Zum Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt

Bayerns Erzbischöfe werben für mehr Gemeinsamkeit der Christen

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx und Bambergs Erzbischof Ludwig Schick feierten aus Anlass des Kirchentages dezentrale Gottesdienste. Marx betonte in seiner Predigt die Bedeutung der Ökumene für die Zukunft.

Kardinal Reinhard Marx predigt in Bayerns erstem ökumenische Zentrum im Olympischen Dorf in München. © Kiderle

München/Bamberg – Bayerns katholische Erzbischöfe haben anlässlich des Ökumenischen Kirchentags in Frankfurt den gemeinsamen Kern des christlichen Glaubens hervorgehoben. Die Kirchen sollen keine Mangelperspektive einnehmen, sondern auf den Osterglauben blicken, "dass Jesus lebt und die neue Schöpfung schon jetzt angebrochen ist", sagte der Münchner Kardinal Reinhard Marx am Samstagabend in München. Bambergs Erzbischof Ludwig Schick warb für ein gegenseitiges Zutrauen, dass alle den Heiligen Geist hätten. "Ohne diese Geisteshaltung kommt es allzu schnell zu Konkurrenzkampf, zum Urteilen und auch Verurteilen."

Gottesdienst im ökumenischen Zentrum

Beide Erzbischöfe feierten aus Anlass des Kirchentags dezentrale Gottesdienste. Bei der Eucharistiefeier im Bamberger Dom stand der evangelische Dekan Hans-Martin Lechner mit am Altar. In München fand der Gottesdienst mit Marx in Bayerns erstem ökumenische Zentrum im Olympischen Dorf statt, das eine katholische und eine evangelisch-lutherische Kirche unter einem Dach vereint. Der Erzbischof und der evangelische Regionalbischof Christian Kopp gestalteten die liturgische Begrüßung und den Abschlusssegen gemeinsam. Zwischendrin fanden konfessionelle Gottesdienste statt.

Zur Ökumene gehört Freundschaft

Marx zitierte den NS-Widerstandskämpfer Alfred Delp. Der Jesuit habe kurz vor seinem Tod im Gefängnis geschrieben, wenn Christen sich nicht um die Wunden der Welt, die Armen und Schwachen kümmerten, dann werde es nicht der Weg in die Zukunft sein. "Wenn wir wirklich glauben, wir könnten in der Zukunft in unserem Land gegeneinander stehen als Christen oder nebeneinander nur herlaufen ohne innere Verbindung und ohne ökumenischen Eifer und Geist, dann wird das nicht gelingen." Die Wahrheit des Glaubens könne nicht ohne Liebe gelebt werden, so Marx. "Deswegen gehört zur Ökumene auch die Freundschaft, das Miteinander, das Bekenntnis der Wahrheit in der Liebe."

Christliche Konfessionen vom gleichen Geist getragen

Schick sagte, die christlichen Konfessionen seien wie eine Familie zu betrachten, in der alle Mitglieder seien und trotz ihrer Verschiedenheit den gleichen Familiengeist hätten. Es gebe verschiedene Vorlieben, Gewohnheiten und Lebensentscheidungen, weshalb nicht alle alles gemeinsam machen. Diese Einheit im gleichen Familiengeist mache aber die Christen fähig, den Dienst Christi an den Menschen und der Schöpfung heute zu vollziehen. "Die Kirche ist nicht für sich da, sondern um allen Menschen Gerechtigkeit, Frieden, Hoffnung und Freude zu bringen." (kna)