Papst Franziskus besuchte Kuba

„Dienst darf nicht mit Selbstbedienung verwechselt werden!“

Mit einer Messe in Santiago de Cuba verabschiedete sich der Papst nach vier Tagen aus Kuba und reiste weiter in die USA. Was Franziskus bei seinem Besuch in dem kommunistischen Inselstaat erlebt und wovor er gewarnt hat, lesen Sie hier.

Papst Franziskus und Raul Castro: Höflichkeitsbesuch im "Palacio de la Revolucion" in Havanna (Bild: KNA) © KNA

Havanna - Papst Franziskus hat seinen viertägigen Kuba-Besuch beendet und ist in die USA weitergereist. In Havanna traf er außer mit Staatspräsident Rául Castro auch mit dessen Bruder und Vorgänger Fidel zusammen. Das etwa 30-minütige Gespräch in der Residenz des 89-Jährigen sei „familiär und zwanglos“ verlaufen, teilte Vatikansprecher Federico Lombardi mit. Anwesend waren den Angaben zufolge auch Castros Frau und weitere Familienmitglieder. Der Papst schenkte Castro einige theologische und religiöse Bücher. Bei einem Gespräch mit Benedikt XVI. vor drei Jahren in Havanna hatte Castro den damaligen Papst gebeten, ihm einige Bücher zuzusenden.

Veränderungen können nur gemeinsam bewirkt werden

Am Sonntagmorgen hatte Papst Franziskus bei einer Messe auf dem „Platz der Revolution“ in Havanna Cliquenwirtschaft und elitäres Verhalten verurteilt. Dienst dürfe nicht mit Selbstbedienung verwechselt werden, sagte er vor rund 100.000 Teilnehmern. Zugleich warnte er vor einer Vereinnahmung christlicher Werte durch politische Ideologie. Beobachter werteten die Worte des Papstes als Kritik an der Kommunistischen Partei auf Kuba. Auch Staatspräsident Raul Castro nahm an der Messe teil. Aus dem Heimatland des Papstes reiste Argentiniens Staatspräsidentin Cristina Kirchner an. Bereits während der Messe machten Meldungen die Runde, am Rande der Feier hätten Zivilbeamte Dissidenten verhaftet. Der Papst Franziskus habe, so Vatikansprecher Lombardi, vergeblich versucht, sich mit Dissidenten zu treffen. Geplant gewesen sei eine kurze Begegnung, jedoch kein Gespräch. Es habe dazu telefonische Kontakte gegeben. Über die Gründe für das Scheitern habe er keine Informationen.

Abends rief der Papst die kubanische Jugend auf, Differenzen zu überwinden und miteinander ins Gespräch zu kommen. Trotz aller Unterschiede könnten Veränderungen nur gemeinsam bewirkt werden, betonte er bei einer Begegnung in Havanna.

Feiern mit dem Papst

Anderntags flog Franziskus nach Holguin im Osten der Insel. Dort feierte er bei tropischen Temperaturen zusammen mit zehntausenden Menschen einen weiteren Gottesdienst. Von einer Anhöhe aus sprach er seinen Segen über die Stadt. Danach brach Franziskus zu seiner letzten kubanischen Station Santiago de Cuba auf. In der kulturgeschichtlich bedeutenden Hafenstadt im Süden traf Franziskus die Bischöfe Kubas zu einer etwa halbstündigen Unterredung. Danach stand ein Gebet im bedeutendsten Wallfahrtsort Kubas, dem Marienheiligtum der „Virgen de la Caridad von El Cobre“ auf dem Programm. Auch dort feierte der Papst eine Messe.

Unterm Strich machte sich Franziskus während seines Besuchs vor allem für eine Kultur des Dialogs stark. Schon in seiner Begrüßungsrede betonte er die Hoffnung auf eine weitere Normalisierung der Beziehungen zwischen Kuba und den USA. Zugleich forderte er im Beisein von Präsident Rául Castro mehr Religionsfreiheit in dem kommunistischen Land ein. (kna)