Die Quelle der heiligen Anna

Das Brünnlein und die weiße Taube

Legenden ranken sich um die alte Quelle bei Obertaufkirchen: Die heilige Anna höchstselbst soll einst den Weg dorthin gewiesen haben. Heute wird das Brünnlein vor allem für seine Heilkraft geschätzt.

Zum Wohl! Mesnerin Ursula Leonhardt (Zweite von rechts) und viele aus der Region schätzen die Heilkraft der Quelle. (Bild: Huckemeyer) © Huckemeyer

Obertaufenkirchen – Ein bisschen könnte man meinen, die Zeit sei in Annabrunn stehen geblieben. Der Weiler in der Gemeinde Obertaufkirchen strahlt Ruhe und Frieden aus. Mesnerin Ursula Leonhardt sorgt im Sommer für einen bunten Blumenweg, der zu einer kleinen Hütte führt. Sie beherbergt eine ganz besondere Quelle, deren Wasser heilende Wirkung nachgesagt wird.

Denn um das Quellheiligtum, einst in dichter Bewaldung versteckt, rankt sich eine ganz wunderbare Legende: Das Kind einer Bäuerin litt an unheilbarem Aussatz. Die besorgte Mutter suchte aller Orten um Hilfe an. Ihre Bemühungen brachten jedoch keinerlei Erfolg. Eines Tages begegnete der Bäuerin eine „wohl gekleidete“ Frau. Sie riet der verzweifelten Mutter, ins Aignerholz zu gehen. Dort würde auf dem Gipfel einer großen Tanne eine weiße Taube sitzen. Am Fuße dieser Tanne sei eine Quelle, darin solle sie ihr Kind mehrmals waschen. Die Bäuerin befolgte den Rat und das Kind wurde tatsächlich gesund. Wie die Wundermär weiter weiß, glaubte die Bäuerin, dass die fremde Frau niemand anderer als die heilige Anna gewesen sein muss.

Beliebtes Heilbad in Bayern

Die Besitzer der adeligen Hofmark Schwindegg ließen an der Quelle 1687 zu Ehren der heiligen Anna eine Kapelle errichten. Bald darauf folgte ein Badehaus, das damals zu den beliebtesten Heilbädern Bayerns zählte. Später wurde noch ein Wirtshaus eröffnet. Eine Brandkatastrophe im Jahre 1914 beendete den Badebetrieb. Doch Annabrunn büßte nichts von seiner unaufdringlichen Anziehungskraft ein.

In unseren Tagen wird die Quelle nicht mehr als Waschplatz genutzt.„Ein Herr kommt allerdings immer wieder in die Hütte, verhängt sie und wäscht sich dort“, weiß die Mesnerin, die von ihrem Küchenfenster aus auf das Holzhäuschen blicken kann. Die rund 25 Einwohner von Annabrunn sind es gewohnt, dass immer wieder fremde Leute mit Flaschen und Kanistern anreisen, um sich das naturbelassene Wasser zu holen. Es soll gegen alle möglichen Leiden helfen. Hauptsächlich aber bei Hauterkrankungen und Augenproblemen sowie Gelenkbeschwerden.

Von Sonne und Mond durchflutet

Die Menschen, die auf das besondere Wasser mit dem milden Geschmack schwören, kommen teils von weit her. Daher ist es keine Seltenheit, wenn das Wasser, in riesigen Behältern abgefüllt, mit Anhängern abtransportiert wird. Besonders geschäftig geht es an Vollmondtagen zu. „Wahrscheinlich glauben die Leute, in dieser Zeit hätte unser Wasser noch mehr Heilkraft“, meint die Mesnerin. Das Wasser gibt es übrigens kostenlos. Spenden sind natürlich willkommen.

Neben dem Wasser spielt auch die Sonne in Annabrunn eine nicht unwesentliche Rolle. Zumindest empfanden dies die Menschen zu Großmutters Zeiten so. Weil Annabrunn etwas höher liegt, lässt sich die Sonne dort früher erblicken als im Umland. Damit die Bauern reichliche Ernte einfahren konnten, entstand der Ausspruch: „Wir gehen nach Annabrunn und bitten um a gute Sunn.“ (uhu)

Mehr zum Thema "Wasser" lesen Sie im MK Magazin, das der Kirchenzeitung vom 14. August beiliegt.