Glaubensporträt

Bürgermeister im Altardienst

Ministrant, Kirchenpfleger, Politiker - Bei Anton Kindermann zeigt sich der Glaube in ganz unterschiedlichen Facetten.

Anton Kindermann im heimischen Garten: Der 68-Jährige ist leidenschaftlicher Hobbygärtner. © Huckemeyer

Wenn der Großvater mit dem Enkel zur Kirche geht, dann sitzen sie nicht gemeinsam in einer Bank, sondern sie knien vorne am Altar. Anton Kindermann und sein Enkelsohn Sebastian sind nämlich beide Messdiener in der Christkönig-Kirche. Bereits seit Jahren gelingt es der Pfarrei kaum noch, junge Menschen für den Dienst am Altar zu gewinnen. Gottesdienste ohne Ministranten, das wollte der 68-Jährige auf Dauer nicht hinnehmen. Schließlich sind dem stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Waldkraiburg kirchliche Traditionen wichtig.

Sechs Ministranten im besten Mannesalter

Bereits als Bub verrichtete er über viele Jahre hinweg den Altardienst. Weil für den Waldkraiburger ein Gottesdienst ohne Messdiener eine triste Angelegenheit ist, holte er sich seinen Schwager Bernhard Huber und andere ältere Herren als potenzielle Messdiener ins Boot. Die von Kindermann angeheuerten Herrschaften gehören selbstredend nicht zu den Anfängern. Sie ministrierten allesamt schon im Kindes- und Jugendalter. „Uns fällt doch kein Zacken aus der Krone, wenn wir vorübergehend noch einmal ins Ministrantengewand schlüpfen“, meint Kindermann. Die Herrenrunde nahm also kurzerhand die Herausforderung an. Sie sind nun seit geraumer Zeit überwiegend an hohen Festtagen im Einsatz.

Und so assistierten sie dem Priester, die sechs Ministranten im besten Mannesalter, sie lassen die Altarschellen klingeln oder schwingen das Weihrauchfass. „Wir sind jetzt schon ein gut eingespieltes Team“, schmunzelt Anton Kindermann, dem es nun auch gelang, seinen neunjährigen Enkel für das Ministranten-Amt zu begeistern. Wie Opa Kindermann weiß, ist Pfarrvikar Walter Kirchmann vom Pfarrverbund Waldkraiburg momentan verstärkt auf der Suche nach weiteren jungen Messdienern. „Meine Riege zieht sich dann zu gegebener Zeit zurück“, versichert der 68-Jährige, den Nachwuchs würden sie aber selbstverständlich, auf Wunsch, weiterhin unterstützen.

Christliche Werte

Anton Kindermann, geboren in Brandenburg an der Havel, wohnt seit seinem siebten Lebensjahr in Waldkraiburg. Im Jahr 1957 kam die Familie nach Oberbayern. Das konservative Elternhaus prägte den Waldkraiburger in seinen Grundeinstellungen. Wie er dokumentieren kann, fiel die christlich-familiäre Strahlkraft bei seinem Bruder Wolfgang auf besonders fruchtbaren Boden. Wolfgang Kindermann lebt nämlich als Pater schon viele Jahre im Redemptoristenkloster Schönenberg/Ellwangen. Anton Kindermann hingegen wollte nie Geistlicher werden.

Seine kirchlichen Ehrenämter sprechen allerdings Bände in Hinblick auf die Bedeutung christlicher Werte in seinem Leben. Der heutige Pensionist saß acht Jahre lang im Pfarrgemeinderat, er war sechs Jahre als Kirchenpfleger tätig und hatte zudem schon das Amt des Dekanatsratsvorsitzenden inne. Bereits seit 24 Jahren widmet sich Kindermann den Aufgaben in der Kirchenverwaltung.

Gestalten und Tüfteln

In diesem Gremium wurde auf Initiative des ehemaligen Finanzbeamten eine Idee in die Tat umgesetzt: Die Christkönig-Kirche beherbergt jetzt eine Jahreskrippe, die oft und gerne von den Gläubigen besucht wird. Die Heilige Familie in der Darstellung bezahlte Kindermann sogar aus eigener Tasche. „Krippen üben auf mich eine Faszination aus“, gesteht der Ruheständler, der diese Leidenschaft irgendwie mit seinem Hobby als passionierter Eisenbahnmodellbauer verknüpft. Kreatives Gestalten und Tüfteln liegt dem Waldkraiburger einfach im Blut. Das Singen wurde ihm ebenfalls in die Wiege gelegt. Mit seiner Bass-Stimme unterstützt der Familienvater seit nunmehr 47 Jahren den Kirchenchor.

Hilfe vom Namenspatron

Für Kindermann zählen Kirchen zu wichtigen Rückzugsorten. Kürzlich wurde der 68-Jährige zum Zweiten Bürgermeister der Stadt gewählt. Der CSU-Politiker gibt zu: „Da saß ich wenige Tage nach der Wahl an einem Nachmittag ganz alleine in der Kirche und bat Gott um Hilfe für die Bewältigung der neuen Aufgaben, die nun vor mir liegen.“ Auch seinen Lieblings-Heiligen, den heiligen Antonius, bittet Kindermann hin und wieder um Beistand in komplizierten Situationen.

Doch auch bei banaleren Dingen „ruft“ Anton durchaus seinen Namenspatron an: „Wenn ich meinen Schlüssel nicht gleich finde oder sonst einen Gegenstand verlegt habe, dann hilft mir der heilige Antonius von Padua beim Suchen. Schließlich ist mein Lieblings-Heiliger ja dafür bekannt, Verlorenes wiederzufinden.“ (Ursula Huckemeyer)