Glaube und Politik

Die Bibel bei der Amtseinführung der US-Präsidenten

Mit der Hand auf der Bibel wird ein Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in sein Amt eingeschworen. Die Bibelstelle können sie selbst wählen oder das Buch auch komplett weglassen.

Donald Trump legt den Amtseid auf zwei Bibeln ab: oben Trumps Kinderbibel, darunter, rot, die „Lincoln-Bibel“. © imago images / UPI Photo

Washington – Nirgends steht geschrieben, dass ein US-Präsident seinen Amtseid auf die Bibel ablegen muss - aber die meisten haben es getan. Manchmal wählte der Amtsinhaber bewusst eine Textstelle aus; manchmal wurde das "Buch der Bücher" zufällig aufgeschlagen. Gelegentlich, wie beim ersten Katholiken im Amt John F. Kennedy 1963, blieb die Heilige Schrift geschlossen. Weitere Fakten rund um den Einsatz der Bibel bei den "Inaugural Ceremonies":

Number One

George Washington begründete am 30. April 1789 die Tradition des Bibelgebrauchs beim Amtseid. Das Exemplar stammte aus der ältesten Freimaurerloge von New York. Die "aufgrund von Eile" zufällig aufgeschlagene Textstelle war eine Passage aus der Genesis, dem ersten Buch der Bibel.

Family Business

Viele Präsidenten nutzten Exemplare aus Familienbesitz. Franklin D. Roosevelt hatte eine Ausgabe von 1686 dabei, die älteste Bibel, die bislang zum Einsatz kam. Roosevelt und seine Frau Eleanor führten darüber hinaus den Besuch eines Gottesdienstes in der Bischofskirche St. John's am Morgen der Vereidigung ein.

All-Time Classics

Die Bibel George Washingtons kam danach noch bei vier weiteren Vereidigungen zum Einsatz: 1921 bei Warren G. Harding, 1953 bei Dwight D. Eisenhower, 1977 bei Jimmy Carter und 1989 bei George W. Bush. Auf Platz 2: die Bibel von Abraham Lincoln, auf die auch Barack Obama und Donald Trump den Amtseid ablegten.

State of Emergency

John Quincy Adams legte 1825 eigenem Bekunden zufolge seinen Amtseid auf einen Band mit Gesetzestexten ab. Vizepräsident Harry S. Truman musste 1945 nach dem Tod von Franklin D. Roosevelt offenbar improvisieren. "Es gab ein großes Hin- und Hergerenne, um dieses Buch zu finden, auf das man den Amtseid ablegen kann", meinte er. Bei seiner Vereidigung 1949 nahm Truman der Sicherheit halber gleich zwei Exemplare mit, darunter ein Faksimile einer Gutenberg-Bibel. Dass zwei Bibeln zum Einsatz kommen, ist übrigens gar nicht so selten. Doppelt genäht hält offenbar besser.

Old vs. New Testament

Wird bei der Vereidigung die Bibel aufgeschlagen, geschieht dies entweder zufällig oder auf einer vom Kandidaten ausgesuchten Stelle. Dabei liegen Passagen aus dem Alten Testament klar vorn. Ein Beispiel: William H. Taft hatte 1919 einen Abschnitt aus dem ersten Buch der Könige, Kapitel 3, vor Augen: "Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht."

Heavy User

Beobachter gehen davon aus, dass der künftige Präsident Joe Biden wie bereits zu ähnlichen Gelegenheiten ein besonders auffälliges Bibel-Exemplar zur Vereidigung mitbringt. Die rund 15 Zentimeter dicke, mit einem Keltenkreuz verzierte Prachtausgabe befindet sich seit 1893 im Besitz von Bidens Familie, deren Wurzeln in Irland liegen. (Joachim Heinz/KNA)