Diözese Passau

Bistum macht Festsaal und Priesterseminar für Flüchtlinge frei

Im Winter könnte sich die Flüchtlingskrise angesichts der Kälte weiter verschärfen. Das Bistum Passau will Notfallquartiere bereitstellen. Auch der Festsaal des Bistums und ein Teil des Priesterseminars sollen den Flüchtlingen als Unterkunft dienen. Bischof Stefan Oster spricht von "außergewöhnlichen Maßnahmen", die nach dem christlichen Grundauftrag notwendig sind.

Ein Wahrzeichen des Bistums Passau - der Dom Sankt Stephan (Bild: Sankt Michaelsbund) © Sankt Michaelsbund

Passau - Das Bistum Passau will für mehrere hundert Flüchtlinge Notquartiere bereitstellen und greift dafür zu drastischen Maßnahmen. Im Rahmen eines am Freitag vorgestellten Winternotfallplans wurden den Behörden große kirchliche Immobilien als Unterkünfte angeboten. Dazu zählen Turnhallen, Jugendhäuser, der Festsaal des Bistums am Passauer Domplatz und ein Stockwerk im Priesterseminar. Wie schon beim Hochwasser 2013 sollen Kirchenangestellte für Hilfseinsätze freigestellt und dafür durch Notfallseelsorger qualifiziert werden.

Bischof Stefan Oster sprach von einer "humanitären Katastrophe, deren Ende oder Abschwächen noch nicht abzusehen ist". Um bei der Bewältigung des Problems angemessen zu helfen und den christlichen Grundauftrag zu erfüllen, seien "außergewöhnliche Maßnahmen" erforderlich. Dabei nehme die Diözese "drastische Raumzusammenlegungen" und auch Einschränkungen im Arbeitsalltag kirchlicher Stellen in Kauf. Generalvikar Klaus Metzl wurde mit der Leitung der Arbeitsgruppe Flüchtlingshilfe beauftragt.

150 neue Wohnungen

Das Gremium hat der Mitteilung zufolge auch längerfristige Pläne erarbeitet. In vier kirchlichen Liegenschaften in Passau würden in den nächsten Monaten Wohnungen für anerkannte Flüchtlingsfamilien zur Verfügung gestellt. Das Bistum will den sozialen Wohnungsbau vorantreiben und 150 neue Wohneinheiten errichten. Es dürfe auf einem angespannten Wohnungsmarkt keine Konkurrenz zwischen anerkannten Asylbewerbern und hiesigen sozial schwachen Familien geben, betonte Metzl. Der Plan werde vom gesamten Ordinariatsrat und der Caritas mitgetragen.

Bischof Oster würdigte das Engagement der Gläubigen in seiner Diözese als schon jetzt "sehr hoch". Dennoch "sprengt diese Herausforderung vieles, was wir bisher erlebt haben". Er dankte allen, "die selbstlos Einschnitte und Entbehrungen in Kauf nehmen". Dabei dürfe nicht vergessen werden, "dass in unserer Gesellschaft Armut und Not auch schon vor der Flüchtlingswelle ein Gesicht hatten".