Ökumenischer Kirchentag in GAP

Aufbruch in die Zukunft

Unter dem Motto "Ihr seid das Salz der Erde" hat diese Woche ein Ökumenischer Kirchentag in Garmisch-Partenkirchen stattgefunden. Eine "Lange Nacht der Kirchen", verschiedene Konzerte und eine Podiumsdiskussion - das Programm war vielfältig...

Podiumsdiskussion beim Ökumenischen Kirchentag in Garmisch-Partenkirchen (Bild: Regina Wahl-Geiger) © Regina Wahl-Geiger

Bisherige Programmhöhepunkte:

Begonnen hat der Ökumenische Kirchentag in Garmisch-Partenkirchen am Mittwochabend mit einer "Langen Nacht der Kirchen". Dabei stand alles unter dem Thema des Kirchentags: "Ihr seid das Salz der Erde". In Sankt Michael in Burgrain feierte man unter dem "Thema Salzstraßen" eine ökumenische Andacht für Kinder, es wurde Stockbrot gebacken und ein Film angeschaut. In der evangelischen Johanneskirche in Partenkirchen fand eine Bibellesenacht statt und in der Alten Kirche in Garmisch eine Nacht der Lichter mit Taizé Gesängen.

Am Donnerstag, gab es verschiedene Stationen zum Beten und Meditieren, einen "salzigen Kinonachmittag" in der Katholischen Jugendstelle, Höhepunkt aber war eine Podiumsdiskussion im Olympiasaal des Kongresshauses. Ihr Thema: "Ihr seid das Salz der Erde" - Was heißt Zukunft der Kirche?

 

Podiumsdiskussion:

„Ich freue mich, dass so viele Salzkörner da sind“, begrüßte Wolfgang Küpper, Redaktionsleiter für Kirche und Religion beim BR. Im Rahmen des Ökumenischen Kirchentags in Garmisch-Partenkirchen moderierte er die Podiumsdiskussion „Ihr seid das Salz der Erde – Aufbruch in die Zukunft der Kirche“, zu der zahlreiche Besucher im Olympiasaal des Kongresszentrums in Garmisch-Partenkirchen erschienen waren. Und Küpper stieg gleich mit einer provokanten Frage an die vier Diskussionsteilnehmer ein: „270.000 Austritte aus der katholischen Kirche im letzten Jahr, bei den evangelischen waren es nur geringfügig weniger. Sind wir gottloser geworden?“, fragte Küpper. Pfarrer Dr. Norbert Roth von der evangelischen Gemeinde Sankt Matthäus in München sieht das differenziert. „Der Gottesdienstbesuch steigt“, sagte er und wunderte sich über diese Diskrepanz. Die Institution der Kirche müsse sich ändern, so der Pfarrer.

Dem schloss sich Professor Johanna Rahner, Dozentin für Dogmatik an der Hochschule in Tübingen an. Für sie ist eine Änderung der klassischen Fragen entscheidend. „Ein Christ ist nicht nur der, der Sonntags in die Kirche geht“, sagte sie nachdrücklich. Unabhängig vom Austritt aus der Kirche seien laut Umfrage 70 % der Deutschen Christen, so die Professorin. „Man darf hier nicht einteilen in Kirchgänger und Nichtkirchgänger“, sagte Rahner.

Einen Schritt weiter ging der Missiologe Prof. Johannes Reimer. Der Austrittstrend sei in der Angelikanischen Kirche gestoppt worden, indem man die Bindungen an Formen unterbrochen habe, so Reimer. „Es findet derzeit ein Umbruch statt. Aber das Christentum hat es immer geschafft sich an die Kultur anzupassen“, sagte der Missiologe.

Das wünschte sich auch Dr. Sigrid Meierhofer, Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen. Sie habe in ihrer Jugendzeit so einige Probleme mit der Reglementierung der katholischen Kirche gehabt. „Wo blieb da das Individuum“, fragte sie in die Runde. Für die drei anderen Beteiligten war genau das der Kernpunkt, der vor allem von Papst Franziskus als Ziel angesehen wird. Die allgemeine Botschaft ist es „den Menschen würdigen“. Pfarrer Roth sieht es ganz klar: „Das Individuum steht vor Gott. Die Kirche sind wir“.

Johanna Rahner sieht in der Kirche der Zukunft ein offenes Leben des Glauben, wobei Respekt und Toleranz die wichtigsten Begriffe sind. Und für Johannes Reimer bedeutet die Botschaft der Würdigung des Menschen. „Man kann Christus nur nachfolgen, wenn man ihm im Alltag folgt“, sagte er. Viele Menschen würden bei der derzeitigen Welle an Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge genau diese Kernbotschaft erfüllen, so der Missiologe. Für ihn ist es überraschend, dass unter den Flüchtlingen viele Neukonvertierte sind. „Es wird von Woche zu Woche getauft“, sagte Reimer. Mit großem Optimismus könne man in die Zukunft schauen. „Gott öffnet derzeit die Welt – das Christentum entwickelt sich“.

 

Programm am Freitag und Samstag:

Am Freitag Nachmittag fand ein "Salziges Stationenspiel" für Kinder auf dem Spielplatz statt, in der Katholischen Jugendstelle konnten Jungen und Mädchen ihr eigenes Kräutersalz herstellen und damit im Anschluss gemeinsam kochen. In Sankt Martin in Garmisch fand abends die "Lange Nacht der Chöre" statt. Der Ökumenische Kirchentag endete am Samstag mit einem Ökumenischen Abschlussgottesdienst im Kurpark und einem Ökumenischen Kinderwortgottesdienst. (sts/Regina Wahl-Geiger)