Antisemitismus

Dachauer Klosterfrauen bekommen Hetzbrief

Nicht nur die Ordensfrauen haben Briefe erhalten: Seit zwei Jahren wurden Hunderte in ganz Bayern verschickt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Der Hetzbrief ist an das Karmeliterkloster in Dachau adressiert. © IMAGO / Michael Westermann

Dachau – Ein antisemitischer Hetzbrief aus anonymer Feder ist im Briefkasten des Karmelitinnenklosters an der KZ-Gedenkstätte Dachau gelandet. "Der Inhalt dieses Briefes ist, vorsichtig ausgedrückt, unmöglich", sagte eine Ordensfrau der "Süddeutschen Zeitung" (Online-Ausgabe Montag). Das Kloster habe Anzeige erstattet. Der Bericht zitiert den Fürstenfeldbrucker Kripochef Manfred Frei. Demnach erfüllt der Inhalt des Schreibens den Tatbestand der Holocaust-Leugnung.

Briefe gingen auch an andere Einrichtungen und Kommunalpolitiker

Der zentrale Antisemitismus-Beauftragte der Bayerischen Justiz, Oberstaatsanwalt Andreas Franck, habe das Verfahren an sich gezogen. Laut SZ sind der Polizei inzwischen 203 identische Briefe bekannt, die seit September 2020 über das Briefzentrum 82 in Starnberg an Adressen in ganz Bayern versandt wurden. Auch Mitarbeiter der evangelischen Versöhnungskirche an der KZ-Gedenkstätte sowie andere Einrichtungen und Kommunalpolitiker hätten das Schreiben erhalten. Eine heiße Spur zum Verfasser gebe es trotz intensiver Fahndung bisher nicht. Die Ermittler vermuteten, dass es sich um eine einzelne ältere Person handle.

Der Brief an den Karmel Heilig Blut sei an Priorin Schwester Irmengard Schuster adressiert gewesen. Als Absender sei einer von acht bereits verwendeten Alias-Namen angegeben worden, alle hätten einen Bezug zur NS-Zeit. Das Schreiben sei im Kloster vor anderthalb Wochen eingegangen, nachdem es seit Februar keine solchen Briefe mehr gegeben habe. (kna)

Karmeliterkloster in Dachau


Das Karmelitinnenkloster Heilig Blut Dachau wurde 1964 neben dem ehemaligen KZ-Gelände errichtet. Intention der Gründerin, einer Ordensfrau aus Bonn, war es, den Ort einstigen Grauens zu einer Stätte des Opferns und des Gebetes zu machen. Die Marienstatue stammt aus dem ehemaligen Priesterblock des Konzentrationslagers. In Dachau errichteten die Nazis 1933 ihr erstes KZ, das zum Vorbild für alle anderen wurde.  Bis zur Befreiung am 29. April 1945 waren mehr als 200.000 Menschen aus ganz Europa dort eingesperrt, mehr als 40.000 von ihnen starben. Unter den Häftlingen waren auch viele Geistliche aus verschiedenen Religionen, die größte Gruppe waren katholische Priester aus Polen.