Auslegung Evangelium

Am vierten Advent steht die Frohe Botschaft im Vordergrund

In den ersten drei Evangelien im Advent war die Stimmung ziemlich mies. Am vierten Adventssonntag sieht das anderes aus.

Wer diesen Jesus verpasst, der versäumt die Chance seines Lebens - das liest Chefreporter Alois Bierl aus dem Evangelium zum vierten Advent heraus. © Sergio Yoneda - stock.adobe.com

Na also, geht doch! An den ersten drei Adventssonntagen war die Stimmung in den Evangelien ziemlich mies. Schlimme Prophezeiungen und ein mürrischer Johannes der Täufer. Am vierten Adventssonntag ist das anders. Da ist das Evangelium zum einen nüchtern, zum anderen voll Wärme und Freundlichkeit, ja sogar Zärtlichkeit. Es steht wieder bei Matthäus gleich im ersten Kapitel. Josef hat festgestellt, dass seine Verlobte schwanger ist, aber nicht von ihm. Doch Josef glaubt einem Engel, der ihm im Traum offenbart, dass dieses Kind von Gott kommt. Dass es ein kleiner Mensch ist, aber einer, der alle menschlichen Grenzen und Vorstellungen sprengt. Und Josef kann die Ankunft dieses Kindes annehmen. Er vertraut seinem spirituellen Radar mehr als allen scheinbar offenliegenden und unwiderlegbaren Fakten.

Josef ist ein stiller Held

Aber bereits vor diesem Traum hat sich Josef vorgenommen, dem ihm anvertrauten Menschen, Maria, nicht schaden zu wollen, sie nicht der öffentlichen Verurteilung auszusetzen.  Ein Mensch, der aus Liebe und Rücksichtnahme auf einen anderen keine Genugtuung verlangt. Josef ist ein stiller Held, keine stimmgewaltige prophetische Natur, der seine Bestimmung lebt, weil er auf Gott vertraut und Gottes Sohn gegen alle Bedenken empfängt. Darum finde ich es so geschickt, wie die Adventsevangelien in diesem Jahr, dem sogenannte Lesejahr A aufgebaut sind, das die Frohe Botschaft nach Matthäus in den Vordergrund rückt.  Die Mahnungen an den ersten drei Sonntagen können Leser verdrießen. Aber am vierten Adventssonntag wird klar, welche Botschaft sie haben. Sie sagen: Wer diesen Jesus verpasst, versäumt die Chance seines Lebens für sich und andere. Am Heiligen Abend macht es der Evangelist Lukas dann mit einem Satz klar: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren, er ist der Christus, der Herr.“ Also dann, eine gute Weihnachtszeit!

Evangelium zum vierten Advent: Matthäus 1,18-24


Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.  Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.  Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.  Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat:  Siehe: Die Jungfrau wird empfangen / und einen Sohn gebären / und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, / das heißt übersetzt: Gott mit uns.  Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.

Der Autor
Alois Bierl
Chefreporter Sankt Michaelsbund
a.bierl@michaelsbund.de