„Das Spiel beginnt“ im Kloster Beuerberg

Ausstellung: Die Hierarchie auf den Kopf stellen

Wie Spielen und strenges Klosterleben zusammenpassen, das zeigt die eindrucksvolle neue Ausstellung "Das Spiel beginnt" im Kloster Beuerberg.

Die Besucher können zur Spielfigur zwischen Himmel und Hölle werden. © Kiderle

Beuerberg – Das Leben ist ein Spiel, in dem der Mensch, bewusst oder unbewusst, immer unterschiedliche Rollen einnimmt. Das war immer schon so – selbst im Kloster. Auch die Salesianerinnen in Kloster Beuerberg nutzten die Zeit der Rekreation, der Erholung, auch zum Spielen. „Wobei unsere Vorstellung von Spiel eine andere ist als im Kloster“, erklärt Christoph Kürzeder, Leiter des Diözesanmuseums und Kurator der neuen Ausstellung „Das Spiel beginnt“.

„Spielen im Kloster war verbunden mit einem Zweck: Eine Tugend, die die Schwester per Los gezogen hatte, begleitete sie den Monat oder das Jahr über.“ Das Los legte nicht nur fest, welchem Monats- oder Jahresheiligen samt seiner jeweiligen Tugend die Ordensfrauen folgen sollten, auch die Wahl der Klosterzelle für das kommende Jahr hing davon ab. „ Einmal im Jahr jedoch hat sich die Hierarchie auf den Kopf gestellt“, beschreibt Kürzeder das Leben im Kloster, „zu Heilig Dreikönig wurde eine Bohne in einen Kuchen gebacken. Wer das Stück erhielt, war die Bohnenkönigin.“

Diese Schwester schlüpfte in die Rolle der Königin, alle anderen spielten ihren Hofstaat, ob Hofprediger oder Leibarzt, in den entsprechenden Kostümen. Dieser bunte, prachtvolle Fundus der Salesianerinnen wird nun in der Ausstellung zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt.

"Wer sind wir in der Welt?"

Es ist dieses Spiel mit den Identitäten, mit der Rolle, die man im Leben spielt, die in dieser dritten Ausstellung in Beuerberg die den Blick über die Klostermauern schweifen lässt. Es sei doch kein großer Schritt zu den wirklich wesentlichen Fragen, meint Kürzeder. „Wer sind wir in dieser Welt, was sind unsere Rollen?“ Mit viel Liebe zum Detail, und unglaublichem Wissen rund um die Salesianerinnen hat der Museumsdirektor mit seinem Team diese abwechslungsreiche Schau auf die Beine gestellt hat, von der er selbst sagt, „das ist die schönste, die wir bislang geschaffen haben“.

Eindrucksvoll wird dem Besucher vor Augen geführt, wie sehr Rolle und Identität auch mit der entsprechenden Kleidung zusammenhängen, beispielsweise, wenn man Kurienkardinal Gerhard Müller auf einem großflächigen Bild in seinem Bischofsgewand sieht und daneben salopp gekleidet in Jogginganzug und Sandalen. Die Doppelporträts stammen aus der Serie „Kleider machen Leute“ der berühmten Photographin Herlinde Koelbl. Im Berufsgewand wirkt die ganze Aura der Porträtierten eindrucksvoller als im lässigen Privatlook.

Zwischen Himmel und Hölle

Die Suche nach der eigenen Rolle im Leben und der eigenen Identität beginnt schon in Kindesalter, wir erlernen spielend viele Lebensregeln. „Mit Monopoly lernen wir, wie Kapitalismus funktioniert“, erklärt Kürzeder. Die Salesianerinnen hingegen traten gerne die „Reise in die Ewigkeit“ an, ein Spiel, bei der es um Verdammnis oder Erlösung geht. In dieses Spannungsfeld kann sich nun auch der Besucher in der ehemaligen Schwesternkapelle begeben und zur Spielfigur zwischen Himmel und Hölle werden.

Ziel dieses Spiels ist es, von der Erde in den Himmel zu kommen, doch auf dem Weg lauern Fegefeuer und Hölle. „Felder mit Tugenden bringen einen dabei nach vorne, die mit Lastern werfen einen zurück“, erklärt Kürzeder. Das Leben werde hier nicht als Spiel begriffen, sondern habe den Anspruch, dass man sich auch bewähren müsse, meint Kürzeder. Die ehemalige Schwesternkapelle wird dabei zur wunderbaren Bühne, umhüllt von lebensgroßen gemalten Darstellungen des Himmels und der Hölle des Bühnenbildners Christian Sedelmayer.

Der Tod als Spielverderber

Das Team um Christoph Kürzeder hat auch Überraschendes im Kloster gefunden: das Skript eines von den Beuerberger Schwestern selbstgeschriebenen Theaterstücks. Auch hier sind sie gerne in andere Rollen geschlüpft. Zuschauer waren allerdings nur die Schwestern selbst oder ihre Schülerinnen, die das Internat besuchten.

„Das Spiel ist aus“ heißt es am Ende der Ausstellung. In dem Raum, in dem früher die toten Schwestern aufgebahrt waren, tanzen leichtfüßige Scherenschnitt-Skelette, auf Leinwand projeziert, im Kreis. „Tragikomisch, denn der Tod holt jeden“, sagt Johanna Eder, Kunstvermittlerin im Diözesanmuseum. Egal, wo man in der Hierarchie steht. Im Tod sind alle gleich.

Bis Oktober zu sehen

Die Ausstellung „Das Spiel beginnt“ des Diözesanmuseums Freising in Kloster Beuerberg (Königsdorfer Straße 7) ist bis 7. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten: mittwochs bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr, Führungen für Schulklassen und Gruppen können unter Telefon 08161/48790 oder unter info@dimu-freising.de gebucht werden.

Die Autorin
Susanne Hornberger
Münchner Kirchenzeitung
s.hornberger@michaelsbund.de