Temperatursturz im Mai

Die Eisheiligen kommen in diesem Jahr vermutlich pünktlich

Wenn's an Pankratius friert, wird im Garten viel ruiniert: Viele Bauernregeln beschäftigen sich mit den Eisheiligen. Auch im Klimawandel sind sie noch da.

Rund um die Namenstage der Eisheiligen kann es heuer zu einem Kälteeinbruch im Frühjahr kommen. © SusaZoom - stock.adobe.com

UPDATE 25.04.2022: Eine Wetterprognose für die Tage der Eisheiligen 2022 ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Alles Wissenwerte zu den Eisheiligen.

 

Bonn – Diesmal kommen sie halbwegs pünktlich. Glaubt man den Prognosen des Deutschen Wetterdienstes für die kommende Woche, werden die Eisheiligen sich ziemlich genau nach dem Kalender richten. Polarluft mit Heiligenschein: Auch in Zeiten des Klimawandels sind Pankratius, Servatius und Co noch nicht abzuschreiben.

Denn nach teilweise schon frühsommerlichen Temperaturen in dieser Woche erwarten die Meteorologen schon in der Nacht von Sonntag auf Montag einen starken Kaltlufteinbruch, wie Pressesprecher Andreas Friedrich in Offenbach mitteilte. "Im Norden stellenweise Bodenfrost", heißt es in der Prognose. Im Süden gehen die Niederschläge in höheren Lagen der Mittelgebirge in Schnee über.

Schneefälle und Frost

"Bis auf den äußersten Südosten Bayerns wird die 20-Grad-Marke nicht mehr überschritten", schreibt Meteorologe Marco Manitta in der Prognose vom Freitag. "9 bis 14 Grad werden die Regel sein. Schneefälle sind in Süddeutschland voraussichtlich bis in tiefere Lagen möglich. Frost- und Bodenfrost werden vorübergehend auch wieder ein Thema sein." Auch von Schneebruchgefahr ist die Rede.

Als "Eisheilige" werden die Heiligen bezeichnet, deren Namenstage die katholische Kirche zwischen dem 11. und dem 15. Mai feiert. Mammertus (11. Mai) war im fünften Jahrhundert Bischof im französischen Vienne. Pankratius (12. Mai) wurde ein Jahrhundert früher in Rom als Märtyrer hingerichtet, und Servatius (13. Mai) war im vierten Jahrhundert Bischof im belgischen Tongern. Mit dem am 14. Mai gefeierten heiligen Bonifatius ist nicht der als "Apostel der Deutschen" bekannte angelsächsische Benediktinermönch gemeint, sondern ein gleichnamiger sizilianischer Märtyrer aus dem vierten Jahrhundert. Die einzige Frau unter den Eisheiligen, die Mailänderin Sophia (15. Mai), im Volksmund als "kalte Sophie" bekannt, starb im zweiten Jahrhundert in Rom als Märtyrerin.

"Schweißheilige" statt Eisheilige

Eigentlich haben die besagten Heiligen nichts mit dem Wetter zu tun. Die Bezeichnung "Eisheilige" rührt daher, dass häufig an ihren Namenstagen eine Wetterperiode mit Zufuhr arktischer Meeresluft einsetzt, die als kritisch für die Landwirtschaft gilt. Hintergrund ist, dass sich im Mai der europäische Kontinent deutlich schneller aufheizt als das umgebende Meer. An der Grenze von Warm und Kalt entstehen Tiefdruckgebiete, die polare Kaltluft bis Mitteleuropa bringen können. Dann droht der letzte Frost und damit eine große Gefahr für die Ernte.

Nach Angaben der Wetterforscher sind die Eisheiligen ihrem Ruf in den letzten zwei Jahrzehnten allerdings immer seltener gerecht geworden: Die Kaltlufteinbrüche kamen häufiger deutlich früher. Fröste traten dabei jedoch seltener auf. Gelegentlich wurden die Eisheiligen bei Temperaturen über 25 Grad Celsius sogar zu "Schweißheiligen".

Neuere Untersuchungen des Deutschen Wetterdienstes zeigen, dass die Häufigkeit von Kaltlufteinbrüchen Mitte Mai vor allem im süddeutschen Raum deutlich unter 50 Prozent liegt. Viele Experten führen die Veränderungen auch auf den Klimawandel zurück.

Bauernregeln zu den frostbringenden Heiligen

Neben den "Eisheiligen" gibt es noch andere Witterungsereignisse, die im Jahreslauf relativ regelmäßig eintreten: etwa die Schafskälte um den 10. Juni oder der Siebenschläfertag am 27. Juni. Verkompliziert wird die Berechnung solcher Wetterphänomene allerdings durch die Gregorianische Kalenderreform von 1582, bei der Papst Gregor XIII. mehrere Tage streichen ließ. Bei dieser Reform blieben die Heiligen-Feiertage am angestammten Platz, der Kalender insgesamt verschob sich jedoch.

Als Zäsur zwischen dem "Winterfrost" und den sommerlich warmen Tagen fanden die Eisheiligen schon im 15. Jahrhundert im "Heiligen Namenbuch" des Konrad Dankrotzheim Erwähnung: "Pancratius und dann noch wol drie und die jungfrowe Sante Sophhie - darnach let sich der sumer an."

Zahlreiche Bauernregeln befassen sich mit den frostbringenden Heiligen: "Pankratius hält den Nacken steif, / sein Harnisch klirrt vor Frost und Reif", heißt es beispielsweise ganz martialisch. Und: "Pankrazi, Servazi, Bonifazi / sind drei frostige Bazi / und am Schluss fehlt nie / die kalte Sophie". (kna)