Papst-Schreiben „Querida Amazonia“

Bischöfe und Hilfswerke stellen Forderungen an die Politik

Die deutschen Bischöfe und die kirchlichen Hilfswerke Adveniat und Misereor fordern einen Kurswechsel in der Wirtschaft und in der Politik. Das nachsynodale Schreiben von Papst Franziskus sei ihrer Meinung nach kein Schlussstrich unter den Reformdebatten.

Papst Franziskus kritisiert in seinem Schreiben "Querida Amazonia" unter anderem Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung. © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani/KNA

Mainz - „Es muss unser Ziel sein, unsere Gesellschaft ökologisch umzubauen und klimaneutral, sauber und umweltfreundlich zu werden.“ Diese Forderung nach einem grundlegenden wirtschaftlichen Kurswandel formuliert Franz-Josef Overbeck, Bischof von Essen und Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), im Namen der deutschen Bischöfe und der beiden kirchlichen Hilfswerke Adveniat und Misereor.

Europa als Vorbild

Bei einem Pressegespräch zum Nachsynodalen Schreiben von Papst Franziskus „Querida Amazonia“ in Mainz appelliert Bischof Overbeck auch an die Gläubigen. „Wir deutsche Katholiken stehen als Demokraten und als Verbraucher, aber vielleicht auch als Unternehmer oder Kapitalanleger in der Verantwortung.“ Europa könne dabei Vorbild sein und eine Vorreiterrolle einnehmen.

Der Bischof, der auch Vorsitzender der Unterkommission für Lateinamerika der DBK ist, begrüßt ausdrücklich den so genannten Green Deal, mit dem die neue EU-Kommission unter der Leitung der deutschen CDU-Politikerin Ursula von der Leyen Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent machen will. Ökologie und Ökonomie seien zusammen zu denken, betont Bischof Overbeck. Und ergänzt: Klima- und Umweltschutz sei auch eine soziale Frage.

Schutz indigener Völker

Zeichen der weltweiten Solidarität fordert sein Kollege, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, von der Politik. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche spricht dabei die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zum Schutz indigener Völker an, die der Bundestag seiner Meinung ratifizieren soll. Und Monsignore Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer des Bischöflichen Hilfswerks Misereor, kritisiert eine „zuvorderst kapitalistische, auf Konsum ausgelegte und sich durch Ausbeutung der Anderen reproduzierenden Wirtschafts- und Lebensweise“. Es müsse endlich aufhören, dieses ewige Streben nach noch immer mehr Wachstum, bekräftigt Monsignore Spiegel.

Papst-Schreiben ist kein Schlussstrich unter Reformdebatten

Auch bei der Bewertung des Schreibens von Papst Franziskus zur Amazonas-Synode sind sich Bischöfe und die Vertreter der Hilfswerke einig: Es sei kein Schlussstrich unter Reformdebatten in der Kirche. Pater Michael Heinz, Hauptgeschäftsführer der Bischöflichen Aktion Adveniat, gibt zwar zu, dass er deutlichere Worte von Franziskus erwartet hatte, und spricht die Rolle der Frauen in der Kirche samt möglicher Zulassungsbedingungen zur Priesterweihe an. Er stellt aber auch klar, dass der Papst mit seinem Nachsynodalen Schreiben das Schlussdokument der Weltbischofsversammlung zur Amazonas-Region nicht infrage gestellt habe.

Papst Franziskus hatte in seinem vor einem Monat veröffentlichten Schreiben zum einen Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzungen kritisiert, zum anderen lehnt er darin Weiheämter für Frauen in der Kirche ab. Außerdem geht er in „Querida Amazonia“ nicht auf die von der Amazonas-Synode angeregte Lockerung des Zölibats ein.

Die Autorin
Susanne Hornberger
Münchner Kirchenzeitung
s.hornberger@michaelsbund.de