Chance zum Reden und Zuhören

Coronakrise und Seniorenseelsorge

Covid 19 ist besonders für ältere Menschen eine große Gefahr. Das Erzbistum München und Freising gibt Tipps, damit sie in der Kontaktsperre nicht vereinsamen.

Egal ob digital, per Telefon oder Brief: in der Coronakrise dürfen Senioren nicht die Verbindung zu den Mitmenschen verlieren. © imago

München - Das Normale und Gewohnte hat zu. Viele ältere Menschen kommen regelmäßig in den rund 700 Seniorentreffs im Erzbistum München und Freising zusammen. Doch das Coronavirus verhindert diese Zusammenkünfte bis auf weiteres. „Dass die wegfallen ist natürlich dramatisch“, erklärt Adelheid Widmann von der Seniorenpastoral der Erzdiözese: „Das sind lebendige Orte, wo Menschen Heimat haben und sich vernetzen.“

Vereinsamung entgegenwirken

Die Theologin arbeitet deshalb in ihrer Abteilung daran, Tipps und Hilfestellungen zu entwickeln, um der drohenden Vereinsamung von Senioren in Coronazeiten entgegen zu wirken. Auf der Homepage des Erzbistums soll bald eine Anleitung zu finden sein, wie sich eine Telefonkette aufbauen lässt. Genauso finden sich dort demnächst spezielle Gebete oder spirituelle Gedanken für Senioren. Adelheid Widmann empfiehlt zum Beispiel ein kleines „Minirezept“, das sie in einem Buch der Filmregisseurin und Autorin Doris Dörrie gefunden hat: „Jeden Abend an fünf schöne kleine Dinge denken, die einem während des Tages begegnet sind.“ Das kann der erste Krokus sein, der Sonnenschein oder der Kaffee am Morgen. Dabei weiß Adelheid Widmann natürlich, dass solche Online-Tipps viele Senioren nicht so einfach erreichen, weil sie ohne Internet oder damit nicht vertraut sind. „Da ist es dann ein schönes Zeichen, wenn Sie so etwas für Ihren betagten Nachbarn ausdrucken und ihm in den Briefkasten werfen.“ Liegt noch eine Karte mit ein paar netten Zeilen und die eigene Telefonnummer dabei, ist das Ganze noch besser.

Nachbarn oft wichtige Gesprächspartner

Denn insbesondere Nachbarn die den isolierten Senioren, den „Hochaltrigen“, wie Adelheid Widmann sie nennt, nicht familiär nahestehen, sind wichtige Gesprächspartner. „Denn Großeltern mögen sich gegenüber den eigenen Kindern oder Enkeln oft nicht so gern in ihren Ängsten zeigen.“ Wer mit alten Menschen von nebenan spricht, darf also durchaus feinfühlig fragen, ob sie etwas auf dem Herzen haben oder ob sie etwas besonders beschäftigt. Da ist ein aufmerksames Zuhören gefragt, ob und wann der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung eine Einladung braucht, um sich etwas von der Seele zu reden. Adelheid Widmann will die Hochaltrigen aber nicht nur als Hilfsbedürftige sehen. Die Perspektive lässt sich auch umdrehen: „Die haben nämlich eine ganze Menge zu geben: stellen sie sich vor, was eine Achtzigjährige in ihrem Leben schon erlebt hat!“ Senioren können erzählen, „wie sie selbst Krisenzeiten durchgestanden haben, was ihnen Kraft gegeben oder sie getragen hat“.

Menschen mit großem Lebenswissen

Viele alte Menschen haben schon scheinbar ausweglose Situationen erlebt und wie es trotzdem weiter gegangen ist. Sie sind eine „wichtige Ressource für die Gesellschaft“, ist Adelheid Widmann überzeugt und Studien würden zeigen, dass Hochaltrige so lange wie möglich „Anteil an der Welt nehmen wollen“. Das Lebenswissen alter Menschen würde aber oft nicht wahrgenommen „und die Coronakrise ist vielleicht eine Chance hinzuhören, was an Lebensweisheit in diesen Generationen steckt“. Adelheid Widmann kann sich durchaus vorstellen, dass eine Oma jetzt einen Trostbrief oder eine aufmunternde Postkarte an ihr Enkelkind schickt. Und sie empfiehlt ältere Menschen am Telefon zu fragen, ob sie in ihrer Umgebung nicht jemanden kennen, den sie durch einen Anruf unterstützen können. „Denn das ist ja für jeden Menschen ermutigend, wenn man sieht, ich kann handeln und etwas bewirken.“

Menschen mit großem Lebenswissen

Viele alte Menschen haben schon scheinbar ausweglose Situationen erlebt und wie es trotzdem weiter gegangen ist. Sie sind eine „wichtige Ressource für die Gesellschaft“, ist Adelheid Widmann überzeugt und Studien würden zeigen, dass Hochaltrige so lange wie möglich „Anteil an der Welt nehmen wollen“. Das Lebenswissen alter Menschen würde aber oft nicht wahrgenommen „und die Coronakrise ist vielleicht eine Chance hinzuhören, was an Lebensweisheit in diesen Generationen steckt“. Adelheid Widmann kann sich durchaus vorstellen, dass eine Oma jetzt einen Trostbrief oder eine aufmunternde Postkarte an ihr Enkelkind schickt. Und sie empfiehlt ältere Menschen am Telefon zu fragen, ob sie in ihrer Umgebung nicht jemanden kennen, den sie durch einen Anruf unterstützen können. „Denn das ist ja für jeden Menschen ermutigend, wenn man sieht, ich kann handeln und etwas bewirken.“

Die Seniorenpastoral gibt Tipps gegen Vereinsamung in der Coronakrise für Senioren, ihre Angehörigen oder Nachbarn. Auf der Homepage des Erzbistums sind zudem Hinweise auf Gottesdienstübertragungen und geistliche Videoimpulse zu finden.

Der Autor
Alois Bierl
Chefreporter Sankt Michaelsbund
a.bierl@michaelsbund.de

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie