Vier statt fünf Jahre Ausbildung

Die Erzieher-Ausbildung wird verkürzt

Es gibt viel zu wenig Erzieher - das versucht man schon seit Jahren zu ändern. Einen kleinen Beitrag dazu, soll jetzt die Verkürzung der Ausbildung leisten.

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München – Wer Versicherungskaufmann oder Tierpfleger wird, der geht drei Jahre in die Ausbildung. Wer Erzieherin werden wollte, musste bislang eine fünfjährige Ausbildungabsolvieren. Das wird sich ab dem Herbst ändern, denn dann kann man in vier Jahren staatlich anerkannter Erzieher werden. Wer eine Hochschul- oder Fachhochschulreife vorweisen kann, kann sogar nochmal um ein Jahr verkürzen. Gabriele Kaufmann, stellvertretende Fachbereichsleitung der Kindertagesstätten der Caritas in der Erzdiözese freut das. Sie hofft, dass sich so mehr Menschen für die Ausbildung entscheiden, insbesondere vielleicht auch junge Männer, die eine solche Ausbildung aufgrund der Länge bislang nicht in Erwägung gezogen haben. „Wer sich nach der Mittleren Reife für eine Banklehre entscheidet, ist nach drei Jahren fertig und verdient gutes Geld. Wer Erzieher werden wollte, steckte dann bislang noch Mitten in der Ausbildung. Das kann und will sich nicht jeder leisten. Jetzt wird sich das hoffentlich ändern“, meint Kaufmann.

Gleiches Niveau

Einen Qualitätsverlust sieht sie in der neuen vierjährigen Ausbildung nicht. Das bestätigt auch ihre Kollegin Irmgard Löffler, die bei der Caritas Fachdienstleitung ist: „Zwei Jahre sozialpädagogisches Semester wurden in der Ausbildung jetzt zu einem Jahre sozialpädagogischem Einführungsjahr zusammengefasst. Wer Hochschul- oder Fachholschulreife hat oder eine Berufsausbildung erfolgreich abgeschlossen hat, der kann sogar direkt in die Theorieausbildung einsteigen und die Erzieherausbildung in drei Jahren absolvieren. Dafür ist lediglich ein Praktikum von 200 Stunden mit der Bescheinigung der Eignung notwendig.“ Von der theoretischen Schulausbildung werde hier nichts weggenommen. Im ersten Jahr werde  es beispielsweise an der Don Bosco Fachakademie ermöglicht, dass sich Schulwochen und Praxiswochen abwechseln, wodurch sich von vornherein Theorie und Praxis eng verzahnen. Wichtig sei dabei auch, wie bisher, die ausgebildete Praxisanleiterin in der Kita, die die Ausbildenden anleitet und unterstützt. Das sei ein entscheidender Punkt, damit die Ausbildung gut gelingen kann.

Chance auf mehr männliche Erzieher?

Besonders erfreut ist man bei der Caritas darüber, dass die Schüler nun in der Theorieausbildung ein leistungsbezogenes, elterneinkommensunabhängiges Bafög bekommen können, das auch nicht zurückgezahlt werden muss. Löffler hat sich das für die Auszubildenden schon lange gewünscht, denn so gäbe es keinen Cut zwischen dem ersten und letzten Ausbildungsjahr, die ja in der Kita absolviert und vergütet werden. Man hoffe auch hier, dass dies ein großer Anreiz sei und vielleicht auch mehr junge Männer für der Erzieherberuf begeistern könne. „Kinder haben im Kita- und Grundschulbereich viele weibliche Bezugspersonen. Eine Mischung ist hier wichtig und gut für die Kinder. Der Anteil der männliche Erzieher steigt schon in den letzten Jahren stetig, gerade im Hort und wir hoffen, dass sich durch die verkürzte Ausbildung auch hier auswirkt“, sagt Irmgard Löffler. Aber auch allgemein, werden die Fachkräfte dringend gebraucht. „Neue Kitas schießen aus dem Boden und ab voraussichtlich 2026 wird es auch das Recht auf Ganztagsbetreuung von Grundschulkinder geben. Aber bereits jetzt haben wir ja seit Jahren einen Fachkräftemangel. Wir hoffen, dass die verkürzte Erzieherausbildung dem ein wenig entgegenwirken kann“, erklärt Gabriele Kaufmann, die stellvertretende Fachdienstleiterin der Caritas Kitas. Das allein wird zwar nicht reichen und sicherlich müssen noch weitere Anreize geschaffen werden, den Erzieherberuf attraktiver zu machen, aber auf jeden Fall ist die verkürzte Ausbildung ein Schritt in die richtige Richtung.

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Die Autorin
Stefanie Schmid
Radio-Redaktion
s.schmid@michaelsbund.de