Andechs – Nicht alle, aber sehr viele Wege führen nach Andechs. Aus allen Himmelsrichtungen und zu allen Jahreszeiten kann man zum „Heiligen Berg“ des Fünfseenlands hinaufziehen – auf breiten Straßen, versteckten Pfaden und ausgeschilderten Wanderwegen; vom Ammersee steil hinauf, vom Starnberger See herüber oder von viel weiter her. Ebenso vielfältig sind auch die Gefühlslagen, die einen manchmal auf den letzten Schritten zur Klosterkirche begleiten: triumphal oder demütig, euphorisch oder abgekämpft, neugierig oder in Gedanken versunken, dankbar oder zweifelnd.
Wer Andechs kennt und schon ausgiebig auf dieser Klaviatur der Emotionen gespielt hat, weiß: Das ist nicht nur ein Ausflugsziel, das ist nicht nur ein Kloster, und – auch diesem Irrglauben sei hier widersprochen – das ist nicht nur ein Bräustüberl. Andechs ist ein ganzer kleiner Kosmos; ein Ort, der über sich selbst hinaus ausgreift, ausstrahlt. Wirklich zu verstehen ist das wohl nur, wenn man sich behutsam „eigenfüßig“ annähert und hinwandert, anstatt zu fahren. Dann kann die Seele Schritt halten, und schon unterwegs eröffnen sich so manche Geheimnisse und Schönheiten – oft sind es wichtigere als am Ende der Tour!
Riesige Schweinshaxen
Dazu kommt, dass der weithin bekannte Hügel mit dem Benediktinerkloster für sich genommen auch ein Ort der enttäuschten Erwartungen sein kann. Schon manch ein suchender, sensibler Geist ging dort oben im internationalen Biergartentrubel eines Feiertags-Massenansturms unter, und nicht wenige fühlen sich von der bayerisch-barocken Symphonie aus Rokoko-Stuck, Marienfrömmigkeit, Bockbier und riesigen Schweinshaxen überfordert. Daher sei Neulingen neben dem Rat, zu wandern, ein Zweites mit auf den Weg gegeben: Vielleicht ist es gut, den Gang nach Andechs lieber doch nicht mit allzu hehren Vorstellungen und vergeistigter Attitüde anzutreten, sondern zunächst einmal tatsächlich „nur“ ein Ausflugsziel, ein Kloster, ein Bräustüberl zu erwarten. Insgeheim darf man ja offen sein für mehr...