Das Reisen war dem in dieser Rätselfolge gesuchten Heiligen vertraut – er setzte es sogar noch nach seinem Tod fort. Aber der Reihe nach: Obwohl er um 1010 in Niedersachsen, in der Nähe von Hildesheim, geboren sein soll, wurde der Gesuchte 1066 Bischof von Meißen. Von dort aus soll er die auch „Bischofsweg“ genannte Handelsstraße Via Regia bis ins hohe Alter meist zu Fuß beschritten haben.
Besonders bekannt ist die Legende rund um die Rückkehr in seine Bischofsstadt, die er nach Auseinandersetzungen mit dem Kaiser hatte verlassen müssen: Er kam unerkannt als Pilger wieder und kehrte in einem Gasthaus ein. Ein außergewöhnlich großer Fisch, der in der Elbe gefangen worden war, wurde dem Wirt gebracht. Bei der Zubereitung fand sich unter den Kiemen der Domschlüssel, den der Bischof bei seiner Flucht in den Fluss geworfen hatte. Fisch und Schlüssel sind folglich Symbole des Gesuchten. Sie stehen auch als Aluminiumskulptur vor der ihm geweihten Münchner Pfarrkirche.
Besondere Verehrung
Ganz in der Nähe thront er selbst auf einer Säule und blickt von dort aus seit seinem 900. Geburtstag 1910 auf den nach ihm benannten Stadtbezirksteil der Maxvorstadt. Die Kirche wurde bereits 1895 geweiht – 315 Jahre nach der Erhebung des Heiligen zum Schutzpatron von München und ganz Bayern. Vier Jahre zuvor, 1576, hatte Herzog Albrecht V. von Bayern dessen Reliquien in Empfang genommen – nachdem das Bischofsgrab im Meißener Dom im Zuge der Reformation aufgebrochen worden war.
Heute ruhen die Gebeine des Gesuchten im Münchner Liebfrauendom, wo sie jedes Jahr zu seinem Gedenktag, dem 16. Juni, besondere Verehrung erfahren. Das in nicht pandemischen Zeiten diesen Gottesdienst rahmende Fest ist ebenfalls nach besagtem Bischof benannt – ebenso wie eine Weinsorte, soll er doch im Elbtalkessel den Weinbau eingeführt haben, sowie der Pfarrbrief, das Pfarrzentrum und ein Chor der bereits erwähnten Münchner Pfarrei. Auch dort wird das Patrozinium natürlich feierlich begangen. So wird die ebenfalls nach dem Kirchenpatron benannte große Glocke geläutet, die nur an Hochfesten erklingt, wie Pfarrer Ludwig Sperrer erläutert.
Eine letzte Reise
Ist der Geistliche neidisch, weil seine Kirche nur einen Splitter eines Armknochens des Heiligen beherbergt, während die restlichen Reliquien im Dom aufbewahrt werden? Der 53- Jährige verneint. Die Gebeine seien dort „am richtigen Platz“. Der barocke Schrein würde vom Stil her auch gar nicht in die neuromanische Pfarrkirche passen – die einzige mit diesem Patron in der gesamten Erzdiözese. Für dessen Verehrung seien keine Reliquien vonnöten. Er ist auf andere Weise in dem Gotteshaus präsent: Das Kirchenfenster über dem Hochaltar zeigt ihn ebenso wie zwei hölzerne Schnitzfiguren – eine davon in der Krypta – sowie Reliefs an Hochaltar und Kanzel. 2019 wurden übrigens einige Reliquien des gesuchten Heiligen an die Diözese Dresden-Meißen zurückgegeben. Es war seine vorerst letzte Reise.
Also: Wie heißt der gesuchte Bischof, Kirchen-, Stadt- und Landespatron?