Wenn Gjovalin Delia arbeitet, dann sprühen Funken. Mit dem Feuer lässt er das Metall weich werden bis es glüht. Die dumpfen Schläge des Hammers verwandeln die Metallstange dann ein kleines Kunstwerk. Ein geschwungener Schnörkel entsteht. Delia bezeichnet sich selbst als Künstler: Er hat Malerei studiert, heute macht er Kunst aus Metall. Die Werkstatt des 29-Jährigen befindet sich in einem Ort nahe der Stadt Shkodër im Norden von Albanien. Sie ist geräumig, hat hohe Decken, große Werktische und Regale, auf denen Material und Werkzeug lagern. Auf einer breiten Tafel hat er mit Kreide Skizzen gemalt. „Das sind die besten Bedingungen, um sich in dieser Arbeit zu entfalten“, sagt er.
Dass er all das sein Eigen nennen darf, war vor ein paar Jahren noch nicht vorauszusehen. Viele junge Menschen verlassen Albanien mit der Hoffnung, in Westeuropa ein besseres Leben aufzubauen. Auch Delia ging. Doch er kam als einer der wenigen zurück.
Die junge Generation verlässt das Land
Albanien hat, gemessen an seiner Bevölkerung, nach Bosnien und Herzegowina den zweithöchsten Auswanderungsanteil in den osteuropäischen Staaten. Laut einer Erhebung der Vereinte Nationen (UN DESA) haben seit dem Ende der kommunistischen Zeit 1990 innerhalb von dreißig Jahren rund 1,3 Millionen Menschen das Land verlassen. Das sind mehr als dreißig Prozent. Heute leben weniger als drei Millionen Menschen in Albanien. Das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis richtet den Fokus seiner diesjährigen Pfingstaktion auf diese Problematik. Unter dem Leitwort: „Sie fehlen. Immer. Irgendwo“ soll auf die Lücken, die auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft in Osteuropa entstehen, hingewiesen werden.
Pfingstaktion von Renovabis: Bleibeperspektiven schaffen
Für den Hauptgeschäftsführer von Renovabis, Pfarrer Thomas Schwartz, ist es wichtig, dass bei diesem Thema nicht nur die deutsche Situation in den Blick genommen wird, sondern auch die Situation in den Herkunftsländern: „Für uns bei Renovabis stellt Einwanderung generell etwas Gutes dar und ist ein Recht, das wir verteidigen müssen. Wir dürfen aber nicht die Augen vor den Problemen verschließen, die Auswanderung in den Ländern verursacht, aus denen die Menschen zu uns kommen.“
Die Gründe, weshalb die junge Generation geht, sind vielfältig: Albanien gehört immer noch zu den ärmsten Ländern Europas und hat bis heute mit vielen Problemen wie hoher Arbeitslosigkeit, Korruption, organisierter Kriminalität und einem schwachen Sozialsystem zu kämpfen. Die Löhne sind gering, die Lebenshaltungskosten hoch, sodass vor allem junge Menschen in ihrem Land keine Zukunft sehen. Aus diesem Grund unterstützt Renovabis auch Projekte und Initiativen vor Ort, die sich dafür einsetzen, Bleibeperspektiven zu schaffen. Zum Beispiel: Start-ups.