Meinung
Der Tod in unserer Gesellschaft

Christlich und würdevoll

Die kirchliche Bestattung ist eine Option unter vielen geworden, schreibt Pastoralreferent Benno Littger. In seinem Kommentar erklärt er auch, wie die kirchliche Form der Bestattung relevant bleibt.

Benno Littger ist Pastoralreferent in der Krankenhausseelsorge und im Pfarrverband Raubling. (Bild: Münchner Kirchenzeitung) © Münchner Kirchenzeitung

„Verscharrt wie einen Hund…“ Lange bedeutete dieser Satz: Hier wurde ein Mensch – warum auch immer – nicht christlich bestattet. Mal abfällig dahingesagt, mal mitleidig geflüstert, doch aus der sicheren Distanz: Das ist ein Problem der „anderen“.

Vor einigen Jahren hörte ich diesen Satz von einer älteren Frau, die gerade von einer katholischen Beerdigung kam. Da klang nichts Distanziertes mehr mit: Hier sprach die Sorge, ob sie wohl selbst noch das Glück haben werde, würdevoll beerdigt zu werden.

Die deutschen Bischöfe sind sich einig: Eine würdevolle Beerdigung darf kein Glücksfall sein – in der Kirche muss sie der Standard sein, vom Trauergespräch bis zum Grab. Um der Toten willen, um der Trauernden willen, um der eigenen Botschaft willen, kurz: Um der Glaubwürdigkeit willen. Denn längst ist die kirchliche Bestattung eine Option unter vielen im Katalog der Bestatter geworden. Deren Broschüren zeigen, was die Soziologie „Multi-Options-Gesellschaft“ nennt: Neben der Alternative „Sarg oder Urne“ stehen zur Wahl: Berg-, See- oder Luftbestattung, Friedhof, Friedwald, anonym, kirchlich oder Trauerrednerin, oder doch Kristallbestattung? Die Liste lässt sich fortsetzen.

Ob man diesen Trend zur Individualisierung als stressig oder befreiend erlebt, mag Typsache sein. Wie auch der wachsende Trend, die eigene Bestattung unter ökologischen Aspekten zu bedenken: Googeln Sie mal „Green Endings“! Apropos www: Es wäre eine Überraschung, würde der Trend zur Virtualisierung ganzer Lebensbereiche nicht auch den Tod prägen. Die Online-Traueranzeige ist längst Standard, in virtuellen Kondolenzbüchern brennen ungezählte Kerzen.

Brennender als die Frage, was davon nun christlich ist, scheint mir heute die Frage: Sind kirchliche Beerdigungen christlich in dem Sinn, dass auf ihnen spürbar wird, was ein christlicher Umgang mit Toten und Trauernden ist? Dann bleiben kirchliche Formen gesellschaftlich relevant.