Nach zwei Jahren Corona-Pause

Bayerns Katholiken feiern Fronleichnam wieder auf den Straßen

Mit feierlichen Gottesdiensten und Prozessionen wurde in Bayern das Fronleichnamsfest gefeiert. Kardinal Reinhard Marx sprach in seiner Predigt davon, an den Kern des christlichen Glaubens zu erinnern.

Auf dem Münchner Marienplatz feierte Kardinal Reinhard Marx einen Gottesdienst zum Fronleichnamsfest. © Kiderle

Nach zwei Jahren Corona-Pause haben Bayerns Katholiken und Katholikinnen wieder mit feierlichen Gottesdiensten und Prozessionen durch Orte und Städte das Fronleichnamsfest gefeiert. Dabei wird traditionell eine Monstranz mit der konsekrierten Hostie durch die mit Fahnen und Birkenzweigen geschmückten Straßen getragen. Die Prozession macht an mehrere Altären Halt. Auf den Wegen werden oft Blumenteppiche gelegt. Am "Hochfest des Leibes und Blutes Christi" zeigen Katholiken öffentlich ihren Glauben an die Gegenwart Christi im Sakrament der Eucharistie.

Marx: An Fronleichnam an den Kern des christlichen Glaubens erinnern

Auf dem Münchner Marienplatz dankte Kardinal Reinhard Marx beim Gottesdienst allen, die den christlichen Glauben in einer von Krieg und Krisen geprägten Zeit in die Öffentlichkeit tragen. Das seien jene, die Engagement zeigten für den Frieden, für die Versöhnung, für die Flüchtlinge aus der Ukraine sowie aus vielen anderen Teilen der Welt: "Wir reden nicht nur über die Kirche an einem solchen Tag, wir zelebrieren nicht uns selbst, sondern wir erinnern die ganze Gesellschaft an den Kern des christlichen Glaubens".

Der Erzbischof von München und Freising zeigte sich tief bewegt ob der Nachrichten aus dem Krieg in der Ukraine, der seit dem 24. Februar "von einem brutalen Aggressor entfesselt wurde". Besonders verstörend sei, dass "auf beiden Seiten getaufte Christen sind, wie es so oft in Europa der Fall war". Das erinnere schmerzlich daran, dass "Europa, der am christlichsten geprägte Kontinent der Welt", die brutalsten Kriege in der Geschichte erlebt haben dürfte.

Marx: Kirche darf Gewalt nicht zulassen

Ein "Abgrund der Gewalt und der Unterdrückung" sowie die "Zerbrechlichkeit des Lebens" seien in den vergangenen Jahren auch an vielen anderen Punkten deutlich geworden, "auch in der Kirche", so Marx. Er wies darauf hin, dass die "Macht des Bösen" immer wieder durchbreche, die sich darin zeige, "andere Menschen zu unterdrücken - sexuell oder finanziell oder geistlich".

Der Kardinal betonte, "auch wir geben ihr manchmal Raum" und "schauen nicht hin, gehen nicht frühzeitig vor gegen Gewalttäter, auch in Politik und Gesellschaft". Das gelte etwa, "wenn antisemitische Äußerungen gemacht werden, wenn Aggressionssprache da ist" und Unrecht ignoriert werde in der Hoffnung, "Hauptsache ich werde nicht behelligt". Immer neu müsse bekräftigt werden: "Wir lassen Gewalt nicht zu. Wir werden nicht diesen Mächten des Bösen das letzte Wort überlassen."

Meier: Gesellschaft braucht Stimme der Kirche

Bambergs Erzbischof Ludwig Schick erinnerte daran, dass Einsamkeit gegenwärtig ein großes Thema sei, mit dem sich auch die Politik beschäftige. Wer aber immer für den Menschen da sei, sei Gott. Dies sei aber auch ein Aufruf "an uns Menschen", dafür zu sorgen, dass niemand sagen müsse, er fühle sich von Gott und den Menschen verlassen.

In Augsburg hob Bischof Bertram Meier hervor, die Gesellschaft von heute brauche die Stimme der Kirchen, um den Menschen in ihren Ängsten um Krieg und Inflation beizustehen. "Die Politik allein schafft es nicht, die Krisen zu lösen." Das sei der Mehrwert "unseres Produktes". Denn die Kirchen hätten das Evangelium, die Frohe Botschaft, die über diese Welt hinausweise.

Fronleichnam - eine "Glaubensdemonstration"

Der Bischof bat Christinnen und Christen sich zu zeigen: "Religion ist keine Privatsache, der Glaube gehört ins öffentliche Leben." Die Gläubigen sollten nicht abtauchen, sondern deutlich machen: "Hoppla, es gibt uns! Wir sind da, um bei den Menschen zu sein." Die Fronleichnamsprozession sei "keine Macht-Demonstration", sondern ein Zeichen, "dass Gott mit uns geht", erinnerte Meier. Jeder und jede vertrete Christus auf seine und ihre ganz eigene Weise. Das Fest sei mehr als Folklore. Es handle sich um eine "Glaubensdemonstration". (kna)