Niederschwelliges Beratungsangebot

Die Arbeit der Münchner Insel in der Coronakrise

Ein Beratungsangebot, das darauf ausgelegt ist, dass man jederzeit ohne Termin zur Tür hereinspazieren kann, hat es während Corona nicht leicht. Trotzdem wurden Lösungen gefunden, um weiter für die Menschen da sein zu können.

Auch in der Coronapandemie wurden bei der Münchner Insel Wege gefunden, um Beratung anbieten zu können. © SMB Münchner Insel

Ein ganz normaler Mittwochmorgen am U-Bahnhof Marienplatz: Es herrscht geschäftiges Treiben, Pendler eilen von der U- zur S-Bahn und andersherum. Mit täglich insgesamt 163.000 Besuchern zählt der Bahnhof zu den 20 meistfrequentierten Stationen im Netz der Deutschen Bahn. Mitten in diesem dichten Gedränge im Untergeschoss: eine Insel.

Themen der Beratungsstelle

„Offen für ein Gespräch“ – das ist das Motto der Krisen- und Lebensberatungsstelle Münchner Insel und so steht es auch groß auf den hell erleuchteten Glastüren. Offen für jeden und jedes Thema. „Zu uns kann jeder kommen, ohne Termin und ohne Anmeldung und kann dann – auch anonym – sofort oder kurz darauf ein Gespräch führen“, erklärt die katholische Leiterin, Sybille Loew. Und die Themen sind vielfältig. Von Beratungen an einem beruflichen Scheideweg über Paarberatung bis hin zu schweren persönlichen Krisen mit Suizid-Gedanken.

Vor Weihnachten war Corona das große Thema. Norbert Ellinger, der evangelische Leiter der Münchner Insel, berichtet zum Beispiel von einer jungen Frau, die seit langer Zeit ihre Eltern zu Weihnachten wieder besuchen möchte, aber unsicher ist, weil ihre Eltern nicht geimpft sind. Wie kann da ein Treffen gut und sorglos funktionieren?

Herausforderung Coronapandemie

Die Münchner Insel ist zu gleichen Teilen katholisch und evangelisch getragen und unterstützt von der Stadt München. 2022 wird die Einrichtung 50 Jahre alt. Ob und wie das gefeiert werden kann, ist noch unsicher. „Die Pandemie macht das alles etwas komplizierter“, sagt Norbert Ellinger.  Ein Satz, der auch das Motto des letzten Jahres sein könnte – auch für die Beratungsstelle waren es schwere Monate. Gerade weil sie ja vom unmittelbaren Kontakt mit den Menschen lebt, vom persönlichen Gespräch und von der Möglichkeit, sehr spontan und schnell ein Gesprächsangebot zu machen.

„Wir haben sofort auf telefonische Beratung umgestellt, die beiden großen Kirchen haben in allen Zeitungen annonciert, mit unserer Nummer und den Kontaktmöglichkeiten“, berichtet Sybille Loew von den ersten Schritten. Das Team der Insel fand viele kreative Möglichkeiten, um ihre Klienten trotzdem zu treffen und ein Beratungsangebot machen zu können: Beratungen beim Spazierengehen zum Beispiel oder Video-Telefonate.

Inzwischen wurden die Beratungsräume mit Belüftungssystem und Luftfiltern ausgestattet, sodass auch wieder Beratungen – zumindest eingeschränkt – vor Ort stattfinden können. Allerdings wird um eine telefonische Anmeldung gebeten, um unnötige Wartezeiten zu vermeiden. (Andrea Lindner, freie MK-Mitarbeiterin)