Ein Eis im Freien, mit der Familie zum Essen oder sogar Kino und Schwimmbad: Vieles ist durch die Lockerung der Corona-Beschränkungen wieder möglich. Doch der Lockdown steckt der Gesellschaft noch in den Knochen. Besonders schwer war die Zeit für die geflüchteten Menschen, die in Gemeinschaftsunterkünften leben. Allein in München gibt es 20 solcher Einrichtungen, in denen teilweise mehr als 300 Menschen auf engstem Raum wohnen.
Wichtiger Schlüssel zur Integration
Eine davon befindet sich in der Triebstraße. In vier Containergebäuden leben hier rund 350 Menschen, davon 60 Kinder. Sabine Wimmer von der Caritas unterstützt die jüngeren Bewohner als pädagogische Fachkraft. Das sozialdienstliche Angebot reicht dabei von der Hilfe beim Ausfüllen von Formularen über Übersetzungen bis hin zur Kinderbetreuung und Hausaufgabenhilfe. „Die Kinder sind ein wichtiger Schlüssel zur Integration“, erklärt Wimmer. „Durch sie können wir eine Brücke schlagen und auch die Eltern erreichen.“ Daher sei das Angebot der Hausaufgabenhilfe, der Nachmittagsbetreuung und der Beratung mit den Eltern sehr wichtig.
Doch die Corona-Krise machte der Caritas gerade in diesem Bereich schwer zu schaffen. „Wir mussten die Arbeit komplett umstellen und versuchen, von außen an die Klienten ranzukommen, um sie nicht im Stich zu lassen“, sagt Kerstin Forster, die Fachdienstleiterin für die Unterstützungsangebote. Um den Kontakt nicht abreißen zu lassen, haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas während dieser Zeit Enormes geleistet, berichtet Forster. Per Telefon versuchten sie etwa den Kindern Arbeitsblätter und Hausaufgaben zu erklären.
Vertrauensbasis verloren
Während in den städtischen Einrichtungen weitergearbeitet werden konnte, durften die Mitarbeiter der Wohlfahrtsverbände aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht mehr in die staatlichen Unterkünfte. Ein großes Problem für die Caritas-Mitarbeiter, denn die Vertrauensbasis und der direkte Kontakt gingen teilweise verloren. „Da müssen wir jetzt von vorn anfangen“, erklärt Forster. Und obwohl Wimmer mit ihren Schützlingen arbeiten durfte, macht sie sich bei „ihren“ Kindern und Jugendlichen große Sorgen, denn Homeschooling war in den Gemeinschaftsunterkünften fast unmöglich. „Die Familien besitzen hier nur vereinzelt einen Computer, und WLAN gibt es in der Unterkunft auch nicht“, sagt sie.
Inzwischen ist die Hausaufgabenbetreuung in den städtischen Unterkünften wenigstens wieder mit bis zu vier Kindern erlaubt. Normalerweise sind es bis zu 20. „Da sind wir einfach auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen“, sagt Forster. Sie hofft nun auf Ehrenamtliche, die dabei helfen, die Krise nach der Krise zu verhindern. (Andrea Lindner)