Sakrament

Deshalb hält Franziskus die meisten Ehen für ungültig

Das wird viele Ehepaare schockieren. Denn der Papst sagt, dass viele kirchlich geschlossenen Ehen ungültig sind. Warum, das lesen Sie hier.

Papst Franziskus hält die meisten kirchlich geschlossenen Ehen für ungültig. (Bild: fotolia_agephotography) © fotolia_agephotography

Vatikanstadt – Papst Franziskus hält die meisten kirchlich geschlossenen Ehen für "ungültig". Der "großen Mehrheit" der Paare fehle das nötige Verständnis von Dauer und Verpflichtung einer Ehe, sagte der Papst am Donnerstagabend laut italienischen Medienberichten in Rom. In der gegenwärtigen "Kultur der Vorläufigkeit" versprächen sich Brautleute zwar lebenslängliche Treue und seien guten Willens - "aber sie wissen nicht, was sie sagen", so der Papst.

Krise der Ehe

Ihr Versprechen sei daher "nur vorläufig, und deshalb ist die große Mehrheit unserer sakramentalen Ehen ungültig". Anlass für die Äußerungen in der Lateran-Basilika war ein Kongress des Bistums Rom. Franziskus antwortete damit auf eine Frage nach der Krise der Ehe. Ursache für die gegenwärtige Krise der Ehe sei, dass "die Leute nicht wissen, was das Sakrament bedeutet" und seine Schönheit nicht kennten. Sie wüssten nicht, "dass es unauflöslich sei und ein ganzes Leben gelte.

Der Vatikan relativierte diese Aussage in einer am Freitag verbreiteten schriftlichen Fassung des Gesprächs. Er gab Franziskus mit den Worten wieder, "ein Teil" der kirchlich geschlossenen Ehen sei ungültig. Laut der Live-Übertragung und dem Videomitschnitt sagte er "große Mehrheit".

Papst gegen "Schnellschusshochzeit"

Franziskus hatte bereits mehrfach Zweifel an der Gültigkeit vieler kirchlicher Ehen geäußert. Nach geltendem Kirchenrecht ist eine katholische Ehe – abgesehen von Formfehlern oder Nichtvollzug des Geschlechtsaktes – etwa dann ungültig, wenn einer der Brautleute von vorneherein lebenslängliche Treue oder die Zeugung von Kindern ausschließt.

Der Papst wandte sich am Donnerstag ausdrücklich gegen "Schnellschusshochzeiten", die aufgrund einer Schwangerschaft der Braut anberaumt würden. Als Erzbischof von Buenos Aires habe er solche Eheschließungen verboten, weil er Zweifel an der freien Zustimmung der Eheleute habe. Mit dieser Praxis habe er gute Erfahrungen gemacht, berichtete er. Wenn die Paare dann nach zwei oder drei Jahren vor den Traualtar getreten seien, hätten sie gewusst, was sie tun.

Die Priester ermahnte Franziskus, junge Paare nicht zur Ehe zu drängen. In Argentinien etwa stehe die Kirche vor der Herausforderung, dass eine Mehrheit der Paare in Ehevorbereitungskursen bereits zusammenlebten. In solchen Fällen sollte man jedoch nicht fragen: "Warum heiratet ihr nicht?" Vielmehr müsse man sie "begleiten, abwarten und ihnen helfen zu reifen, der Treue helfen heranzuwachsen". Die Ehe sei "das allerschwierigste Gebiet der Seelsorge". (KNA)

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