Moralische Instanz der CSU

Alois Glück wird 80

Landespolitiker, katholischer Laie in vorderster Linie, Umweltschützer. In seinem Leben hat Alois Glück sich für viele Themen engagiert. Heute wird er 80 Jahre alt.

Alois Glück feiert seinen 80. Geburtstag. © SMB

Traunwalchen – Mit vier Jahren verlor Alois Glück den Vater im Krieg, bereits als junger Mann übernahm der gelernte Landwirt den elterlichen Hof. Die Jugend des Jubilars war von Pflicht und Disziplin bestimmt. Eine Heimat fand Glück in der Katholischen Landjugend, die ihn nachhaltig prägte: „Hier habe ich eine andere Art von Glauben erlebt. Der Glauben meiner Kindheit war mehr Droh- als Frohbotschaft!“ bei der Landjugend habe er auch seine ersten politischen Erfahrungen gesammelt, weil die Landjugend sehr engagiert gewesen sei, etwa in den Fragen der Entwicklung des ländlichen Raumes. Eine „Vorschule für seinen politischen Weg“ nennt Alois Glück diese Zeit als Landessekretär bei der Jugendorganisation.

Dieser politische Weg führte steil nach oben. 1970 wurde er für die CSU in den Landtag gewählt. Anfangs war Glück Mitglied im Sozialauschuss, weil einige dienstältere Abgeordnete den Weg in den Agrarausschuss versperrten. Das passte Glück gar nicht aber im Sozialausschuss beriet er den Landesbehindertenplan mit. Zu diesem Projekt hatte der junge Politiker einen besonderen Bezug: eine Schwester, die an den Rollstuhl gefesselt war und einen schwerbehinderten Sohn.

Seinen eigentlichen Interessen konnte er jedoch bald nachgehen: ab 1974 leitete er den Ausschuss für Landesentwicklung und Umweltfragen. Bis heute hat dieses Interesse an der Entwicklung der Heimat unvermindert angehalten, Glück hat die Umweltpolitik in Deutschland maßgeblich geprägt. So hat ihn Ministerpräsident Markus Söder wieder auf die politische Bühne geholt: als Moderator eines Rundes Tisches, der nach dem erfolgreichen Volksbegehren zum Artenschutz in Bayern („Rettet die Bienen“) zwischen Umweltschützern und Bauern vermitteln sollte.

Insgesamt 15 Jahre war der gebürtige Chiemgauer Chef der CSU-Fraktion im Landtag. 2003 wurde er zum Landtagspräsidenten gewählt. Glück gilt seit langem als die moralische Instanz seiner Partei und hat sich den Ruf des „wandelnden Vermittlungsausschusses“ erworben. Weil er die offene Diskussion schätzt, nicht polarisiert und auch dem politischen Gegner den Respekt entgegenbringt, der vielen Politikern fehlt. Bei all seinen Ämtern hat er seine Kraft aus dem Glauben geschöpft, sagt er: „Vor allem aus den Impulsen, die ich von zwei ehemaligen Jesuiten bekomme habe, in erster Linie für meine Arbeit als Führungskraft und die Spiritualität in der Verantwortung und für Menschenführung.“ Er sei ein Suchender, erklärt Glück, habe sich immer wieder auch mit Meditation befasst, bis hin zu Yoga und Zen.

Weil es einfach die zupackende Art von Alois Glück ist, hat er es aber nie bei innerer Einkehr belassen: sein kirchliches Engagement führte ihn 1983 ins Zentralkomitee der deutschen Katholiken, hier arbeitete er in letzten Jahren seiner Mitgliedschaft bis 2015 als Präsident. In dieser Zeit war Glück ein starker Befürworter einer Vielfalt von Glaubenswegen und Frömmigkeitsformen. Und wurde gerade deswegen immer wieder desillusioniert von den Abläufen in der Kirche. Er habe in seiner Zeit im Zentralkomitee sehr stark die Spannungen innerhalb der Kirche gespürt, die bis in die Bischofskonferenz hineinwirkten. Spannungen zwischen Laien und der „Amtskirche“ und zwischen reformbejahenden und beharrenden Kräften. Und er habe durch Besuche in Rom auch erfahren, dass in der Kirche „unterirdisch“ agiert werde. „Die Wege zur Entscheidungsfindung und oft auch Begründungen für Entscheidungen werden oft nicht geliefert, weil man ja kraft Amt und Weihe autorisiert ist.“ Er sei oft traurig und entmutigt wieder aus Rom zurückgekommen.

Ein wenig positiver sieht er die augenblicklichen Entwicklungen in der deutschen Kirche. Beim Synodalen Weg ist ihm vorsichtiger Optimismus anzumerken. Dieser Prozess werde eine Lernerfahrung sein und habe gleichzeitig seine Grenzen in der Wirkung auf die Weltkirche. „Aber dieser Prozess ist unglaublich wichtig für die Glaubwürdigkeit der Kirche und für die Freisetzung von Geist – der Geist weht, wo er will!“ Man dürfe nicht den Fehler machen, sich zurückzuziehen, wenn das Erwünschte nicht gleich erreichbar sei.

Da sind sie wieder, die Eigenschaften, die Alois Glück sein ganzes politisches und sein ganzes Glaubensleben getragen haben: Geduld, Ruhe und – Beharrlichkeit.

Der Autor
Willi Witte
Radio-Redaktion
w.witte@michaelsbund.de

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