Umweltschutz

Das nachhaltige Pfarrfest

Ökologisch, regional, fair - das sind einige Aspekte die bei einem nachhaltigen Pfarrfest berücksichtigt werden müssen. Das Ordinariat hat jetzt einen Wettbewerb ausgeschrieben. Zwei Pfarreien haben solche Feste schon ausgerichtet. Hier werden sie vorgestellt:

In Allach kostete Pfarrer Martin Joseph von der Gemüsepfanne der Flüchtlingsfrauen.

Infostand "Bewahrung der Schöpfung" in St. Emmeram. (Foto: Pfarrei 2)

München - Das Ordinariat hat heuer einen Pfarrfest-Wettbewerb ausgeschrieben. Gesucht werden Pfarreien oder Pfarrverbände in der Erzdiözese, die ihr Pfarrfest unter Berücksichtigung der Aspekte „ökologisch“, „nachhaltig“, „regional“, „saisonal“ und „fair“ planen und feiern. Wir stellen zwei unter diesen Vorgaben durchgeführte Feste aus München vor.

Als in der Erzdiözese der Wettbewerb „Schöpfungsfreundliches Pfarrfest“ ausgeschrieben wurde, hat der Pfarrgemeinderat von St. Emmeram (Dekanat Bogenhausen) nicht lange gezögert. Wir wollten ein Zeichen setzen und uns auf den Weg in Richtung Nachhaltigkeit machen. Der Gottesdienst beschäftigte sich mit dem sozialen Aspekt der Nachhaltigkeit. „Es braucht viele Hände“, so das Motto der Messe, bei der auch zwölf neue Ministrantinnen und Ministranten in den Dienst eingeführt und aufgenommen wurden. Weitere naheliegende Bereiche waren Mobilität und Ernährung, die uns alle täglich betreffen. Bereits in der Einladung zum Fest wurde für eine klimafreundliche Anreise zur Fuß oder Rad geworben. Bei einer Testfahrt mit einem Elektroroller konnte man sich von der Praxistauglichkeit der Elektromobilität überzeugen, die vor allem dann den Verbrauch reduziert, wenn man dadurch auf das (Zweit-)Auto verzichten kann. Das gelingt leichter zum Beispiel in Kombination mit Privat-Carsharing oder Abo-Sharing von Zeitkarten des öffentlichen Personennahverkehrs und spart viel Geld.

Umwelt-Spiele und Enzyklika

Zum Essen gab es natürlich Biofleisch aus der Region und Salate. Einweggeschirr ist Geschichte, Kaffee selbstverständlich fairtrade. Schließlich sollen die Kinder der Kaffeebauern in die Schule gehen können, anstatt zu arbeiten. Die Sensibilisierung der Jüngeren erfolgte mit Umweltspielen, die die Natur näherbrachten und das ein oder andere Naturgesetz bewusst machten. Die Erwachsenen konnten sich am Infostand „Bewahrung der Schöpfung“ informieren. Dort gab es zum Beispiel die aktuelle Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus. Wer wollte, konnte den eigenen ökologischen Fußabdruck berechnen. Über die Klima-Kollekte konnte man sich über CO2-Ausgleich informieren, mit dem der eigene CO2-Ausstoß kompensiert werden kann. Die Infoflyer des WWF über bedenklichen sowie unbedenklichen Fleisch- und Fischeinkauf durften nicht fehlen.

Nach dem Wettbewerb ist nicht Schluss

Die Informations- und Netzwerkarbeit mit den Umweltschutzverbänden ist notwendig, wenn man sich ernsthaft auf das Abenteuer Nachhaltigkeit einlassen will. Einige Besucher stellten die Frage, was denn ein „nachhaltiges Sommerfest“ sei, da der Begriff so unterschiedlich verwendet werde. Nur wenn nicht nur ökonomische (Finanzen, Effizienz, Wirtschaftlichkeit), sondern auch soziale (fairer Umgang mit Mitmenschen hier und weltweit, zum Beispiel faire Preise) und insbesondere ökologische Aspekte (Müllvermeidung, Reduzierung des Ausstoßes von Klimagasen, richtige Geldanlage und vieles mehr) ausreichend berücksichtigt sind und das dauerhaft, dann kann man von Nachhaltigkeit sprechen. St. Emmeram arbeitet weiter daran, nicht nur wegen des Wettbewerbes, sondern weil das Thema bei abnehmenden ökologischen Ressourcen immer notwendiger wird.

