Naturwissenschaft und Bildungsauftrag

Büchereien sind ein Ort für MINT-Fächer

Eine Fortbildung des Büchereifachverbandes Sankt Michaelsbund hat sich mit damit auseinandergesetzt, wie sich Kinder für MINT-Fächer begeistern lassen und für die bedrohte Natur sensibel werden.

Die MINT-Fächer: Mathe, Informatik, Naturwissenschaft, Technik. © Stockwerk-Fotodesign - stock.adobe.com

Naturwissenschaften lassen sich auf dem Spielbrett, mit Karten und kniffligen Aufgaben entdecken. Bei „Darwins Choice“ geht es etwa darum, Vegetationszonen zu erobern und dafür geeignete Tierarten zu erfinden. Dadurch werden ökologische Zusammenhänge und die Evolutionstheorie anschaulich. Spiele wie dieses hat die Landesfachstelle des Sankt Michaelsbundes bei der Fortbildung „Mit Kindern experimentierend die Schöpfung entdecken“ vorgestellt.  Eingeladen waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Büchereien, die der Michaelsbund fachlich betreut. Dabei stand die Vermittlung der sogenannten MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik im Vordergrund. Und das nicht nur als graue Theorie.

Ergänzung zum Schulunterricht

In einem Workshop probierten Büchereileiterinnen ein Stück Physik aus. Zwischen zwei Bücherstapeln sollten sie eine Brücke nur aus Papier bauen, die eine kleine Wasserflasche trägt, ohne Stütze von unten. Eine Teilnehmerin hat nur vier Blätter dafür gebraucht um 25 cm zu überspannen. Drei davon hat sie zu einem Fächer aus Längsstreifen gefaltet und dadurch stabile Träger gebildet. Forschend-entdeckendes Lernen nennen das die Fachleute, die diese Fortbildung gestaltet haben. Es ermutigt im Gegensatz zum herkömmlichen Schulunterricht zum gemeinsamen Ausprobieren, lässt Fehler ohne Bewertung zu und vermittelt Erfolgserlebnisse. Büchereien sind für dieses entdeckende Lernen ein idealer Ort, darüber waren sich die rund 40, meistens weiblichen Teilnehmer einig. Eine Büchereileiterin will das experimentelle Brückenbauen nun für Mütter und Töchter anbieten, eine andere mit der Nachmittagsgruppe einer Schulklasse, eine dritte ein Ferienangebot daraus entwickeln.

Kinder lernen mit App programmieren

Wie sich aus solchen gemeinsamen MINT-Stunden mit der App „Book Creator“ ein digitales Buch erstellen lässt, ließ sich in der ganztägigen Fortbildung ebenfalls lernen, mit der Kinder erstes Programmierwissen erwerben können. Das gilt auch für MINT-Apps. Werden sie in Büchereien vermittelt, fördern sie die Medienkompetenz und ebenso den kritischen Blick in deren Möglichkeiten und Grenzen. Dabei kann der Umgang mit neuen Technologien auch den Spracherwerb und die Leseförderung unterstützen, für die bereits Roboter auf dem Markt sind.

Technologien schaffen Bewusstsein für Naturzerstörung

Die Fortbildung machte deutlich, wie umfassend Büchereien neue digitale Möglichkeiten nutzen und damit das Interesse für MINT-Fächer wecken können. Gerade Mädchen sollten hier ermutigt werden, bemerkte eine ehrenamtliche Büchereileiterin, die selbst als Ingenieurin arbeitet. Der Fachkräftemangel jedenfalls ist bereits eklatant. 250 000 Stellen im MINT-Bereich sind zurzeit unbesetzt, so die Referentin Katharina Sackmann von der „Initiative Junge Forscherinnen und Forscher“. Claudia Pecher, die Leiterin der Landesfachstelle, wollte mit der Fortbildung aber nicht nur zu einer neuen Technologieoffenheit ermutigen. Die Naturwissenschaften und die MINT-Fächer schaffen auch ein Bewusstsein für Naturzerstörung: „Und die Bewahrung der Schöpfung gehört zum Kernauftrag jeden christlichen Handelns“, so Pecher. Sie sei deshalb auch Teil des Bildungsauftrag der kirchlichen Büchereien.