Oberammergauer Passionsspiele

Corona erzwingt Proben-Stopp

Gerade wurde noch fleißig geprobt, jetzt müssen auch die Oberammergauer wegen der Corona-Pandemie auf Abstand gehen. Im Dorf würde schon gemunkelt, ob es nicht Zeit für ein neues Gelübde sei.

Die Kostüme der Oberammergauer Passionsspiele müssen noch ein Weilchen darauf warten getragen zu werden. © imago images / Manngold

Oberammergau - Die Proben zu den Oberammergauer Passionsspielen sind wegen Corona bis 29. März unterbrochen worden. Dies teilten die Verantwortlichen am Dienstag auf ihrer Internetseite mit. Zuvor waren die Proben demnach bereits reduziert worden. Ferner pausierten nun auch die Fotoproben für den Bildband, der zur Spielpremiere am 16. Mai erscheinen solle.

Weiter hieß es, man erarbeite derzeit für den Fall der Verlängerung des Verbots von Großveranstaltungen über den 19. April hinaus Notfallszenarien für die Passionsspiele. "Stand heute gehen wir davon aus, dass die Premiere am 16. Mai 2020 stattfinden kann", so die Organisatoren. 

An Absage will niemand denken

Auch Frederik Mayet, Jesus-Darsteller in Oberammergau, sieht wegen der Corona-Krise mit Bangen auf den Start der Passionsspiele. "Sollte die Gefahr für Gäste und Mitwirkende im Mai noch zu groß sein, wird man überlegen müssen, die Premiere zu verschieben. An eine Absage wollen wir gar nicht denken", sagte der 40-Jährige dem Magazin "Spiegel" (Samstag).

Das ganze Dorf hänge an der Passion, schildert der eine von zwei Jesus-Darstellern. "Für die Kosten des Spiels haben wir zum Glück eine Ausfallversicherung abgeschlossen, wir dachten dabei eher an Krieg und Terror, aber es gehört auch eine Seuchenversicherung dazu", so Mayet. Die Versicherungssumme betrage 25 Millionen Euro, die bisherigen Kosten beliefen sich auf etwa 15 Millionen Euro. Wenn die Spiele abgesagt würden, hätte die Gemeinde zumindest kein Geld verloren.

Zeit für ein neues Gelübde?

Bisher ist das Passionsspiel nur zweimal ausgefallen. 1770 ließ Kurfürst Maximilian III. alle Passionsspiele in Bayern verbieten. 1940 verhinderte der Zweite Weltkrieg, dass die Oberammergauer ihrem Gelübde nachkamen. Die Passionsspiele sollen vom 16. Mai bis 4. Oktober stattfinden. Insgesamt werden knapp 500.000 Besucher an 103 Spieltagen erwartet. Jede Aufführung können rund 4.400 Personen auf überdachten Sitzplätzen miterleben. An die 2.300 Oberammergauer sind am Spiel vom Leiden und Sterben Jesu beteiligt.

Der Brauch geht auf das Jahr 1633 zurück. Damals starben 84 Menschen während des Dreißigjährigen Krieges an der Pest. Die Einwohner gelobten daraufhin, alle zehn Jahre die Passion Jesu aufzuführen, damit Gott der Krankheit ein Ende bereite.

Frederik Mayet erklärt im "Spiegel", dass jetzt im Dorf der Spruch umgehe, dass es Zeit für ein neues Gelübde sei. "Ernst nimmt das am Ende niemand - und ich kenne auch keinen, der Corona als eine Strafe Gottes ansieht", so der Jesus-Darsteller. (kna)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Passions spiele Corona - Pandemie