Garmisch-Partenkirchen – Ein schlichtes Holzkreuz liegt gebettet auf weißem Tüll auf den Altarstufen der Kirche Maria Himmelfahrt in Garmisch-Partenkirchen. Das Bukett von weißen Rosen stammt von der Marktgemeinde und wurde von Bürgermeisterin Elisabeth Koch als Schmuck mitgebracht; das Meer von Teelichtern haben die Besucherinnen und Besucher am Ende des Trauergottesdiensts am Samstagabend hingestellt. Die brennenden Kerzen sollen an die Opfer des Bahnunglücks von Burgrain erinnern, das am 3. Juni kurz nach 12 Uhr so jäh die beliebte Urlaubsregion erschüttert hat.
Wer von München über die Bundesstraße 2 in diese bei Touristen so beliebte Berggegend mit dem Auto fährt, wird selbst an diesem sonnigen Samstag mit dem Schrecken konfrontiert. Nicht nur die Zugspitze, Deutschlands höchster Gipfel, begrüßt einen, sondern auch einige der Waggons des verunglückten Zugs stehen nach wie vor an jener Stelle, wo sich das Unfassbare ereignete.
Auf einmal ist die Welt eine andere
Der evangelische Münchner Regionalbischof Christian Kopp greift diesen Anblick in seiner Ansprache auf. Auch er war kurz zuvor erneut daran vorbeigekommen: "Und sofort bin ich wieder ganz mitgenommen und verzweifelt." Aus heiterem Himmel könne einen das Leben richtig schrecklich erwischen und so etwas Sicheres wie ein Zug entgleisen. Auf einmal sei die Welt eine andere.
Ein 14-jähriger Junge werde nicht mehr erwachsen werden; zwei junge ukrainische Frauen, eben erst dem Krieg entflohen, seien ebenfalls gestorben und ihre Kinder nun Halbwaisen, ergänzt Kopp. Das Vaterunser wird deshalb später auch in ukrainischer Sprache gesungen und danach in Deutsch gesprochen. Eine 51-jährige Frau aus Wiesbaden verlor ihr Leben und eine 70-jährige Frau aus dem Münchner Landkreis. Alles abgerissene Leben, die große Lücken in den Familien hinterließen.
Kopp dürfte nur zu gut wissen, was das bedeutet: "Meine Familie und ich haben vor über einem Jahr unseren Sohn verloren. Er war Mitte 20. Wenn ich an diesen Tag denke, dann ist es, als wäre es gerade eben passiert."