München - Auch nach gut 25 Jahren als Pfarrer von St. Maximilian in München gehen Pfarrer Rainer Maria Schießler die kreativen Ideen für seine pastorale Arbeit nicht aus. Weil die für ihre architektonische Form bekannte Kirche am Isarufer wegen der Entsorgung asbesthaltiger Baustoffe ab Februar für mindestens neun Monate gesperrt wird, hat sich der beliebte Münchner Pfarrer alternative Orte für die Sonntagsgottesdienste überlegt. Ab der Fastenzeit Ende Februar ist jeweils sonntags um 11 Uhr eine Eucharistiefeier an bekannten, profanen Orten in München geplant.
Heilige Messe im Club
Zusagen hat Schießler bereits von der Alten Kongresshalle (Gottesdienst unter anderem an Palmsonntag) und vom Hofbräuhaus, zudem wird er auch auf dem Nockherberg predigen. Angefragt seien außerdem das Deutschen Museum und die Discothek "Harry Klein". Für den Sommer seien auch viele Freiluftmessen geplant, vor allem außen am Hauptportal der Maximilianskirche. Dort geht es auch schon zur kalten Jahreszeit los, an Aschermittwoch steht etwa ein Wortgottesdienst mit "Palmbuschn-Verbrennen, Aschenweihe und Segnung" auf dem Programm, berichtet Schießler gegenüber mk online.
Die Idee sei aus der Not heraus geboren, aufgrund des mangelnden Platzangebots in der Korbinianskapelle. Diese befindet sich in St. Maximilian und kann während der Bauarbeiten für Gottesdienste genutzt werden, sie bietet aber zu Coronazeiten nur rund 20 Gläubigen Platz. Als weiterer Ausweichort steht der Pfarrei zwar auch St. Jakob am Anger, die Klosterkirche der Armen Schulschwestern, zur Verfügung - aber auch dort können die Sonntagsgottesdienste nur 80 Menschen besuchen. Eine Zahl, die Schießler auch unter den geltenden Abstands- und Hygienegeboten in der Stammkirche locker übertrifft.
Den Gläubigen trotz Corona etwas bieten
Deshalb habe man entschieden, noch einen zusätzlichen Gottesdienst an wechselnden Orten für mindestens 100 Besucher anzubieten. "Wir können nicht den Leuten ein ganzes Jahr lang sagen, ihr dürft nicht kommen", so der Pfarrer. Viele Gläubige pilgerten nach St. Max wegen der besonderen Atmosphäre, und diesen wolle man trotz Corona etwas bieten.
Begleitet wird die Gemeinde bei ihrer "Nomaden-Tour" durch München im Übrigen von einer geschnitzten, sitzenden Christkönigsfigur. "Wie das Volk Israel auf dem Weg durch die Wüste begleitet uns dieser Christus auf unserem Weg durch die Asbest-Isolation", erklärt Schießler schmunzelnd.