27. Bischofssynode im Vatikan

Der Geist der Kollegialität

Sie dokumentiert die Verbundenheit zwischen Papst und den Bischöfen: Vor 50 Jahren richtete Papst Paul VI. das Instrument der sogenannten „Bischofssynode“ ein. Vom 4. bis 25. Oktober stehen mit der Familiensynode die 27. kollegialen Beratungen an. Mehr über die Geschichte der Synoden lesen Sie hier.

Heilige Messe auf dem Petersplatz in Rom zum Abschluss der Bischofssynode 2014 (Bild: imago/xim.gs) © imago/xim.gs

Rom – Kurz vor Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) äußerten die Teilnehmer den Wunsch, den „Geist der Kollegialität“ fortzusetzen. Papst Paul VI. griff die Idee auf und richtete mit dem Schreiben „Apostolica sollicitudo“ vom 15. September 1965, vor 50 Jahren, das Instrument der Bischofssynode ein. Sie solle „den Geist der Gemeinschaft zeigen, der den Papst und die Bischöfe miteinander verbindet“, und „in gewisser Weise den gesamten Weltepiskopat repräsentieren“, so das Gründungsdokument. 26 Mal beriefen die Päpste seither Synoden ein, die im Gegensatz zum Konzil keine Entscheidungs- oder Beschluss-, sondern nur eine kollegiale Beratungsfunktion haben.

Das nächste Weltbischofstreffen vom 4. bis 25. Oktober gilt der Rolle und Bedeutung der Familie. Es ist die 14. Ordentliche Synode – und gleichsam Fortsetzung einer Außerordentlichen Synode zum gleichen Thema im Vorjahr. Deren Schlussdokument bildete die Grundlage für das kommende Treffen. Weitere Außerordentliche Synoden befassten sich 1969 mit dem Verhältnis von Vatikan und Bischofskonferenzen und 1985 dem 20-Jahr-Gedenken an das Konzil. Hinzu kamen zehn Sondersynoden für einzelne Kontinente oder Weltregionen.

Papst erstellt Lehrschreiben

Arbeitsweise und Struktur der Bischofssynoden sind ständig weiterentwickelt worden. Der anfängliche Zwei-Jahres-Rhythmus wurde auf drei bis vier Jahre ausgedehnt. Nach Ankündigung und Themenvorgabe durch den Papst erarbeitet das Synodensekretariat ein Themenpapier, die sogenannten „Lineamenta“. Es geht samt einem Fragebogen an alle Ortskirchen. Aus den Antworten entsteht dann das Arbeitspapier, „Instrumentum laboris“, das die Grundlage für die Beratungen bildet. Aus den Schlussergebnissen erstellt der Papst schließlich ein zusammenfassendes Lehrschreiben.

Anders als beim Konzil, zu dem alle 3.000 Bischöfe der Weltkirche geladen waren, nehmen an den Ordentlichen Synoden bis zu 300 teil. Alle Bischofskonferenzen entsenden nach einem bestimmten Schlüssel Delegierte. Dazu beruft der Papst weitere Mitglieder, zudem Berater, Experten und Gäste.

Synode von 1971 war die längste

Neben der konkreten Sacharbeit sind von den Bischofssynoden viele Impulse für die Weltkirche ausgegangen. Das erste Treffen 1967 über „Bewahrung und Stärkung des katholischen Glaubens“ gab die Idee für die Gründung der „Internationalen Theologenkommission“. Auch stellte es die Weichen für die schon bei der Konzilsankündigung 1959 erwähnte Neufassung des Kirchenrechts von 1983. Die Synode von 1971, mit fast sechs Wochen die bislang längste, widmete sich dem Priesteramt, stellte dann aber Fragen der „Gerechtigkeit in der Welt“ in den Mittelpunkt.

Grundlagen für die „Evangelisierung in der Welt von heute“ diskutierte die Synode 1974, für die Paul VI. später das Dokument „Evangelii nuntiandi“ erstellte. Klare Aussagen zur Unauflöslichkeit der Ehe und zum Lebensschutz machte die Synode 1980 über die christliche Familie. Ihr Dokument „Familiaris consortio“ spielte in der Diskussion um die jetzige Synode ein wichtige Rolle. Von der Synode 1985 kam die Anregung zu einem neuen Katechismus für die Weltkirche (1992).

Deutscher Papst straffte den Ablauf

Die Synoden zwischen 1987 und 2001 befassten sich mit den verschiedenen Gruppen in der Kirche: Laien, Priester, Ordensleute und Bischöfe. Bewegend war 1991 die Europasynode, bei der erstmals Bischöfe aus dem Osten offen über die Kirchenverfolgung sprachen. Zwischen 1994 und 1999 folgten Kontinentalsynoden für Afrika, Amerika, Asien, Ozeanien.

Benedikt XVI. (2005-2013) straffte Ablauf und Modus der Bischofssynode. Er verkürzte die Tagungsdauer von vier auf drei Wochen und ließ neben den vorher einzureichenden Kurzstatements mehr Zeit für freie Diskussionen. Er berief Ordentliche Synoden zu den Themen „Eucharistie“ (2005), Bibel (2008) und Neuevangelisierung (2012) ein.

Papst Franziskus und sein neuer Synodensekretär Lorenzo Baldisseri weiteten ihre erste Synode zu einem synodalen Prozess aus. Zwischen zwei Konferenzperioden hatten die Ortskirchen und die Kirchenbasis Gelegenheit, das Thema erneut zu vertiefen. Ob Franziskus der Synode als kollegialem Organ mehr Eigenständigkeit oder gar Entscheidungskompetenz gibt, bleibt abzuwarten. (Johannes Schidelko)