Predigten an Pfingsten

Bayerns Bischöfe: Auf Kraft des Heiligen Geistes vertrauen

Pfingsten sei eine Einladung in ein neues Christentum aufzubrechen, sagte Kardinal Reinhard Marx im Münchner Liebfrauendom. Die weiteren Predigten der bayerischen Bischöfe hier im Überblick.

Kardinal Reinhard Marx predigte zu Pfingsten im Münchner Liebfrauendom © Kiderle

Bayerns Bischöfe haben zu Pfingsten dazu aufgerufen, auf die Kraft des Heiligen Geistes zu vertrauen. Nach Auffassung des Münchner Kardinals Reinhard Marx geht es darum, die Welt mit neuen Augen zu sehen, die Spuren der neuen Schöpfung zu entdecken und davon zu erzählen. Das Fest sei eine Einladung aufzubrechen in eine neue Epoche, auch des Christentums, sagte Marx im Münchner Liebfrauendom. Nicht allein im Blick zurück lasse sich der Weg in die Zukunft finden, sondern in der "Neugierde und Offenheit für die größeren Möglichkeiten Gottes".

Eine pfingstlich erneuerte Kirche als Zeichen der Hoffnung

Eine Reform der Kirche habe "nichts mit 'Abschaffen' und 'Anpassen' zu tun oder mit einer rein negativen Sicht der Vergangenheit", so der Kardinal. Vielmehr sei damit die Hoffnung verbunden, mit dem Schatz der Tradition Neues zu wagen. Die Pfingstbotschaft, das Heil für alle Menschen zu verkünden, sei "unvereinbar mit Nationalismus, mit Hass gegen andere, mit Ausgrenzung und Unterdrückung". So werde auch "eine pfingstlich erneuerte Kirche zu einem wichtigen Zeichen der Hoffnung inmitten einer Welt, die Orientierung und Halt verliert und sich immer stärker bewegt hin zu Egoismen, zum Imperialismus, zu Eroberungsfantasien, zur Beherrschung anderer, zur Unfreiheit".

Heiliger Geist schenkt Hoffnung

Mit dem Wirken des Heiligen Geistes muss laut Bayerns evangelischem Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm immer gerechnet werden. Christen sollten nicht aufhören daran zu glauben. Wie der Heilige Geist wirke, lasse sich nicht erklären oder beeinflussen. Oft aber geschehe dies "überraschend und unerwartet". Er schenke Hoffnung und neues Leben, wo man eigentlich nur noch mit dem Leben abschließen könne.

Deshalb habe er die Hoffnung, dass auch dort, wo jetzt - wie in der Ukraine - der Tod zu regieren scheine, am Ende das Leben siegen werde, sagte Bedford-Strohm: Dass die Waffen im Donbass endlich schwiegen. Dass das Sterben der jungen Männer, die dort kämpften, endlich aufhöre. Dass ihre Mütter und Väter endlich keine Tränen mehr um sie weinen müssten. "Menschliches Ermessen vermag gegenwärtig kaum Hoffnung zu geben, dass das alles möglich werden könnte. Aber Gottes Geist kann das Unmögliche möglich machen", betonte der Landesbischof.

Heiliger Geist statt eigene Lobbyarbeit

Bambergs Erzbischof Ludwig Schick ermutigte dazu, in Zeiten von Krieg, Pandemie und Umweltzerstörung zum Heiligen Geist zu beten. Denn dieser wolle das Leben heiligen und heil machen. In Würzburg appellierte Bischof Franz Jung ebenfalls, sich in den Konflikten und Auseinandersetzungen des Lebens, in Kirche und Politik, auf den heilbringenden Geist Gottes zu besinnen. Nur der Blick aufs Ganze, auf Wahrheit und Wahrhaftigkeit, nur das Maßhalten und die Gewaltlosigkeit, nur das Bemühen um ein gutes Leben für alle würden langfristig die neue Welt heraufführen.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier rief dazu auf, an einer "geschwisterlichen Christuskirche" mitzuarbeiten. Angesichts der Debatten um die Situation der Kirche in Deutschland riet er zu einer Deeskalation: "Wir habe ein gemeinsames Anliegen, das uns antreibt: das Evangelium Jesu Christi nach vorn zu bringen. Da zählen weniger Eigeninteressen, sondern der Heilige Geist." Dieser solle durchkommen und nicht so sehr die eigenen Ideen, für die Lobbyarbeit geleistet werde. Grundlage für Erneuerung der Kirche sei der Glaube, so Meier.

Kirche ist eine Großbaustelle

In Passau erinnerte Bischof Stefan Oster angesichts der laufenden Sanierung des Doms Sankt Stephan, dass derzeit die ganze Kirche eine Großbaustelle sei und mitten im Umbruch stecke. Doch: "Kirche kommt zu Pfingsten zu sich selbst und erlebe ihre Geburt." In Regensburg firmte Bischof Rudolf Voderholzer am Sonntag 37 Frauen und Männer. Er erinnert in seiner Predigt daran: "Gott will uns nicht als Marionetten, sondern als Menschen, die aufrecht gehen." Der Heilige Geist macht seinen Worten zufolge sprachfähig, auskunftsfähig und mutig, den Glauben zu vertreten. (kna)