Interreligiöses Haus in München

Den Dialog inspirieren und Zusammenleben erproben

Sogar Hannover hat schon eins, ein interreligiöses Haus und in Berlin wird im Mai der Grundstein zum dortigen „House of One“ gelegt. In München hat sich Anfang März das „ Haus der Kulturen und Religionen München“ der Öffentlichkeit vorgestellt – virtuell zunächst.

So könnte die Nazarethkirche als Heimat des Hauses der Kulturen und Religionen München umgestaltet werden, rechts das Studentenwohnheim © Oliver Wagner, mit Genehmigung der Evang.Landeskirche Bayern

München - Die vielen Türme christlicher Kirchen in München lassen gern vergessen, dass längst die unterschiedlichsten religiösen Bekenntnisse in der Stadt zu Hause sind. Was bisher fehlte, war ein Ort für gemeinsame Aktivitäten. Jetzt ist so ein Ort gefunden. Die evangelische Kirchengemeinde Bogenhausen verfügt im Stadtteil über zwei Kirchengebäude und suchte für die Nazarethkirche nach einer Zukunftsperspektive. Dort kann das Haus der Kulturen und Religionen jetzt in seine Pilotphase starten. Pfarrer Markus Rhinow freut sich darauf: „Mich begeistert immer, wenn danach gefragt wird: Was verbindet die Menschen und nicht: Was trennt sie. Mich interessiert eigentlich, was kann uns verbinden.“

Zusammenleben immer wieder neu lernen

Was genau unter dem Dach in der Nazarethkirche stattfinden wird, soll sich in der Pilotphase im gemeinsamen Tun entwickeln. Räume für die religiöse Praxis und ein Café zur Begegnung sollen nach der Vorstellung der Initiatoren entstehen. Mitinitiator Martin Rötting forscht zu interreligiösen Prozessen und weiß: „Wir müssen das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Religionen, Meinungen und Ideen immer wieder neu lernen.“ Lernprozesse werden daher großgeschrieben in dem interreligiösen Projekt. Dafür stehen in der Erwachsenenbildung das Münchner Lehrhaus der Religionen, die Freunde Abrahams und andere interreligiösen Vereine wie „Occurso“. Als Lern- und Lebensort neu entstehen soll das „College of Interreligious Studies“ für Studierende aus aller Welt.

Lebensechtes Miteinander

Konkrete Projekte gibt es auch für interessierte Münchner. Zum Beispiel eine interreligiöse Spurensuche, die Martin Rötting mit „Occurso“ bereits erprobt hat: „Das sind begleitete Exerzitien für Mitglieder unterschiedlicher Religionsgemeinschaften. Die Teilnehmer tauschen sich über ihre Lebenswege aus, daraus entsteht ein interreligiöser, spiritueller Lernprozess.“

Wie viel lebensechtes Miteinander am realen Ort des „Hauses der Kulturen und Religionen München“ in den ersten Monaten aufgrund der Pandemie möglich sein kann, haben die Initiatoren nicht in der Hand. Für viele inspirierende Möglichkeiten religionsübergreifend in Dialog zu treten aber wollen sie sorgen. Und laden alle Interessierten ein, mitzuarbeiten im „Haus der Kulturen und Religionen München“.


Die Autorin
Gabriele Hafner
Radio-Redaktion
g.hafner@michaelsbund.de