Radpilgerreise

Betroffene von Missbrauch stellen ihre Initiative in Bozen vor

Am Wochenende sind die Pilger in München gestartet. Auf ihrem Weg zum Papst nach Rom haben die Missbrauchsbetroffenen nun Bozen erreicht. Beim Zwischenstopp trafen sie auch auf Kardinal Reinhard Marx.

Kardinal Reinhard Marx, Bischof Ivo Muser und Richard Kick (Betroffenenbeirat im Erzbistum München und Freising) im Gespräch. © Kiderle

Nach einer Tagesetappe von 100 Kilometern trafen die Radpilger in Bozen ein. Dort wartete der Bischof der Diözese Bozen-Brixen, Ivo Muser, gemeinsam mit Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, auf die Wallfahrer. Bei der Pilgertour geht es um mehr Aufmerksamkeit und eine bessere Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. Kardinal Reinhard Marx zeigte sich sichtlich begeistert von dem Vorhaben der Gruppe und bedankte sich bei ihnen: „Danke für den Dienst, den sie damit der Kirche und der Gesellschaft erweisen. Ihr alle helft mit, dass nicht vergessen wird.“ Er könne es immer noch nicht begreifen, dass es innerhalb der Kirche zu einer solchen Vielzahl an Übergriffen gekommen ist.

Mehr Aufmerksamkeit für Betroffene eingefordert

Für Bischof Ivo Muser war die Begegnung ein Zeichen, dass an der Aufarbeitung und den Vorhaben festzuhalten sei. Er wünscht sich, dass hingeschaut wird, es zu einer Mentalitätsveränderung kommt und den Betroffenen Gehör verschafft wird. In erster Linie müsse den Betroffenen mehr Aufmerksamkeit eingeräumt werden: „Ich hoffe, dass wir gemeinsam aufbrechen, dass wir uns als Kirche solidarisch mit jenen erklären, die uns von ihren Wunden erzählen,“ so Muser. Es müsse hingeschaut werden und dürfe nicht zu Tagesordnung übergegangen werden. Neben Kardinal Reinhard Marx und Bischof Ivo Muser begrüßten auch der Bürger- und Vizebürgermeister der Stadt Bozen die Radfahrer.

Radpilger treffen auf Papst Franziskus

Unter dem Motto „Wir brechen auf! Kirche, bist du dabei?“ haben sich eine Gruppe von Missbrauchsbetroffenen und diejenigen, die sich gerne solidarisieren möchten, am Samstag, 6. Mai, auf den Weg nach Rom gemacht. Die Ankunft in Rom ist für den 16. Mai geplant. Bei der Papstaudienz am darauffolgenden Mittwoch möchte der Initiator der Wallfahrt, Dietmar Achleitner, dem Papst eine Botschaft und das Kunstwerk „Heart“ überreichen. Das Kunstwerk von Michael Pendry soll für das Engagement der Betroffenen und ein neues Bewusstsein im Umgang mit sexualisierter Gewalt stehen. Achleitner bezeichnet sich und die anderen Betroffenen als „Überlebende“. Gemeinsam mit Richard Kick und Kilian Semel vom Betroffenenbeirat der Erzdiözese sowie Robert Köhler von der Initiative "Wir-wissen-Bescheid.de" des Vereins "Ettaler Misshandlungs- und Missbrauchsopfer" hat er die Pilgereise organisiert. (Pauline Erdmann, Volontärin beim Sankt Michaelsbund)

Die Anlauf- und Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Missbrauch des Erzbistum München und Freising ist von Montag bis Freitag jeweils von 9-12 Uhr und außerdem am Dienstag und Mittwoch jeweils von 16-19 Uhr unter 089/2137-77000 zu erreichen.