Mit dem Rad in den Urlaub

Die schönste Art des Reisens

Schneller als zu Fuß gehen, flexibler als Autofahren - Im Interview erzählt der Seelsorger Pfarrer Herwig Hoffmann über seine Leidenschaft das Radfahren.

Für Pfarrer Herwig Hoffmann ist das Fahrradfahren die schönste Art zu Reisen. © Privat

mk online: Pfarrer Hoffmann, Sie sind radlbegeisterter Seelsorger. Wann und wohin ging ihre erste Tour im Sattel?

Herwig Hoffmann: Angefangen habe ich schon als Schüler. Meine ersten größeren Touren gingen zu einer Tante in Grainau und zu meiner Oma in Eichstätt, jeweils von Neuried bei München aus. Meine erste Radreise habe ich nach dem Abitur gemacht: Einmal rund um Bayern.

Was macht denn den Reiz des Radlns aus?

Hoffmann: Radln ist für mich die schönste Art des Reisens. Man ist nicht so langsam wie zu Fuß, rast aber auch nicht an allem vorbei wie mit dem Auto. Man ist unmittelbar in der Natur. Wenn man eine Stadt besichtigen will, kann man sich sofort in einen Fußgänger verwandeln ohne lästige Parkplatzsucherei. Sehr angenehm ist auch, das Gepäck nicht auf dem Buckel tragen zu müssen.

Fühlen Sie sich beim Radln Gott näher?

Hoffmann: Nein. In der Natur zu sein, die Schöpfung zu genießen und zu bewundern hat von Haus aus eine tiefe spirituelle Dimension, das liegt aber nicht am Radln. Da ist zu Fuß Gehen wahrscheinlich sogar geeigneter. Und: Radln hat natürlich auch seine ganz und gar unerfreulichen Seiten wie Regen, Gegenwind und vor allem sehr oft Verkehrslärm.

Macht Radln einen vielleicht sogar demütiger gegenüber der Schöpfung?

Hoffmann: Man sieht und erlebt zumindest mehr als einem lieb ist, wie mit der Schöpfung Schindluder getrieben wird: Noch und nöcher grausige Gewerbegebiete, der immer schlimmer werdende Auto-, Lastwagen- und Motorradverkehr. Die Vermaisung überall macht auch nachdenklich.

Welche fernen Länder haben Sie schon auf dem Drahtesel bereist?

Hoffmann: So ziemlich ganz Europa. Die weitesten Touren gingen jeweils von daheim aus nach Santiago de Compostela mit Verlängerung nach Porto, nach Nordschottland und fast bis zum Nordkap. Das war alles während des Studiums; danach hat der Urlaub für so etwas nicht mehr gereicht. Vor einigen Jahren konnte ich aber noch einmal vom Königssee zum Schwarzen Meer radeln. Heuer ging es vom Königssee zur Nordsee, nicht ganz so weit, aber wunderschön, auch dank des sehr guten Radwegenetzes in Deutschland.

Können Sie beim „Rad-Pilgern“, beim Radln überhaupt, ganz abschalten oder erfordert es die volle Konzentration?

Hoffmann: Beim Radln kann ich wirklich sofort ganz abschalten. Der Pfarreibetrieb ist sofort ganz weit weg und kommt erst auf der Zugrückfahrt wieder in den Sinn. Zum Meditieren oder Gedanken nachgehen ist mir Radln meistens zu schnell, da gehe ich lieber zu Fuß. Man muss halt doch vielmehr auf den Verkehr achten, die Eindrücke kommen zu schnell.

Haben Sie schon einmal eine Radl-Wallfahrt mitgemacht?

Hoffmann: An meiner früheren Pfarrstelle in Tacherting haben wir jedes Jahr eine Radwallfahrt nach Altötting gemacht. Wir hatten unterwegs drei, vier Stationen an Wegkreuzen und Kapellen. Während des Radlns war mir wichtig, dass nicht geratscht wird. Stille ist halt die Grundvoraussetzung jedes geistlichen Geschehens. Zum Ratschen waren dann die Einkehr am Schluss und die Rückfahrt da.

Wohin geht Ihre nächste Tour?

Hoffmann: Geplant ist von Genf nach Toulouse nächstes Jahr im Juni. Schaun wir mal, was Corona macht.

Die Autorin
Susanne Hornberger
Münchner Kirchenzeitung
s.hornberger@michaelsbund.de