Bistum Augsburg

Bertram Meier sieht in Weiheaufschub auch Positives

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben - Augsburgs baldiger Bischof hofft trotz Einschränkungen durch die Corona-Pandemie auf die Fantasie des Heiligen Geistes.

Meier: "In Corona-Krise geht mir manchmal das Geistliche ab" © imago images / epd

Augsburg – Eigentlich hätte er kommenden Samstag zum neuen Bischof von Augsburg geweiht werden sollen. Doch darauf muss Bertram Meier nun wegen der Corona-Krise bis auf Weiteres warten. Im Interview sagt Meier, warum er an dem Aufschub auch Gutes entdecken kann.

Herr Prälat, warum hat das Bistum vergleichsweise lange mit der Absage des Weihetermins gebraucht?

Bertram Meier: Unser Anliegen als Diözese war, dass der ernannte Bischof möglichst bald auch zum geweihten Bischof wird und die Amtsgeschäfte übernehmen kann. Die Corona-Welle hat diesen Plan vereitelt. Von Anfang an waren wir mit den zuständigen Behörden im Dialog. Die genehmigten Teilnehmerzahlen hatten eine Dynamik nach unten: vom Limit 1.000 über 500 bis zuletzt 100. Sogar eine ganz kleine Lösung in der Kapelle des Bischofshauses mit höchstens 20 Mitfeiernden haben wir im Domkapitel angedacht. Doch dann gab es am Freitag ein Dreiergespräch nach der Vereidigung in der Bayerischen Staatskanzlei mit Kardinal Reinhard Marx und Ministerpräsident Markus Söder.

Was wurde dabei besprochen?

Meier: Dass eine Bischofsweihe ein Fest des Glaubens auch für das Volk sein soll. So könnte ein neuer Termin der Weihe irgendwann auch eine Signalwirkung haben: Das soziale und kirchliche Leben im Bistum Augsburg fängt wieder an.

Was war Ihr erster Gedanke nach Feststehen der Absage?

Meier: Ich war - ehrlich gesagt - schon traurig. Denn ich hatte mich gefreut, nicht auf eine Bertram-Meier-Fete, sondern auf den Startschuss für den Beginn meines bischöflichen Dienstes. Aber ich habe mich darüber nicht lange aufgehalten. In solchen Situationen muss man umblättern. Auch die Exerzitien, die ich als Vorbereitung auf die Bischofsweihe geplant hatte, sagte ich ab. Ich denke mir: Mein Platz ist jetzt in Augsburg. Wenn bleiben angesagt ist, kann ich nicht gehen. Die Menschen hier brauchen mich.

Kennen Sie andere Weiheabsagen?

Meier: Mir ist keine bekannt, nur ein dramatisches Ereignis im Fall eines polnischen Erzbischofs, der vor einigen Jahren anstelle seiner Amtseinführung wegen biografischer Motive den Rückzug ankündigen musste. Dann gibt es immer wieder einmal einen Aufschub der Weihe aus gesundheitlichen Gründen. Aber das ist das Leben ...

Sehen Sie an der Absage auch irgendetwas Positives?

Meier: Ja. Wenn jetzt das kirchliche Leben auf ein ganz niedriges Niveau heruntergefahren werden muss, öffnen sich neue Zeiträume. Die will ich nützen, um nachzudenken und zu beten. Es warten inhaltliche Themen im Bistum. Auch manches, was mich in den letzten Wochen bewegt hat, will ich vor den Herrn tragen und erspüren, welche Botschaft darin liegt. Zudem will ich meinem bischöflichen Motto entsprechend in dieser Krisenzeit auch nach Wegen suchen, wie ich als "Stimme des Wortes" die Frohe Botschaft unter die Leute bringen kann, auch wenn wohl liturgisches Fasten angesagt ist. Denn in dieser Corona-Krise geht mir manchmal das Geistliche ab.

Was heißt das?

Meier: Die Kirche muss sich an die Vorgaben der Behörden halten - ganz klar. Wir haben Verantwortung für die Gesundheit der uns Anvertrauten. Aber wenn wir sonst nichts sagen können als das, was in Verwaltungsanweisungen steht, ist es zu schwach. Die Leute erwarten mehr von uns.

Sie sagten direkt nach der Weiheverschiebung, Sie hofften auf die Fantasie des Heiligen Geistes, um trotz Corona die Sakramente zu den Gläubigen bringen zu können. Sind Sie schon zu kreativen Einsichten gelangt?

Meier: Ich denke an die Ansprache, die der Papst bei der Morgenmesse am 10. März im Gästehaus des Vatikan gehalten hat. Darin hat er die Priester eingeladen, auch weiter die heilige Kommunion den Menschen auszuteilen. Gerade jetzt vor Ostern hungern die Menschen danach. Wir sollten ihnen diesen Wunsch nicht ausschlagen. Natürlich mit Mundschutz, Handschuhen und gebührendem Abstand. Außerdem gibt es ja die geistliche Kommunion. Und Buße und Krankensalbung sollten möglich bleiben. Da geht es um das Heil der Seelen, unser "Kerngeschäft" als Kirche gerade in seelischer Not. Dazu arbeite ich auch just an einem "Wort der Ermutigung" mit dem Titel "Lasst einander nicht allein". (kna)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Corona - Pandemie