Bischofssynode in Rom

Beginn mit konservativen Akzenten

Am Tag eins der mit Spannung erwarteten Bischofssynode zur Familie werden deutliche Akzente gesetzt. Der Papst ermuntert zu einer offenen Debatte. Das nehmen auch Konservative gerne für sich in Anspruch.

Papst Franziskus in der Synodenaula zum Auftakt der Weltbischofssynode in Rom (Bild: kna) © kna

Vatikanstadt – Der mediale Erwartungsdruck ist mit Händen zu greifen am ersten Tag der Synodendebatte in Rom. Journalisten schwirren um den Vatikan, interviewen Bischöfe, besetzen den vatikanischen Pressesaal bis auf den letzten Platz. Es ist der erste Tag einer auf drei Wochen angesetzten Folge von Debatten und Abstimmungen, mal im Plenum der 270 Synodenväter, mal in Kleingruppen von je 25 Teilnehmern. Es ist der Tag der Grundsatz-Statements. Die Leiter der Versammlung versuchen, Pflöcke einzuschlagen.

Als erster redet Papst Franziskus. Wie fast immer spricht er kurz, ist konzentriert auf das Wesentliche. Er ruft die Synodalen zu Mut und Offenheit auf und erinnert daran, dass eine Synode kein Parlament ist. Sie sei ein gemeinsamer Weg im "Geist der Kollegialität", auf dem die Kirche die Wirklichkeit "mit den Augen des Glaubens und dem Herzen Gottes" zu verstehen versuche.

Persönliche Ansichten nicht entscheidend

In einem plastischen Bild mahnt er, die Kirche dürfe ihr "Glaubensgut" nicht wie ein Museum betrachten und bewahren, sondern müsse es als lebendige Quelle nutzen, um das "Lebensgut" zu erleuchten. Zugleich erinnert der Papst die Synodalen daran, dass sie sich als Diener sehen und offen sein sollten für Überraschungen. Entscheidend seien nicht persönliche Ansichten, sondern "der Glaube an Gott, die Treue zum Lehramt, das Wohl der Kirche und das Seelenheil der Gläubigen".

Im Vergleich zum Papst wirken die Grundsatzreden des Generalsekretärs und des Generalberichterstatters langatmig und detailliert. Der erste, Kardinal Lorenzo Baldisseri, hat die schwierige Aufgabe, den Weg der Debatte seit der Synode im Oktober 2014 zusammenzufassen und dann die Spielregeln der kommenden drei Wochen zu erklären. Er zeigt auf, welch langen Vorlauf diese Synode hat und dass sie vermutlich die bestvorbereitete Bischofsversammlung seit 50 Jahren ist.

Der Generalsekretär erläutert auch den Weg der Debatten und Abstimmungen, der die Synodalen nun erwartet. Pro Woche soll einer der drei Abschnitte des Schlussdokuments bereits verabschiedet werden, aber am Ende wird auch noch einmal der Gesamttext für Änderungsvorschläge geöffnet und abermals zur Abstimmung gestellt. Dieses Verfahren dürfte für einen weiten Spannungsbogen sorgen. Und es führt dazu, dass die Textkommission wichtig wird, und dass kluges Taktieren sich bis zum Ende auszahlen könnte.

An geltende Lehre erinnert

Die ersten inhaltlichen Akzente waren unterdessen eher konservativ. Kardinal Peter Erdö gab einen Überblick über den Stand der Debatte seit der turbulenten Synodenversammlung im Oktober 2014. Die seitdem eingereichten Beiträge aus vielen Bischofskonferenzen sind in das Arbeitspapier eingeflossen. Und das sind, wie Erdö am Montag betonte, in ihrer Mehrheit Beiträge, die an die geltende Lehre der Kirche erinnern. Die Öffnungen vom Oktober 2014 sind damit nicht vom Tisch, aber sie werden eingeordnet in Glaubenslehre und Kirchenrecht. Zum Thema Homosexualität, das durch das Coming-Out eines Vatikanprälaten am Samstag viel Beachtung fand, heißt es bei Erdö schlicht: "Es gibt keinerlei Grundlage, um zwischen homosexuellen Partnerschaften und dem Plan Gottes für Ehe und Familie irgendwelche auch noch so entfernten Ähnlichkeiten oder Analogien herzustellen."

Eine gewisse Offenheit ließ Erdö beim Thema wiederverheiratete Geschiedene erkennen. Hier gebe es offene Fragen, erklärte er. Man könne aber nicht die Praxis der Ostkirchen einfach auf die katholische Kirche übertragen, denn die Auffassungen vom Ehesakrament gingen zwischen Ost- und Westkirche auseinander.

Am ersten Tag profilierte sich der Pariser Kardinal Andre Vingt-Trois als scharfzüngiger Wortführer der Konservativen. Wer erwarte, dass die Synode eine Änderung der Lehre beschließen könnte, werde nach drei Wochen enttäuscht abreisen, erklärte er. Es sei klar, dass Franziskus nicht der Melodie des Zeitgeistes folge. Der eher liberale Erzbischof Bruno Forte, der Sondersekretär der Synode, beeilte sich daraufhin zu betonen: "Wir sitzen aber auch nicht in Rom zusammen, um am Ende gar nichts zu sagen!" (Ludwig Ring-Eifel/kna)