Monat der Spiritualität

„Bayern-Doc“ betet bei jedem Patienten für Behandlungserfolg

Der wohl berühmteste Arzt Deutschlands, Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, und der Benediktiner Abt Johannes Eckert sprachen am Freitagabend in Sankt Bonifaz über Religion und Medizin und der Heilung von Körper und Seele. Dabei gab es überraschende Bekenntnisse.

Stefan Eß im Gespräch mit "Bayern-Doc" Müller-Wohlfahrt und Abt Johannes Eckert. © Kiderle Kiderle

München – Etwa 200 Gäste lauschten Dr. Müller-Wohlfahrt, dem weltweit bekannten Arzt des FC-Bayern und der Fußballnationalmannschaft, der einst nach eigener Aussage ein schlechter Schüler, aber ein guter Leichtathlet war, und dem Benediktiner Abt Johannes, in dessen vielfältigen Aufgabenbereich unter anderem die Seelsorge fällt. Sie führten einen Dialog zwischen Religion und Medizin und der Heilung von Körper und Seele. Dazu eingeladen hat das katholische Medienhaus Sankt Michaelsbund und die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung München und Freising e.V. im Rahmen des Monats der Spiritualität.

Müller-Wohlfahrt: „Ich wurde sehr religiös erzogen“

Zu Beginn erzählt Dr. Müller-Wohlfahrt, der bereits seit vielen Jahrzehnten seine Praxis im Herzen Münchens führt, von seiner Kindheit. Der Ostfriese, der in einem kleinen beschaulichen Dorf aufwuchs, stammt aus einer Pastorenfamilie. „Mein Vater wollte, dass ich evangelische Theologie studiere“, erzählt der 77-jährige, „doch mir war bereits im Alter von 16 Jahren klar, dass ich Medizin studiere.“ Sein Bruder habe den Weg eingeschlagen und sei heute Theologe, erzählt er weiter. „Ich habe großen Respekt vor dem Studium der Theologie. Ich wurde sehr religiös erzogen und bin bis heute tief mit dem Glauben verbunden.“

Zeit reicht nicht aus, um jedem zu helfen

Auch Abt Johannes Eckert berichtet von seiner Jugend und der Beziehung zu Gott, die zwar von Anfang an da, aber nicht immer einfach war. So habe er sich während seiner Jugend gefragt, warum er nicht sein kann, wie alle anderen. Mit einer erfrischenden Ehrlichkeit erzählt er von seinem Werdegang, seiner Arbeit bei dem Großkonzern BMW und wie er sich letztendlich für ein Leben mit den Benediktinermönchen entschied. Vor allem von seiner Arbeit als Seelsorger berichtet er und wird dabei durchaus selbstkritisch, denn oftmals sei die Anzahl derer, die um Hilfe bitten, so hoch, dass er nicht jedem die Zeit schenken könne, die notwendig wäre.

Gottes Hand spielt bei Behandlung eine große Rolle

Erfrischend ehrlich erzählte der Mediziner, dass sein Glaube bei der Behandlung seiner Patienten eine große Rolle spiele: "Ich sehe da Gottes Hand, ich sehe da Energie und Kraft von oben." So lege er bei jedem Patienten zu Beginn der Behandlung die Hände auf die Wirbelsäule oder den Hals und halte einige Sekunden inne, um für den Behandlungserfolg zu beten. "Ich habe das noch nie jemandem erklärt", erzählt er. Auch die Patienten wüssten davon nichts: „Die meisten denken wahrscheinlich nur, dass ich mich gerade konzentriere.“

Müller-Wohlfahrt zweifelt nicht an Gott

Bei seinen Behandlungsmethoden setze er, wie er auch in seinem aktuellen Buch „Mit den Händen sehen – Mein Leben und meine Medizin“ schreibt, auf alternativmedizinische Behandlungsmethoden: „Ich stelle meine Diagnosen ohne MRT und ohne Kernspin. Ich verlasse mich bei meiner Arbeit in erster Linie auf meine Hände.“ Auch von Zweifeln sei er nicht geplagt, da sein absolutes Gottvertrauen und sein Gefühl, sein Weg sei vorbestimmt, ihn immer wieder ermutigen. „Ich lebe in der Vorstellung, ich kann immer helfen“, erzählt er während des Vortrags dem aufmerksam lauschenden Publikum.

Wie schon in den vergangenen Jahren hat der Sankt Michaelsbund (SMB), das katholische Medienhaus in der Erzdiözese München und Freising, auch heuer den November zum „Monat der Spiritualität“ ausgerufen. Das Motto lautet: „Gott begegnen“.

Auch der Direktor des Sankt Michaelsbundes und Moderator des Abends Stefan Eß hat am Ende des Abends eine Frage an die beiden Gesprächspartner: „Wohin gehen Sie, wenn Sie selbst einmal Hilfe benötigen?“ „Ich hatte viele Unfälle und Operationen, die ich überstehen musste“, erzählt Dr. Müller-Wohlfahrt. „Aber ich habe die Hoffnung nie aufgegeben und verspürte immer die Sicherheit, dass ich wieder dorthin zurückkomme, wo ich vorher war. Und das habe ich auch immer geschafft.“ Abt Johannes Eckert spricht von seiner Gemeinschaft, den Benediktinerbrüdern, seiner Familie und seinen Freunden, die auf ihn Acht gäben und wofür er dankbar sei. Außerdem habe er die Möglichkeit, monatlich zu seinem geistlichen Begleiter zu gehen. „Und außerdem beruhigt mich die Tatsache, dass ich einen guten Hausarzt habe.“

Der Abend endet mit einem langen und tobenden Applaus und einer Signierstunde Dr. Müller-Wohlfahrts – und wer nach diesem Abend noch Gesprächsbedarf hatte, fand sich im Foyer der Benediktinerabtei ein, um mit einer frischen Brezn und einem Andechser Bier über Glaube, Medizin und Spiritualität zu diskutieren. (Katharina Karl)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Monat der Spiritualität