Missio-Aktion für Aleppo

"Das Leben ist stärker als der Tod"

In der teilweise eingekesselten syrischen Stadt Aleppo droht eine humanitäre Katastrophe. Die Franziskanermönche leisten dort seit Kriegsbeginn kontinuierlich Hilfe und sind entschlossen, ihre Unterstützung aufrecht zu erhalten. Der Franziskanerbischof George Abou Khazen beschreibt die derzeitige Situation.

Zerstörte Wohnung in Aleppo (Bild: missio) © missio

München/Aleppo – Brot Wasser, Elektrizität - das alles ist in Aleppo kaum mehr zu organisieren. Eine wichtige Anlaufstelle für die vom Krieg gebeutelten Menschen ist das Notfallzentrum der Franziskanermönche und deren Pfarrei. Über hundert Familien bekommen dort Unterstützung. „Die Menschen in Aleppo wollen weiterleben und wir stehen ihnen bei“, sagte Franziskanerbischof George Abou Khazen gegenüber dem Münchner Kirchenradio. missio München fördert die Arbeit der Franziskaner und ruft nun zu gezielten Spenden auf, damit 130 der bedürftigsten Familien drei Monate lang mit dem Nötigsten versorgt werden. Im Einzelnen geht es um Nahrungsmittel, Stromversorgung für bis zu zwei Stunden pro Tag, Decken, Kleider, Medikamente und Hygieneartikel. Zusätzlich sollen die zerstörten Häuser von 45 Familien wieder aufgebaut werden. Knapp 100.000 Euro werden dafür insgesamt benötigt.

Hilfe unabhängig von der Religion

Neben der Soforthilfe fordert der Franziskanerbischof eine Aufhebung der EU- Sanktionen gegen Syrien, die er als Ursache für die Versorgungsschwierigkeiten sieht. Außerdem dringt er auf Friedensverhandlungen:“ Ich bin kein Politiker, sondern Seelsorger, aber ich weiß, wenn die Großmächte es wollen, sind Friedensverhandlungen möglich, innerhalb weniger Tage“. Im vierten Jahr des Kriegs sind viele Wohnungen so zerstört, dass die Menschen eine andere Bleibe brauchen. „Wir unterstützen sie dabei, in eine Gegend zu ziehen, die etwas sicherer ist“, erklärt Bischof George Abou Khazen. Seit 1268 gib es Franziskanermönche in Aleppo, sie begreifen sich als Teil der Stadtgemeinschaft und helfen den Menschen unabhängig von ihrer Religion, betont der Bischof: „Wenn ich Hunger habe ist es egal, ob ich Katholik bin oder nicht. Wir versuchen wirklich allen zu helfen. Und geben damit ein Beispiel dafür, dass wir alle Brüder sind“.

Kinder besonders betroffen

Neben der Notfallhilfe rückt zunehmend die Sorge um alte Menschen ins Blickfeld, die ohne Angehörige in der Stadt ausharren müssen. In Aleppo leben aber auch noch besonders viele Kinder. Ältere Jugendliche sind meist geflohen, aber die jüngeren Kinder blieben in der Stadt. So haben die Franziskaner ein Feriencamp für 300 Kinder organisiert. Im September sind die Ferien zuende und Bischof Abou Khazen ist zuversichtlich, dass ein neues Schuljahr beginnen kann, trotz der Kämpfe:

„Gefährlich ist es überall auch bei den Kindern zuhause, auf der Straße oder in den Kirchen. Also können sie auch zur Schule gehen. Und sie möchten weiterleben. Das Leben ist stärker als der Tod.“ Und so werden die Franziskaner wie schon früher dabei mithelfen, dass die Schulkinder Bücher und die nötigen Schulsachen bekommen. (gh/missio)

Einen ausführlichen Beitrag mit Bischof Khazen hören Sie am 18.August um 16.08 Uhr und 19.08 Uhr im Münchner Kirchenradio.

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Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Flucht & Asyl