Buch über Segerer verfasst
Erforscht hat das alles Alois Bäuml. Der pensionierte Biologie- und Chemielehrer war in seiner Münchner Pfarrei auf die fast völlig vergessene Centa Segerer aufmerksam geworden und hat ein Buch über sie geschrieben. Immer wieder hat ihn die Frage beschäftigt, warum Segerers Geschichte so verborgen geblieben und nicht an die Öffentlichkeit gedrungen ist. „Für die NS-Zeit ist es mir schnell klar geworden: Man musste befürchten, dass die Behörden sie in eine Anstalt einweisen und dort umbringen.“ Gruber bestätigt das ausdrücklich: „In ihrer Nachbarschaft wohnte ein Nazi-Bonze, schon als Bub habe ich die Angst mitbekommen, dass das Regime schlimme Dinge mit ihr anstellen könnte.“
Alle Begegnungen mit Ratsuchenden, Verzweifelten und insbesondere Priestern blieben streng privat. Überliefert ist, dass Segerer Soldaten an der Front erschienen ist. Deren Verwandte hatten die Passionsmystikerin darum gebeten, die Männer zu schützen oder ihnen wenigstens Trost zu spenden. Vieles ist auf den rund 1.100 Seiten der Gesprächsprotokolle zu finden, die Bäuml im Archiv des Erzbistums München und Freising gesichtet hat, ebenso die Briefe, die Segerer erreichten.
Auch als der Krieg vorbei war, blieb sie nur einem kleinen Kreis bekannt, der immer wieder Bedrängten oder Verzweifelten eine Begegnung mit der stigmentragenden Frau vermittelte. „Die nach dem Tod von Centa Segerer noch in der Wohnung verbleibenden Schwestern wollten nicht, dass die Mitschriften in fremde Hände gelangen“, vermutet Bäuml, „weil es darin auch immer wieder um familieninterne Dinge ging.“ Die Schwestern verschlossen sich aber nicht dem Wunsch, die Schriften der Kirche zu übergeben und sie nach ihrem Tod seriös sichten zu lassen.
Gläubige aus Chile und Kanada erbaten ihr Gebet
Und völlig vergessen war Segerer nie. Durch einen Priester, der sie besucht hatte und als Missionar aktiv wurde, erbaten sogar Gläubige aus Chile und Kanada ihr Gebet und ihre Fürsprache. Selbst nach ihrem Tod am 15. Mai 1953. Zuvor hatte sie der in Rom studierende Gerhard Gruber noch besucht, wenn er im Heimaturlaub war. Es war ihm trotz der vielen anderen Verpflichtungen wichtig, die gesundheitlich schwer angeschlagene Mystikerin zu treffen. Es vertiefte seinen Eindruck „von einem direkt mit Gott verbundenen Menschen, der andere bestärken konnte, ihren eigenen Glaubensweg zu gehen“. Für den Geistlichen „war es ein Glück, dieses Zeugnis für Christus miterleben zu dürfen“. Darum nimmt er immer wieder das Sterbebild der Centa Segerer in die Hand. Früher hat er ab und zu ihr Grab auf dem Münchner Ostfriedhof besucht, das lässt sein hohes Alter nun nicht mehr zu. Vor ein paar Jahren wäre es fast eingeebnet worden, doch ein Freundeskreis hat die Pflege übernommen und versucht, die Mystikerin aus Untergiesing bekannter zu machen. Zur Freude von Gruber: „Ich denke, dass sie eine Fürsprecherin bei Gott ist, und würde mir wünschen, dass die Verbindung mit ihr in der Ewigkeit gesucht wird.“