Armut

Der Zulauf bei den Tafeln wird immer größer

Viele Tafeln sind am Limit: Mehr Menschen, die Hilfe brauchen stehen weniger Lebensmitteln für ihre Versorgung gegenüber. Der Krieg in der Ukraine hat die Situation verschärft.

Alexander Kölbl von der Caritas Grafing mit zwei ehrenamtlichen Helferinnen © SMB/Ertl

Grafing – Nicht nur an der Tankstelle oder bei der Nebenkostenabrechnung machen sich die gestiegenen Preise bemerkbar. Auch für Brot, Obst oder Hygieneartikel muss man tiefer in die Tasche greifen. Nicht für jeden ist das auch machbar. Mehr Menschen als sonst sind deswegen auf die Versorgung durch die Tafel angewiesen. Auch die Caritas betreibt einige Tafeln, zum Beispiel in Grafing. Alexander Kölbl ist dort hauptamtlicher Mitarbeiter, für die Tafel jedoch nur als Koordinator tätig. Denn die Hauptarbeit, das Holen der Lebensmittel, das Sortieren und die Ausgabe, diese Arbeit wird von Ehrenamtlichen gestemmt. „Ich hätte früher nie gedacht, wie viel Menschen es braucht um auch so eine kleine Tafel wie hier bei uns am Laufen zu halten“, gibt der Caritas-Mitarbeiter zu. „Aktuell haben wir bis zu 40 Ehrenamtliche, die uns unterstützen.“ Und deren Arbeit hat sich verdoppelt.

Doppelt Arbeit seit Ukrainekrieg

Eigentlich hatte man in Grafing nur einen Ausgabetag, den Dienstag. Bereits für diesen einen Tag waren manche Ehrenamtlichen von früh um neun Uhr bis nachmittags um fünf Uhr im Dienst der Tafel tätig. Aufgrund des Ukrainekriegs und der Geflüchteten hat sich die Lage jedoch gravierend geändert. „Im letzten Monat haben wir 36 Haushalte von Stammkunden versorgt“, erklärt Kölbl, „und ungefähr 83 ukrainische Haushalte.“ Deswegen wurde die Ausgabe auf zwei Tage ausgeweitet. Stammkunden kommen weiterhin am Dienstag, ukrainische Geflüchtete am Mittwoch. Das geht auch den Ehrenamtlichen an die Substanz. „Ich kann mir gut vorstellen, dass es dem ein oder anderen dann zu viel wird und er eine Auszeit braucht“, sagt Alexander Kölbl. „Aber wir haben keinen Ersatz, dann wird es schwierig.“

Lebensmittel werden knapp

Während die Zahl der Menschen, die auf Unterstützung durch die Tafel angewiesen sind, steigt, nehmen die Lebensmittelspenden ab. „Aktuell können wir nur die Hälfte der gewohnten Menge an Lebensmitteln von unseren Partnern holen“, berichtet Kölbl, „so dass wir sogar zukaufen müssen.“ Das widerspricht normalerweise den Richtlinien der Tafeln, die sich dem Grundsatz verschrieben haben, Lebensmittel vor dem Müll zu retten und damit Menschen zu helfen. „Das sollte nicht nötig sein, anders hätten wir es aber nicht stemmen können“, erzählt Kölbl. Auf Dauer wird das aber keine Lösung sein. Ein Grund, warum Alexander Kölbl und seine ehrenamtlichen Mitarbeiter gespannt und mit Bangen Richtung Herbst blicken. „Der Staat muss für Entlastung sorgen, so dass weniger Menschen auf unser Angebot angewiesen sind“, fordert Kölbl. „Es ist tragisch, dass so viele Menschen in Deutschland so wenig Geld haben, dass es nicht mal für die Grundversorgung reicht.“ Aktuell ist die Grafinger Tafel froh über private Spenden – ob finanziell oder materiell.  Nur dadurch und durch das verlässliche Engagement der Ehrenamtlichen wird die Tafel weiterhin Menschen in Not helfen können.