München – Alexander Fischhold leitet die Telefonseelsorge des Erzbistums München und Freising seit knapp zehn Jahren. An Langeweile kann sich der 46-Jährige Theologe kaum erinnern. Aber das Anruferpensum, das er uns seine ehrenamtlichen Telefonseelsorger aktuell bewältigen müssen, hat er so auch noch nicht erlebt. Von Kurzarbeit ist man hier weit entfernt. Dienste an den Telefonen kann er momentan reichlich vergeben. „Noch mehr als sonst, weil wir einfach ein unglaublich hohes Anruferaufkommen haben“, sagt Fischhold. „Das heißt, wir sind 24 Stunden am Tag mit eins, zwei, drei, vier Leuten telefonisch per Mail und in der Chatberatung erreichbar.“ Ein Angebot, das während der Corona-Krise immer wichtiger wird.
Viele andere Seelsorgseinrichtungen haben geschlossen – die Telefonseelsorge versucht auszuhelfen. Aber auch die Pandemie an sich sorgt dafür, dass sich Menschen an die Hotline wenden, sagt Fischhold: „Viele Menschen haben Angst vor Isolation, vor Einschränkungen. Alte Menschen, die ihre Enkel und Kinder nicht mehr sehen können, fürchten, dass sie noch mehr vereinsamen und das merken wir aktuell natürlich schon sehr.“ Rund 90 Ehrenamtliche und zehn Hauptamtliche arbeiten beim Seelsorgstelefon der Erzdiözese in München. Für ihre Tätigkeit durchlaufen die ehrenamtlichen Seelsorger eine einjährige Ausbildung, lernen Gesprächsführung, Beratungskonzepte und ausgewählte Bereiche der Psychologie kennen. Ein professionelles Fundament für die Arbeit am Telefon, das gerade jetzt notwendig ist, da viele Menschen auf fachliche Hilfe angewiesen sind, die sie anderswo nicht mehr bekommen.