in allen Situationen ihres Lebens begleiten“, sagt der 27-Jährige Priesterkandidat aus Mühldorf am Inn. „In schweren Zeiten will ich ihnen sozusagen ein kleines Kerzenlicht anzünden – in heiteren Stunden brauche ich das nicht, denn in diesen leuchtet der Mensch ganz von selbst.“ Und er fügt mit Überzeugung hinzu: „Die Gemeinschaft untereinander und die Gemeinschaft mit Gott kann große Freude schenken. Diese will ich an die Menschen weitergeben.“

Fasziniert vom Glauben

Mit der katholischen Kirche, ihren Riten und Bräuchen ist Kolb von Kindesbeinen an bestens vertraut: Sein Vater ist Mesner in Mühldorf, die Familie somit beruflich wie privat kirchlich engagiert. Andreas wächst spielerisch in Glaube und Kirche hinein. Musik, Farben, Weihrauch, die festliche Gottesdienste, der Verlauf des Kirchenjahres – alles gefällt und fasziniert ihn. Natürlich ministriert er, wird Oberministrant von einer großen und lebendigen rund 50-köpfigen Messdiener-Schar. „Mit jungen Menschen gemeinsam etwas machen“, das gefällt ihm.

Der Weihegottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx im Münchner Liebfrauendom am Samstag, 27. Juni,
beginnt um 9 Uhr. Nur geladene Gäste haben aufgrund der Corona- Schutzmaßnahmen Zutritt. Die
Videoübertragung ist auf der Homepage des Erzbistums München und Freising zu sehen. Das Münchner Kirchenradio überträgt ebenfalls live.

Schon seit der Erstkommunion überlegt Kolb insgeheim, Priester zu werden. Er besucht ein Schnupper-Wochenende im Münchner Priesterseminar und ist von der Atmosphäre des Hauses und der Gemeinschaft positiv überrascht: „Mir hat’s taugt.“ Nach dem Abitur absolviert Kolb dann noch ein Jahres-Praktikum in seiner Pfarrei. Nur kurz überlegt er, ob er nicht doch besser „etwas Praktischeres“, wie Fahrzeugtechnik oder Maschinenbau studieren soll. Doch dann wagt er den Schritt, ungebunden und frei, und meldet sich im Seminar an, 2012 beginnt auch für ihn das vorbereitende Propädeutikum in Passau.

Gott hat nur das Beste im Sinn

Vor seiner Zukunft als Priester hat er keine Angst. Warum auch? Kolb hat Gott als liebenden Vater und Mutter erfahren, so versteht er ihn für sich, und so ist er auch überzeugt, dass „Gott mit uns Menschen in Beziehung treten will. Letztlich hat er nur das Beste mit uns im Sinn.“

Andreas Kolb (27)
Heimatgemeinde: Stadtkirche Mühldorf–St. Nikolaus
Einsatzgemeinde Pastoralkurs: Pfarrverband (PV) Obing
1. Kaplanstelle: Pfarrverband (PV)  Partenkirchen–Farchant–Oberau
Primiz:
Sonntag, 5. Juli, Berggottesdienst (Nur für geladene Gäste, der genaue Ort soll, um die Corona-Schutzmaßnahmen einhalten zu können, nicht genannt werden.)
Nachprimiz:
Mehrere Gottesdienste vom 11. bis 19. Juli im Pfarrverband (PV) Obing
Primizspruch: „Die Freude am HERRN ist Eure Stärke“ (Neh 8,10)

Der Autor
Florian Ertl
Münchner Kirchenzeitung
f.ertl@michaelsbund.de

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