Herbstvollversammlung Katholikenrat

Bürgermeisterin Dietl: Kirchen bereichern die Stadtgesellschaft

Welchen Mehrwert bietet Kirche der Stadt? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Vollversammlung des Katholikenrats. Die Antwort fiel eindeutig aus.

Münchens Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (links) diskutiert mit Professor Egon Endres (rechts) und Professor Stefan Rappenglück (Mitte) über die Bedeutung der Kirche in der Gesellschaft. © Spiegler

Fröhliches Kinderlachen, aufgeregtes Rufen, wann der Martinsumzug endlich beginnt und der Liedklassiker „Laterne, Laterne“, der vom Pfarrgarten von St. Quirin in Aubing in den Versammlungsraum hereindringt. Diese Situation beantwortet gleich die thematische Frage der Herbstvollversammlung „Welchen Mehrwert bietet Kirche (noch) der Stadt bzw. Stadtgesellschaft?“. Schließlich stellt die Pfarrkirchenstiftung hier Kita-Plätze für alle Kinder bereit, unabhängig von Herkunft oder Religionszugehörigkeit. Der Mehrwert von Kirche für die Aubinger ist hier selbsterklärend. Doch die 60 Anwesenden wollen genauer nachfragen.

Gesellschaft ist auf Netzwerke angewiesen

Das geschieht zunächst durch den Vortrag von Egon Endres, Professor für Sozialwissenschaften und Sozialmanagement an der Katholischen Stiftungshochschule München-Benediktbeuern. „Unsere Gesellschaft ist mehr denn je auf Netzwerke angewiesen, damit sie zusammenhält“, erklärt Endres. Doch Netzwerke müssten gestaltet und gepflegt werden, damit sie Bestand hätten und sich je neuen Situationen anpassen könnten. Für Netzwerke seien insbesondere auch Verbindungen zu Menschen wichtig, die weltanschaulich anders verortet seien. „In der Kirche haben wir zu viele Menschen, die in ihren Milieus festhängen“, betont der Hochschullehrer. Es gelte, so genannte „Netzwerklöcher“ zu erkennen und hier gezielt in die Vernetzung zu gehen, denn: „Problemlösungen funktionieren dann, wenn sich viele Verbindungen nach außen ergeben.“ Deshalb brauche es Grenzgänger, die vernetzen könnten.

Kirche ist unverzichtbar

Schließlich referiert Verena Dietl, die nicht nur Dritte Bürgermeisterin der Landeshauptstadt ist, sondern auch Einzelmitglied im Katholikenrat. „Die Kirche wird von einer modernen Gesellschaft gebraucht und hat einen enormen Mehrwert für sie“, ist sie überzeugt. Vor allem aufgrund des großen Engagements im sozialen und im Bildungsbereich sei Kirche unverzichtbar. Dabei weiß Dietl als Sozialbürgermeisterin genau, wie breit gefächert die Tätigkeit katholischer Träger in der sozialen Arbeit sei: von der Bahnhofsmission als immer erreichbarer Anlaufstation in Notfällen über viele Angebote der Jugendarbeit bis hin zu Kitas oder Pflegeheimen reiche das Spektrum. „Die Kirche ist an der Seite der Menschen“, weiß Dietl. Deshalb wünsche sie sich, dass die Kirche sich mehr beim Bau bezahlbarer Wohnungen einbringe.

Botschafter des Glaubens

In der anschließenden Plenumsdiskussion wird öfter die Auffassung vertreten, dass Kirche in der öffentlichen Wahrnehmung zu sehr auf die Hierarchie reduziert werde. Gerade katholische Verbände würden kaum noch wahrgenommen. „Dabei sind sie doch die natürlichen Netzwerkpartner“, betont etwa Vorstandsmitglied Werner Attenberger. Auch weitere Netzwerkpartner werden ins Gespräch gebracht: Vom Rat der Religionen bis hin zu Umweltschutzgruppen. Die Malteserin Pilar von Salm-Horstmar erinnert an das persönliche Zeugnis. „Es ist wichtig, dass die Gesellschaft sieht, warum wir uns engagieren und dass wir so Botschafter unseres Glaubens werden.“ (Gabriele Riffert)