Die Geschichte steht im vierten Kapitel des Markus-Evangeliums: Jesus und seine Jünger werden im Boot vom Sturmwind überrascht und voller Furcht wecken die Männer ihren schlafenden Meister. Dieser „herrschte den Wind an und sagte: Schweig, verstumme. Und der Wind legte sich und es entstand eine große Meeresstille“. So übersetzt der Bildhauer und Theologe Franz Hämmerle diese Passage. Und er fügt den Worten ein Bild hinzu: ein verwittertes Holzboot, vor dem sich still das Wasser des Sees Genezareth ausbreitet. Wort und Bild werden eins – und darum geht es Hämmerle: um die Stille und das Sich-Versenken in einen uralten Text.
Den Geschichten von Jesus lauschen
„Markus Evangelium“ heißt die DVD, die Hämmerle veröffentlicht hat. Gut zwei Stunden dauert es, das gesamte Evangelium zu hören, unterbrochen von Musikstücken, die Veronika Miller-Wabra auf der Harfe spielt. Begleitet wird der Ton durch Fotografien – darunter viele Aufnahmen aus dem Heiligen Land. Unterwegs in der Natur, aber auch auf den Straßen von Jerusalem wandern somit die Augen, während die Ohren lauschen auf die Geschichten, wie Jesus seine Jünger sammelt, ihnen Gleichnisse erzählt und schließlich den Weg der Passion beschreitet – bis hin zum leeren Grab, das die drei Frauen entdecken. Mit ihrem „Zittern und Entsetzen“ endet Kapitel 16,8 – denn die angehängte Zusammenfassung von der Erscheinung des Auferstandenen bei den Jüngern und der Himmelfahrt ist nach der theologischen Forschung nicht sicher Teil des Markusevangeliums. An diesem Punkt, so Hämmerle, beginnt die Verkündigung – und in dieser Tradition sieht er sich selbst.