Beginn des Ramadan

"Adventszeit für Muslime"

Auch in Oberbayern beginnt für Muslime ab heute die Fastenzeit, der Ramadan. „Der Ramadan ist durchaus zu vergleichen mit der Adventszeit und dem Weihnachtsfest“, erklärt Gönül Yerli vom Islamischen Forum Penzberg.

Gönül Yerli vor der Moschee in Penzberg (Bild: Sankt Michaelsbund) © Sankt Michaelsbund

Penzberg/München – Ab heute will Gönül Yerli von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang fasten. Bis zum Ende des Ramadan am 4. Juli. Das bedeutet, am Tag nicht nur auf Essen, sondern auf alle menschlichen Genüsse, sogar auf das Trinken zu verzichten: „Das geht konkret so, dass sogar darauf geachtet wird, beim Zähneputzen kein Wasser zu verschlucken“, erzählt die 39jährige Vizedirektorin des Islamischen Forums Penzberg. Kranke, Kinder, Schwangere und Reisende sind von diesem beweglichen Fastenmonat, der nach den Mondphasen berechnet wird, ausgenommen oder können die Abstinenztage nachholen.

Zeit der Besinnung

Ramadan bedeutet „heißer Monat“ und erinnert an die Zeit, in der die Offenbarung des Korans begonnen hat: „Wenn man sich das plastisch vorstellen möchte, kann man das vergleichen mit der Ankunft Jesu hier auf Erden“, sagt Yerli, die islamische Religionspädagogik studiert und sich auch ausführlich mit katholischer Theologie beschäftigt hat. Insofern sei der Ramadan „durchaus zu vergleichen mit der Adventszeit und dem Weihnachtsfest“. Für die gebürtige Tegerseerin ist der Ramadan selbstverständlich „mehr als einfach zu hungern“. Im Islam diene „diese Zeit der Besinnung, in der wir Muslime uns stark zurücknehmen". Besonders stark im Vordergrund stehe „die Solidarität mit den armen und bedürftigen Menschen“. Etliche muslimische Gemeinden würden in dieser Zeit auch die Begegnung mit anderen Religionen suchen. Zum allabendlichen Fastenbrechen nach Sonnenuntergang sind oft auch Andersgläubige eingeladen. Traditionell beginnt dieses Fastenbrechen immer mit einer Dattel: „Dann kommt eine leichte Suppe, also zunächst einmal Flüssigkeit, anschließend wird eine Gebetspause eingelegt. Nach dem Gebet gibt’s dann den Hauptgang und die Süßspeise darf natürlich nicht fehlen.“ Noch wichtiger sei aber das gute und freundliche Zusammensein der Menschen. (alb)