Porträt

Die „Frau Europas“ aus Irschenberg

Lisi Maier, Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend, wurde für ihren Einsatz für eine junge demokratische Gesellschaft ausgezeichnet. Sie ist eine, die ihre gesellschaftliche Verantwortung sehr ernst nimmt. Und eine, die Heimatverbundenheit lebt.

Lisi Maier wurde für ihren Einsatz für eine junge demokratische Gesellschaft als "Frau Europas" ausgezeichnet. © BDKJ-Bundesstelle/Mike Nonnebroich

Lisi will sie genannt werden, nicht Elisabeth. Das passe besser zu ihrer Herkunft. „Mit Lisi fühle ich mich einfach wohl“, sagt Lisi Maier und lacht übers ganze Gesicht. Ungeschminkt, die dunkelbraunen Haare zu einem lockeren Zopf zusammengebunden, sitzt die 36-jährige Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) vor ihrem Bildschirm. Nicht in wie sonst in Berlin, wo sie den Verband gegenüber der Politik repräsentiert, sondern in Irschenberg bei ihren Eltern, ihrem Zweitwohnsitz.

Sie ist mit dem Blick auf den Wendelstein aufgewachsen, dort fühlt sie sich immer noch daheim. Verwurzelt in ihrer Familie, ihrem Heimatdorf und den Jugendverbänden in der Erzdiözese München und Freising, die ihren Glauben mitgeprägt haben. Zu dem gehört auch, sich in der Welt für Mitsprache und Gerechtigkeit einzusetzen.

Das gehört zu mir

2012, nach ihrer Wahl in den Bundesvorsitz kam schnell der Einwand, dass Elisabeth doch viel gebräuchlicher sei als Lisi. Warum sie auf Lisi besteht? Sie überlegt kurz und sagt dann ganz selbstverständlich und im Dialekt: „Das gehört zu mir. Meine Oma hat schon immer Lisi gesagt und meine Familie hat das übernommen.“ Und alle anderen Weggefährtinnen und -gefährten. Auch ihr Kollege Wolfgang Ehrenlechner, der Geschäftsführer des BDKJ Deutschland: „Elisabeth Maiers gibt´s unglaublich viele, aber als Lisi Maier ist sie einzigartig. Das hat sie in den letzten Jahren konsequent als Marke entwickelt.“

Als Lisi Maier wurde sie auch von der Europäischen Bewegung Deutschland (EBD) zur „Frau Europas“ gewählt: Sie stehe dafür, „dass Räume für eine junge demokratische Zivilgesellschaft überall in Europa entstehen können oder erhalten bleiben“, heißt es in der Begründung der EBD. So hat sie etwa in der Ukraine am Aufbau eines Jugendrings, der die Interessen ukrainischer Jugendlicher zusammenbringen und politisch vertreten soll, mitgearbeitet. Das macht Lisi Maier ehrenamtlich als Vorstand des Deutschen Bundesjugendrings. Dabei hält sie vor allem die Verbindung mit Ländern in Osteuropa, um junge Menschen beim Aufbau demokratischer Strukturen zu unterstützen.

Quer durch Europa

„Lisi ist Europäerin aus tiefstem Herzen“, sagt Wolfgang Ehrenlechner. Sie haben sich vor knapp 20 Jahren kennengelernt, als sie Kreisvorsitzende des BDKJ Miesbach und er Diözesanvorsitzender der katholischen Landjugend München und Freising war. „Sie plant ihre Urlaube quer durch Europa und in ihrer internationalen Zusammenarbeit setzt sie den Fokus auf Europa.“ Dass junge Menschen aus Europa zusammenkommen, sei ihr „total wichtig“.

Das hat schon in Irschenberg begonnen. Mit 11 Jahren tritt sie der Kolpingjugend bei, übernimmt Ehrenämter von der Orts- bis zur Landesebene, nach und nach auch im BDKJ. Begeistert erzählt sie von Kolping-Fahrten nach Brüssel und Straßburg, ihren ersten großen Berührungen mit Jugendlichen aus ganz Europa: „Das waren für mich echte Wow-Momente.“ Sich international über Bedürfnisse von Jugendlichen und politische Meinungen auszutauschen, das ist für sie bis heute „spannend und bereichernd“.

Demokratisches Miteinander

Der Jugendverband war für Lisi Maier „das Tor zur Welt“. Durch ihn hat sie gelernt, über den Tellerrand zu blicken. Sie will aber nicht nur zuschauen, sondern auch mitgestalten: Die Liste ihrer nationalen wie internationalen Ehrenämter ist lang. Das Wichtigste aber sei die Verbandsarbeit vor Ort, das betont sie immer wieder. „Wenn du was für die Zukunft aufbauen willst, dann brauchst du starke Ortsebenen. Ohne die braucht es keine Bundesebene“, sagt Lisi Maier. Das gilt auch für das wegbereitende Engagement in Osteuropa. Darum versucht sie, Partnerschaften zwischen Jugendgruppen aus ganz Europa zu festigen und einen dauerhaften Austausch zu schaffen. Etwa im Rahmen der Aktion „72 Stunden GO EAST“, als beispielsweise Jugendliche aus Berlin und Kiew gemeinsam in einer Berliner Einrichtung für Obdachlose mitgeholfen haben.

Es sind Lisi Maier eigenen Erfahrungen von demokratischem Miteinander, die sie nachhaltig geprägt haben und die sie auch anderen Jugendlichen ermöglichen. Sie ist eine Frau Europas mit ihrer eigenen Art, groß zu denken: sie fängt im Kleinen an. So, wie das von zuhause in Irschenberg kennt. (Hannah Wastlhuber, Volontärin beim Michaelsbund)