Allacher Pfarrfest – nachhaltig, fair und schön!

Auf dem Kirchplatz in der Höcherstraße herrschte einmal mehr reges Treiben. Es war wieder Pfarrfest der Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt (Dekanat Nymphenburg) und viele Gäste feierten. Offensichtlich kam das neue Motto gut an: „Ökologisch – fair – regional – für ein nachhaltiges Pfarrfest!“ Schon der Gottesdienst hatte den „Fairen Handel“ zum Thema und eröffnete das Fest passend. Im Anschluss gelang Pfarrer Martin Joseph mit nur wenigen Schlägen der Bieranstich, und bei zünftiger Musi ließen es sich die Gäste gut gehen. Grillspezialitäten wie auch der Kartoffelsalat stammten nachweislich aus regionaler Produktion: die Steaks von Säuen vom Neffen des früheren Pfarrers Johann Schönhuber und die zwei Zentner Kartoffeln, die noch dazu in aller Früh von den Damen des Frauenbunds in echter Handarbeit gekocht und gepellt worden waren, aus Feldmoching. Dann gab es heuer zum ersten Mal auch ein vegetarisches Essen.

Gemeinsam mit Flüchtlingen feiern

Drei Flüchtlingsfrauen aus der Asylunterkunft in der Hintermeierstraße – Maria aus Armenien, Nohat aus dem Irak und Elizabeth aus Nigeria – hatten eine riesige Gemüsereispfanne zubereitet, die tollen Anklang fand und schon bald ausverkauft war. Überhaupt war die Einladung und Einbeziehung der Flüchtlinge in Allach ein großes Anliegen des Pfarrfestes. In allen Unterkünften waren von Seiten der Pfarrgemeinde Einladungen mit Freibons verteilt worden. Und sie kamen: Rosam und Godrey aus Nigeria halfen etwa zusammen mit den Allacher Firmlingen am „Furchtlos-Stand“ des Hilfswerkes Missio mit, wo man „Herzen werfen“ und „Gewalt abräumen“ konnte, und Christian aus Nigeria beim „völkerverständigenden Torwandschießen“. Auch an den Biertischen sah man manch fremdländisches Gesicht. Sogar etliche muslimische Flüchtlingsfamilien fanden den Weg zum Pfarrfest – da passte es gut, dass auch der Vorsitzende der muslimischen Gemeinde in der Allacher Vesaliusstraße, Recep Yerlikaya, kurz nach dem Ende des Ramadan mit einem Tablett süßer Köstlichkeiten vorbeischaute.

Verzicht auf Einweggeschirr

Auch Brotzeit, Eis und Sprizzbar luden zum Verweilen ein, und am Nachmittag wartete dann wieder das allseits beliebte Kuchenbüfett. Sage und schreibe 44 verschiedene Kuchen und Torten wurden von fleißigen Allacher Bäckerinnen zur Verfügung gestellt und von den Besuchern verspeist – selbstverständlich mit fair gehandeltem Kaffee dazu. In Allach ist es zudem schon lange eine Selbstverständlichkeit, dass kein Einweggeschirr mehr verwendet wird, sondern das Geschirrmobil der Landeshauptstadt München angefordert und von guten Geistern im Hintergrund betrieben wird. Reger Andrang herrschte auch im großen Fair-Handels-Zelt, wo es sogar bunte afrikanische Stoffe zu kaufen gab. Der Erlös, im vergangenen Jahr mehr als viertausend Euro, kommt wieder sozialen Projekten von Ordensschwestern in Afrika, sowie den Ministranten und dem Allacher Jugendclub zugute.

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Umweltschutz